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Morag und der magische Kristall

Titel: Morag und der magische Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn A. Nelson
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der kalten Gischt, die immer wieder über das Boot hinwegspritzte.
    »Wie weit ist es noch bis nach Murst?«, fragte Bertie Kyle und reichte dem Mann einen dampfenden Becher heißen Tee aus seinem Tornister.
    »Ich schätze, wir werden bis morgen früh dort sein. Nicht wahr, Shona?«, rief er der Drachenfrau zu.
    Shona, die eine Plane gefunden hatte und sie gerade über ihren Körper zog, nickte düster. »Murst ist immer noch ein gutes Stück entfernt, und es fühlt sich so an, als würde dies wieder eine kalte Nacht werden.« Sie fröstelte.
    »Am besten, wir campieren heute Nacht hier«, bemerkte Kyle, nachdem sie ihm von dem Klappdämon erzählt hatten. »In dieser Kiste hinter euch sind einige Decken.«
    »Was ist mit dir?«, fragte Aldiss.
    »Ich komme schon zurecht«, antwortete Kyle. »Ich bin es gewohnt, die ganze Nacht auf zu sein und zu fischen.«
    »Komm, Aldiss«, sagte Bertie und hob den Deckel der Kiste an. »Hilf mir mal mit diesen Decken, ja? Es wird eine lange Nacht werden.«
    »Kennst du irgendwelche Seemannslieder?«, fragte die Ratte Kyle, und der große, stämmige Fischer brach in Lachen aus.
    »Ob ich welche kenne?«, fragte er mit gespieltem Entsetzen. »Meine Familie hat die meisten von ihnen erfunden.«
    Und mit diesen Worten schmetterte er ein Lied über Matrosen und Meerjungfrauen und ferne Länder, und es dauerte nicht lange, da waren die erschöpfte Ratte und der Dodo in ihrem Nest warmer Decken tief eingeschlafen, während die Seekelpie sich weiter schaukelnd durch die Wellen vorankämpfte.

Kapitel 14
     
     
    Es kam Morag so vor, als habe sie eine Ewigkeit in der engen, dunklen Zelle der Burg gesessen, bevor die Tür geöffnet wurde, und das Licht von Fackeln hereinflutete. Eine kleine dunkle Gestalt zeichnete sich als Silhouette in der Tür ab.
    »Komm«, sagte die Gestalt. Es war eine Frau. »Es wird Zeit, dass du dich uns anschließt.« Die Stimme war energisch, sachlich und nicht im Mindesten freundlich.
    »Ich werde nirgendwo mit dir hingehen«, erwiderte Morag trotzig. »Lass mich frei. Du kannst mich nicht zwingen, mit dir zu gehen und eine Dienerin zu sein, und damit ist der Fall erledigt.«
    »Gib’s ihr!«, flüsterte Henry.
    Die Frau an der Tür seufzte, als hätte sie all das schon mal gehört.
    »Erheb deinen Hintern und folg mir!«, fauchte sie. »Ich dulde von jemandem wie dir keine Unverschämtheiten. Du bist jetzt hier, man hat dich als Zofe für Mylady ausgewählt, und das ist eine große Ehre. Also, was immer dir nicht passt, sieh zu, dass du es überwindest. Und jetzt hoch mit dir!«
    Getroffen von diesen harten Worten, rappelte Morag sich auf. Sie kannte diesen Tonfall. Die Stimme der Frau klang wie die von Jermy und Moira, wenn sie wütend waren. Morag war nicht so dumm, um sich den Wünschen der Frau zu widersetzen. Sie hatte die Art von Stimme, wie sie jemandem gehörte, der sie vielleicht schlagen würde.
    »Mach beim nächsten Mal schneller«, sagte die Frau nun wieder mit ruhiger Stimme. »Und nun komm her.«
    Morag ging gehorsam zur Tür. Die Frau streckte den Arm aus, als wolle sie sie an sich drücken. Stattdessen gab sie ihr einen Schlag auf den Kopf.
    »Au!«, heulte Morag vor Schmerz auf.
    »Das ist dafür, dass du nicht sofort gekommen bist«, sagte die Frau. Dann zischte sie: »Widersetz dich mir noch einmal, und du wirst ausgepeitscht, Mädchen, hast du verstanden?«
    Morag antwortete nicht. Sie rieb sich nur ihren schmerzenden Kopf.
    »Ich habe gefragt, ob du mich verstanden hast!«
    »Ja«, flüsterte sie. Tränen der Furcht brannten in ihren Augen.
    »Ja, Madam Lewis«, sagte die Frau.
    »Ja, Madam Lewis«, wiederholte Morag.
    »Gut«, erwiderte sie. »Jetzt komm mit. Du hast noch eine Menge zu tun, bevor du heute Nacht schlafen kannst.«
    Morag folgte ihr in ihrem übergroßen Pelzmantel auf den Innenhof hinaus. Die flackernden Flammen der an den Wänden befestigten Fackeln warfen lange Schatten über die Wachen, sodass sie noch finsterer wirkten. Morag hielt den Kopf gesenkt und sah sie nicht an, aber sie konnte ihre neugierigen Blicke spüren.
    Der Innenhof war vor den schlimmsten Winden geschützt, aber nicht vor dem Regen. Obwohl sie ihre Stiefel trug, schlitterte und rutschte Morag über die nassen Pflastersteine, während sie versuchte, mit den schnellen Schritten der Ehrfurcht gebietenden Frau quer über den Platz mitzuhalten.
    Erst jetzt fiel Morag auf, dass die Frau keine Riesin war wie alle anderen, die sie bisher auf Murst gesehen

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