Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Morag und der magische Kristall

Titel: Morag und der magische Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn A. Nelson
Vom Netzwerk:
und eilte hinter Bertie und Aldiss her. Obwohl es noch immer sehr kalt war, fror sie nicht. Nachdem sie über die Dünen gelaufen war, war ihr heiß, und sie war verschwitzt und atemlos. Die stürmische Seeluft peitschte ihr Sand in die Augen, aber sie lief weiter, dankbar dafür, dass es zumindest aufgehört hatte zu regnen.
    Als Bertie plötzlich stehen blieb und den Flügel hob, kam es ihr so vor, als sei eine halbe Ewigkeit vergangen. Keuchend blieb auch Aldiss stehen und Morag mit ihm.
    »Wir sind da«, sagte Bertie. »Schaut!«
    In der mondbeschienenen Dunkelheit konnte Morag gerade noch den kleinen Hügel ausmachen, auf dem der große steinerne Leib des Drachen zusammengerollt lag, nur dass die arme Seele jetzt einen Namen hatte: Shona. Die Drachin wirkte so traurig und verloren, wie sie von dort oben über das Meer hinausblickte, dass Morag Tränen des Mitleids in die Augen stiegen. Hastig blinzelte sie sie weg.
    »Shona«, flüsterte Morag ein wenig ehrfürchtig. Sie war noch immer atemlos vom Laufen, aber das hinderte sie nicht daran, beeindruckt von der Tatsache zu sein, dass sie sich in Gesellschaft eines richtigen und beinahe lebendigen Drachen befand.
    »Ja«, sagte Bertie. » Das ist Shona.«
    Sie alle standen einen Moment lang schweigend da und schauten zu der massigen Gestalt des Drachen auf, einer vom Mond beschienenen Silhouette vor dem dunklen Herbsthimmel. Bertie gab das Signal, ihren Weg fortzusetzen, und sie alle liefen den Hügel hinauf, auf dem Shona lag. Morag hatte noch nie zuvor wirklich über den Drachen nachgedacht und schämte sich beinahe dafür, dass sie Shona häufig als Spielzeug benutzt hatte; sie war auf ihr herumgeklettert und hatte auf ihrem Schwanz gesessen, ohne zu ahnen, dass sie einst ein lebendiges Geschöpf gewesen war. Die Drachin gewann eine vollkommen neue Bedeutung für sie und Morag eilte zu ihr hinauf, blickte in ihre großen, leeren Steinaugen und suchte nach einem Schimmer von Leben. Die Drachenfrau starrte weiter an ihr vorbei aufs Meer hinaus, ihre Augen so tot wie die Steine, aus denen sie gemacht waren. Morag strich ihr sanft über die kalte, harte Schnauze und hoffte, dass Shona tief im Innern irgendwie wusste, dass sie um ihretwillen hier war.
    »Sie ist nicht sehr groß für einen Drachen, oder?«, fragte Morag, die glaubte, alle Drachen seien riesige, wilde Bestien. »Elefanten sind bestimmt größer.«
    »Nicht alle Drachen sind groß«, erwiderte Bertie wissend. Er nahm seinen Tornister von den Schultern und öffnete ihn. Dann zog er einen Mondstein heraus und reichte ihn Aldiss. »Halte ihn bitte über meine Tasche, damit ich sehen kann, was ich tue«, wies er seinen Freund an, und der Ratterich tat wie geheißen. Als der Stein die beiden Tiere und Shona beleuchtete, sprach Bertie weiter. »Nein«, sagte er, während er in der Tasche stöberte. »Shona ist ein Pygmäendrache. Man findet sie nur auf Murst, das heißt … man fand sie nur auf Murst. Shona ist die Letzte ihrer Art. Ah, da ist er!«
    Er zog einen kleinen Lederbeutel hervor und öffnete ihn. Dann steckte er den Schnabel hinein und holte einen nach dem anderen sechs große weiße Steine mit eigenartigen Markierungen darauf heraus. »Runen«, erklärte er Morag und legte sie sich vorsichtig auf die Flügelspitze.
    »Und nun möchte ich um Schweigen bitten«, sagte er mit einiger Autorität.
    »Was wirst du mit ihnen machen?«, brach Morag das Schweigen, als ihre Neugier die Oberhand gewann.
    »Sch!«, sagte Bertie. »Ich brauche Ruhe, während ich das Ritual vollziehe!« Aber er stieß auf taube Ohren, da die Aussicht darauf, echte Magie in Aktion zu erleben, Morag mit solcher Aufregung erfüllte, dass sie einfach reden musste.
    »Was wird er mit diesen Steinen machen?«, wandte sie sich flüsternd an Aldiss.
    Der Ratterich zuckte die Achseln, bevor er nüchtern antwortete: »Nur ein Ritual.«
    Bertie brachte sie beide abermals zum Schweigen. Diesmal blieb Morag still und sah voller Interesse zu. Der Dodo schloss die Augen und holte tief Luft.
    »Om-a-loma-loma-lummmmmmm!«, rief er, während er die Runen über den Kopf hob. Sie zitterten ein wenig auf seinen Federn. »Ooooo-loooma-loooma-looooo!«, fuhr er fort. Die Runen zitterten noch heftiger. »Arno, jarno, sharno, kaaaaa!« Und mit einem lauten Kreischen (ein für Vögel typisches Geräusch) und einer schwungvollen Gebärde warf Bertie die Runen auf den sandigen Boden vor Shonas Schwanz.
    »Was passiert jetzt?«, flüsterte Morag Aldiss

Weitere Kostenlose Bücher