Morag und der magische Kristall
Schale Haferbrei, ein Teller mit gebuttertem Toast, ein Glas Orangensaft und ein gewaltiger Becher mit heißem, milchigem Tee standen. Sie stellte das Tablett auf die Koje neben Morag.
»Jetzt sieh zu, dass du das in den Magen bekommst, du hast noch einen weiten Weg vor dir«, murmelte die alte Dame, während sie Morag den Rücken zukehrte und auf die Tür zuging.
»Warten Sie!«, rief Morag. »Gehen Sie noch nicht. Wo bin ich? Was soll ich hier?«
Die alte Dame drehte sich um und lächelte.
»Das weißt du nicht, Kleine?«, fragte sie freundlich. Morag schüttelte den Kopf. »Ah, hm, dann ist es nicht an mir, dir das zu erzählen. Du wirst es bald genug erfahren.«
»Aber Sie halten mich gegen meinen Willen gefangen!«, entrüstete Morag sich. Sie stand auf und dabei stieß sie mit dem Knie gegen das Tablett. Der Teebecher geriet ins Wanken und verschüttete ein wenig von seinem heißen Inhalt. Die alte Dame schnalzte mit der Zunge, unternahm aber nichts, um den Tee wegzuwischen.
»Am besten, du trinkst das gleich, bevor du noch mehr davon verschüttest«, kicherte sie.
»Wo bin ich?«, beharrte Morag. »Ich verlange, es zu erfahren.«
»Du verlangst es, ja?«, sagte die alte Dame, immer noch kichernd. »Diese Einstellung solltest du lieber ablegen, Kleine. Er sieht es nämlich gar nicht gern, wenn seine Mägde sich so anstellen. Natürlich hängt das ganz davon ab, ob er dich überhaupt auswählt. Vielleicht gefällst du ihm gar nicht.«
»Wem werde ich nicht gefallen? Wovon reden Sie?«, wollte Morag wissen. Die Frau sprach in Rätseln.
Die alte Dame sah sie abschätzend an.
»Es gibt natürlich keinen Grund, warum du ihm nicht gefallen solltest, du hast genau die richtigen Eigenschaften. Jung, stark, hübsch. Man kann nie wissen, wenn du alt genug bist, wirst du vielleicht das Glück haben, als seine vierte Ehefrau ausgewählt zu werden. Ich höre, er sucht noch nach einer«, fügte sie hinzu.
»Wer tut das? Von wem reden Sie?« Morag machte einen Schritt auf die alte Dame zu. Sie hatte vorgehabt, sie zu packen und die Information aus ihr herauszuschütteln, aber die Frau war zu schnell. Sie trat aus der Kajüte, schlug die Tür zu und sperrte sie ab, bevor Morag recht wusste, wie ihr geschah.
»Iss auf, Kleine«, rief die alte Frau von der anderen Seite der Tür. »Wir wollen doch nicht, dass du noch mehr abnimmst. Du bist schon mager genug. Er mag sie nämlich nicht mager. Iss auf, damit du dir deine Kräfte bewahrst, du wirst sie brauchen.«
Laut vor sich hin kichernd, ging die alte Dame davon. Morag zählte die Schritte, die sich über den Gang und die Treppe hinauf entfernten.
»Oh, das war gut gespielt«, bemerkte Henry. »Du hast wirklich eine Menge Informationen aus ihr herausgeholt.«
»Ach, sei still, Henry!«, sagte Morag ungehalten. Sie setzte sich wieder auf die Koje und nahm ein Stück Toast. Jetzt hatte sie wirklich Angst. Wer war dieser rätselhafte »Er«? Und würde sie, nach dem, was die alte Dame gesagt hatte, eine Magd dieses Mannes werden? Oder schlimmer noch, seine neue Ehefrau?
Morag schauderte. Zum ersten Mal in ihrem Leben wünschte sie, wieder zu Hause bei Jermy und Moira zu sein.
Hoch oben auf dem Hügel mit Blick auf den Hafen beobachteten zwei schlaksige, behaarte Geschöpfte, die ausgesprochen übel stanken, den Drachen, die Ratte und den Dodo auf dem Fischerboot. Mit ihren schrillen Stimmen diskutierten die beiden Geschöpfe, Klappdämonen, miteinander über die Frage, was als Nächstes zu tun sei. Sie wussten, dass das, was sie gerade beobachteten – einen Drachen, eine Ratte und einen Dodo, die ein Fischerboot bestiegen, um sich wahrscheinlich auf dem Weg nach Murst zu machen –, für ihren Herrn wichtig sein könnte, aber sie wussten gleichfalls, dass Devlish, wenn er in geschäftlichen Angelegenheiten nach Marnoch Mor fuhr, nicht gern gestört wurde.
»Ich finde, wir sollten es ihm erzählen«, sagte der größere Klappdämon, dessen Name Tanktop war. (Klappdämonen haben fast immer seltsame Namen – es ist Tradition bei ihrem Volk, die Sprösslinge nach Dingen aus Menschenkatalogen zu benennen. Tanktop hatte Brüder und Schwestern, die Rock, Bluse, Strumpf, Weicher Lederhandschuh und Pumps hießen.) »Dann sind wir auf der sicheren Seite. Wenn sich dies als wirklich wichtig erweisen sollte und wir ihm nicht davon erzählen, wird er uns wahrscheinlich umbringen.«
»Ich bin mir nicht sicher«, sagte der andere Klappdämon, der auf den Namen
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