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Morag und der magische Kristall

Titel: Morag und der magische Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn A. Nelson
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»Hör zu, ich brauche deine Hilfe. Ich muss fort von hier. Sie wollen mich verkaufen«, fügte sie hysterisch hinzu.
    »Ich kann im Augenblick nichts tun«, antwortete er.
    »Aber du bist doch ein Zaubermedaillon«, sagte sie. »Warum kannst du mich nicht einfach von hier wegzaubern?«
    »Meine Kräfte sind begrenzt«, erwiderte er traurig. »Ich beherrsche nur die elementaren Dinge – verlorene Gegenstände wiederfinden, ein wenig Wahrsagerei. Ich fürchte, ich habe nicht die Macht, dich irgendwohin zu transportieren.«
    »Aber du hast gesagt, du könntest deinen Träger unsichtbar machen«, zischte sie.
    »Ich habe die Dinge ein wenig ausgeschmückt, um dich dazu zu ermutigen, mich mitzunehmen«, sagte das Medaillon. »Ihr hättet mich nie mitgenommen, wenn ihr gewusst hättet, dass ich nur einige kleinere Tricks zuwege bringe, habe ich recht?«
    »Kannst du nicht zumindest irgendetwas tun, das diesen Jungen aufhält und mir die Möglichkeit gibt wegzulaufen?«
    »Du willst in die wilden Wälder von Murst laufen? Das glaube ich nicht, junge Dame«, entgegnete das Medaillon. »Es ist zu gefährlich. Dort sind wilde Bären und Wölfe und … andere Dinge, musst du wissen.«
    »Nun, wenn das mit dem Zauber nichts wird, kannst du mir stattdessen vielleicht einen Rat geben?«, sagte sie verzweifelt.
    »Geh zuerst in die Burg, dann halte dich an den Jungen. Er ist deine einzige Hoffnung.«
    »Er?«, fragte sie laut.
    »Was murmelst du da?«, unterbrach Arrod sie. »Warte. Du belegst mich doch nicht etwa mit einem Zauber, oder?«
    »Nein!«, antwortete Morag leichthin. »Ich führe nur Selbstgespräche.«
    Sie hielt inne und überlegte, wie sie das Vertrauen des Jungen gewinnen sollte.
    »Arrod? So heißt du doch, nicht wahr?«, begann sie. Der Riesenjunge nickte. »Hör mal, ich glaube wirklich, dass da ein Irrtum vorliegt«, fuhr sie fort. »Ich würde keine gute Magd abgeben. Ich bin … ich bin zu faul.«
    »Nicht mein Problem«, sagte Arrod. »Und außerdem ist es meine Mum, die dich verkaufen will.«
    »Aber du willst das doch eigentlich gar nicht tun, oder?«, fragte sie. »Du bist nicht der Typ, der einen anderen in die Sklaverei verkauft, habe ich recht, Arrod? Du machst einen so netten Eindruck.«
    Er blieb wie angewurzelt stehen und sah sie eindringlich an, als könne er sie einfach dadurch der Lüge überführen. Sie musste ihn davon überzeugt haben, dass sie nicht versuchte, ihn zu überlisten, denn er antwortete.
    »Hör mir zu, Mädchen«, hob er an. »Ich bin der Typ, der einen anderen verkauft. Ich tue das seit Jahren und ich werde es weiter tun; es ist das, was meine Familie seit Jahrhunderten getan hat.«
    Morag nickte düster. Sie verfiel in mürrisches Schweigen.
    »Versuch es mit etwas anderem«, drängte Henry sie flüsternd.
    »Hast du das gehört?«, fragte Arrod, dessen Miene Verblüffung spiegelte. »Ich könnte schwören, dass ich gerade jemanden habe sprechen hören.«
    Morag schüttelte nachdrücklich den Kopf.
    »Warst du das?«, fuhr er fort.
    Sie schüttelte abermals den Kopf. »Vielleicht hast du die Wellen gehört oder das Knattern der Fahnen im Wind«, meinte sie. »Es ist komisch, was man zu hören glaubt, wenn man sich am Meer befindet.«
    »Stimmt«, pflichtete Arrod ihr bei. Dann sagte er: »Du klingst so, als wüsstest du, wovon du sprichst.«
    »Ich habe mein ganzes Leben am Meer verbracht«, antwortete sie.
    »Ich auch!« Er klang interessiert. »Ich liebe das Meer«, sprach er weiter. »Eines Tages werde ich mein eigenes Handelsschiff haben und dann werde ich ein Vermögen machen und ich werde nicht mehr bei ihr leben müssen.«
    »Bei ihr?«, wiederholte Morag. Dann dämmerte es ihr. »Oh, du meinst deine Mutter!«
    Arrod nickte. »Sie ist manchmal ein wenig hart«, sagte er traurig. »Nicht so, wie Mütter eigentlich sein sollten.«
    »Und sie zwingt dich, das zu tun?«
    »Was zu tun? Du meinst, Sklaven zu verkaufen? Das ist das Familiengeschäft. Man erwartet es von mir.«
    »Aber du würdest lieber etwas anderes tun?«
    Er nickte. »Ja, ich würde gern mit anderen Dingen handeln, mit Seidenstoffen und Diamanten und Juwelen und erlesenen Weinen. Dann würde niemand darunter … « Seine Stimme verlor sich und er sah sie an.
    »Leiden?«, fragte sie.
    Dann blieb sie jäh stehen. Vielleicht, nur vielleicht bestand doch noch eine Chance freizukommen.
    »Lass mich gehen, Arrod«, bat sie leise. »Sag ihnen, ich sei dir entwischt. Bitte.«
    Er blickte furchtsam zum Schiff und

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