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Morag und der magische Kristall

Titel: Morag und der magische Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn A. Nelson
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ihr etwas zu essen brachte. Trotz Morags flehentlichen Bitten, ihr mehr über ihr Ziel zu erzählen, wollte die Riesin nichts verraten, und Morag bekam immer mehr Angst. Wo brachte man sie hin – und warum? Die Stunden verstrichen, während sie auf ihrer Koje lag und ihr Magen sich vor Furcht zusammenkrampfte. Irgendwann wiegte das dröhnende Brummen des Motors und das sanfte Schaukeln des Bootes sie in den Schlaf.
    Morag schlief, ohne einmal aufzuwachen, und trotz der unglaublichen Ereignisse der vergangenen Tage und ihrer Ängste träumte sie überhaupt nicht.
     
    »Wach auf, Mädchen«, sagte eine schroffe Stimme plötzlich. »Komm, es ist Zeit zu gehen.«
    Langsam schlug Morag die Augen auf. Vor ihr stand ein riesiger, dunkelhaariger Junge, der eine Rüstung trug und von einem Fuß auf den anderen trat. Auf seinem Kopf prangte ein rostiger Metallhelm und in einer Hand hielt er eine Streitaxt. Er sah nur wenig älter aus als sie, war aber so groß wie ein ausgewachsener menschlicher Mann und genauso breit.
    »Komm«, murmelte er. »Leg einen Zahn zu. Es wird Zeit, von Bord zu gehen. Sagt Mum.«
    Morag richtete sich steif auf und gähnte. Henry klimperte leise unter ihrem Schlafanzug. Ohne nachzudenken, legte sie eine Hand auf die Brust und konnte die tröstliche Wärme des goldenen Medaillons spüren. Zumindest hatte sie einen Freund hier, wenn auch einen mürrischen. Der Riesenjunge bemerkte nicht, dass sie nach Henry gegriffen hatte, und warf ihr schüchtern einen großen Pelzmantel zu. Er glitt an dem verschlafenen Mädchen hinunter zu Boden. Der Junge bückte sich, um ihn aufzuheben.
    »Zieh das an«, sagte er und hielt ihr den Mantel erneut hin. »Den wirst du brauchen. Und beeil dich. Meine Mutter wird furchtbar böse werden, wenn du nicht rechtzeitig fertig bist.«
    »Deine Mutter ist hier?«, fragte Morag benommen. Sie hatte zu lange in einer unbequemen Position geschlafen und jetzt tat ihr der Nacken weh. Sie schwang die Beine aus der Koje und stellte die Füße auf den Boden.
    »Sie hat hier das Sagen«, erklärte der Junge. »Du hast sie noch nicht kennengelernt, nur meine Großmutter. Sie hat dir zu essen gebracht.«
    Er hielt ihr den Mantel abermals hin und diesmal nahm sie ihn. Sie stand langsam auf, zog ihre Stiefel an und legte sich den modrig riechenden Pelz um. Er war groß genug für einen Erwachsenen und ziemlich schwer. Seine Ärmel hingen ihr bis über die Finger und der Saum schleifte über den Boden.
    »Mach ihn zu«, sagte der Junge. »Draußen ist es eiskalt.«
    Morags Finger waren steif, als sie versuchte, die großen Elfenbeinknöpfe durch die Löcher zu zwängen.
    »Draußen?«, wiederholte sie. »Verlassen wir das Boot?« Das Herz sprang ihr in die Kehle und sie schluckte . »Dann sind wir angekommen?«, erkundigte sie sich zaghaft.
    »Wir haben vor ein paar Minuten festgemacht«, erwiderte der Junge und sah sie ängstlich an. »Komm, beeil dich, sie wird böse, wenn ich dich nicht bald an Deck bringe.«
    Der Junge wartete, bis Morag ihren Mantel zugeknöpft hatte, dann schob er sie sanft hinaus. Sie blinzelte im hellen Licht des Flurs. Die Kajüte war nur schwach beleuchtet gewesen und die plötzliche Helligkeit – von einer Neonröhre an der Decke – brannte ihr in den Augen. Der Junge versetzte ihr noch einen behutsamen Stoß und deutete mit dem Kopf auf eine steile Metalltreppe. Müde hielt Morag sich an dem Metallgeländer fest und stieg nach oben. Sie fühlte sich schrecklich – ängstlich und krank und verloren und verwirrt zugleich. Ihre Knie waren weich, als sie hinaufging, und sie stützte sich an dem kalten Geländer ab, während der Junge dicht hinter ihr blieb und sie weiterschob.
    »Wohin gehen wir?«, fragte sie mit vor Furcht bebender Stimme.
    »Ganz nach oben«, antwortete der Junge. »Wir sind da.«
    »Da? Wo?«, brachte Morag gerade noch hervor, bevor ihre Stimme endgültig brach. Sie blieb wie angewurzelt stehen und drehte sich mit flehentlichem Blick nach dem Jungen um.
    »Weißt du das nicht? Hat Oma es dir nicht erzählt?«, fragte er. Dann runzelte er verwirrt die Stirn. »Ich dachte, du wüsstest Bescheid.«
    »Worüber?« Morags Stimme war nur ein Quieken.
    »Murst«, sagte er. »Wir sind nach Murst gefahren. Du sollst an die Tochter des Großen Zauberers Devlish verkauft werden, oben in der Burg Murst. Und Mum meint, wir sollten einen guten Preis für dich bekommen. Du siehst so aus, als wärest du an harte Arbeit gewöhnt. Mum sagt …« Er hielt inne

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