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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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der geschäftigen Stadt kamen sie in unbewohntes Land, obwohl es nur noch dreizehn Meilen bis zur Servianischen Mauer von Rom waren. Das saftige Weideland zu beiden Seiten der Straße gehörte dem jungen Ritter Titus Sertius Gallus, der so reich war, daß er den vielen Kaufangeboten leicht widerstehen konnte. Die Wiesen waren braun gesprenkelt von den schönen Pferden seiner Zucht, seine luxuriöse Villa aber lag so weit abseits der Straße, daß man sie auch nicht von Ferne sehen konnte. Das einzige Gebäude an der Straße war eine kleine Taverne.
    »Da kommt uns eine größere Gruppe entgegen«, bemerkte Schola.
    Clodius grunzte nur und gab mit erhobener Hand das Zeichen, die Straße zu verlassen.
    Die ganze Gruppe wich auf die grasbewachsene Böschung aus, wie es Brauch war, wenn zwei Parteien sich begegneten, von denen eine mit Wagen unterwegs war und die andere nicht.
    »Sampsiceramus mit seinem Harem!« sagte Gaius Clodius.
    »Nein!« sagte Pomponius, als die andere Gruppe näherkam. »Das ist ja eine kleine Armee! Seht doch, alle mit Brustpanzer!«
    In diesem Moment erkannte Clodius den Mann, der an der Spitze ritt: Marcus Fustenus. »Cacat!« rief er. »Es ist Milo!«
    Schola, Pomponius und Gaius Clodius zuckten zusammen, die Farbe wich aus ihren Gesichtern. Doch Clodius trat sein Pferd in die Flanken.
    »Los! Wir müssen vorbei, so schnell wir können!«
    Das carpentum mit Fausta, Milo und Fufius Calenus fuhr genau in der Mitte des Zuges. Clodius lenkte vorsichtig sein Pferd auf die Straße, blickte finster in den Wagen und ritt vorbei. Als er sich ein paar Schritte weiter umdrehte, sah er, daß Milo den Kopf aus dem Fenster streckte und ihm böse hinterherstarrte.
    Es war ein langes Spießrutenlaufen. Clodius hatte es schon fast hinter sich gebracht, doch als er auf der Höhe der rund hundert schwerbewaffneten Reiter am Ende von Milos Zug angekommen war, begann der Ärger. Clodius selbst konnte noch problemlos passieren. Als seine dreißig Sklaven ihm aber folgen wollten, scherte Milos Leibwache aus und verstellte ihnen den Weg. Mehrere von Milos Männern hatten Speere, die sie Clodius’ Pferden heftig in die Flanken rammten. Schon lagen ein paar Sklaven am Boden, andere zogen fluchend ihre Schwerter und schlugen um sich. Clodius und Milo haßten sich — aber ihre Männer haßten sich noch viel mehr.
    »Weiter!« schrie Schola, als Clodius die Zügel zog. »Laß sie, Clodius! Wir sind vorbei, reite weiter!«
    »Ich kann meine Männer nicht im Stich lassen!« Clodius brachte sein Pferd zum Stehen und wendete.
    Die beiden letzten Reiter in Milos Zug waren Milos bewährteste Schläger, die ehemaligen Gladiatoren Birria und Eudamas. Als Clodius umdrehte, um seinen Männern zu Hilfe zu eilen, hob Birria den Speer, zielte und warf.
    Die wie ein Blatt geformte Spitze traf Clodius mit solcher Wucht in die Schulter, daß er vom Pferd gerissen wurde und auf die Straße fiel. Er blieb auf dem Rücken liegen, beide Hände um den Schaft des Speeres geklammert. Seine drei Freunde sprangen von den Pferden und rannten zu ihm hin.
    Geistesgegenwärtig riß Schola ein großes, viereckiges Stück von seinem Mantel und faltete es zu einer Kompresse. Dann nickte er Pomponius zu. Im selben Moment, als Pomponius den Speer herauszog, drückte Schola den provisorischen Verband auf die jetzt heftig blutende Wunde.
    Während Schola den Verband festhielt, richteten Pomponius und Gaius Clodius ihren Freund auf und zogen ihn im Laufschritt die Straße entlang zu der etwa zweihundert Schritt entfernten Taverne.
    Milos Zug hatte angehalten. Milo selbst stand mit gezogenem Schwert vor seinem Wagen und starrte zur Taverne. Seine Leibgarde hatte mit Clodius’ Sklaven kurzen Prozeß gemacht; elf waren tot, einige krochen schwerverletzt über das Gras, der Rest war über die Wiesen geflohen. Fustenus eilte zu ihm.
    »Sie haben ihn in die Taverne dort gebracht«, sagte Milo.
    Aus dem carpentum hinter ihm drang hysterisches Geschrei und Gekreische. Milo steckte den Kopf durch das Fenster und sah, wie Calenus und sein Diener vollauf damit beschäftigt waren, Fausta und deren Dienerin zu beruhigen. Gut. Calenus war beschäftigt, er würde nicht aussteigen, um nachzusehen, was draußen los war.
    »Bleib im Wagen!« sagte Milo zu Calenus. »Clodius. Es ist zum Streit gekommen. Er hat angefangen, und wir beenden ihn jetzt.« Er trat zurück und nickte Fustenus, Birria und Eudamas zu. »Kommt!«

    Als die Auseinandersetzung auf der Straße begonnen

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