Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Morag und der magische Kristall

Titel: Morag und der magische Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn A. Nelson
Vom Netzwerk:
war das Zimmer, in dem sie schlafen sollte. In dem fahlen Licht der kleinen Laterne konnte Morag vier Betten erkennen. In drei der Betten langen andere Mädchen.
    »Du kannst dort drüben schlafen.« Mit einem langen, knochigen Finger deutete sie auf das leere Bett in der Ecke. »Und ich sehe dich dann morgen früh.«
    Mit diesen Worten drehte sie sich um und verließ den Raum. Morag lauschte auf ihre Schritte, während Madam Lewis die Treppe hinabstieg. Sie seufzte, sah sich in dem düsteren Raum um und dachte unglücklich über ihr Schicksal nach. Nicht zum ersten Mal wünschte sie sich, bei Jermy und Moira geblieben zu sein. Zumindest hatte sie bei ihnen gewusst, woran sie war.
    Eins der Mädchen schnarchte laut in seiner Ecke, und die beiden anderen machten den Eindruck, als schliefen sie ebenfalls. Keine Zeit, um sich heute Nacht noch bekannt zu machen, dachte Morag, deren Herz so traurig und schwer war, als sei es voller Blei. Sie ging mit ihrem Kleiderbündel zu dem freien Bett hinüber und legte die Sachen auf den Boden. Dann zog sie behutsam ihre Stiefel aus und stellte sie säuberlich neben die Kleider. Als Nächstes schlüpfte sie aus dem Pelzmantel. Sie nahm das Buch ihrer Eltern aus ihrem Morgenmantel, schob es unter das Kissen und kletterte unter die schwere Bettdecke. Henry fest in der Hand, schlief sie schnell ein.
     
    Morag hatte das Gefühl, sie hätte kaum die Augen geschlossen, als sie grob von jemandem geweckt wurde, der sie schüttelte.
    »Steh auf, steh auf!«, erklang eine Stimme. »Es ist Zeit aufzustehen.«
    Sie öffnete die Augen und sah sich verschlafen nach der Sprecherin um. Ein Mädchen, das einige Jahre älter als Morag zu sein schien, stand an ihrem Bett. Es hatte sich das blonde Haar adrett zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden und trug eine Uniform, ähnlich der, die Morag in der vergangenen Nacht bekommen hatte.
    »Beeil dich, oder du wirst dich verspäten!«, drängte das Mädchen, dann packte es Morag an den Armen und zog sie hoch.
    Immer noch benommen, richtete Morag sich langsam auf. Ohne an Henry zu denken, streckte sie die Arme hoch über den Kopf. Auf diese Weise zeigte sie dem Mädchen, dessen Augen sogleich aufleuchteten, das goldene Medaillon.
    »Oooh, was ist das?«, fragte sie und streckte die Hand danach aus. Morag stopfte Henry hastig unter ihre Schlafanzugjacke, wo niemand ihn sehen konnte.
    »Nichts«, antwortete sie.
    »Das sieht aber nicht wie nichts aus«, sagte das Mädchen. »Zeig mal!«
    Morag hielt Henry schützend an die Brust gedrückt. Aus irgendeinem Grund hatte sie das Gefühl, dass sie diesem Mädchen nicht trauen konnte, und sie wollte nicht, dass sie das Medaillon betrachtete.
    »Komm schon, lass mal sehen!«, sagte das Mädchen mit gierigen Augen und ohne den Blick von Morags Händen abzuwenden.
    »Nein«, erwiderte Morag entschieden. »Es lohnt sich nicht.«
    Das Mädchen musterte Morag, dann zuckte es die Achseln und lächelte. »Egal«, sagte es. »Ich werde es mir ein andermal ansehen.« Es lächelte abermals. »Jetzt komm, du musst aufstehen, sonst wird die alte Lewis durchdrehen.«
    Das Mädchen erzählte Morag, es heiße Chelsea, und wies sie an, sich schnell anzuziehen. Es war kalt in der kleinen Dachkammer, und Morag schauderte, als sie ihre Strickjacke und den Schlafanzug auszog. Sie sollten in genau zehn Minuten bei Madam Lewis in der Küche sein, erklärte Chelsea ihr, während sie ihr mit dem Kleid half. Morag schob ihr Buch in eine der Rocktaschen.
    »Wir frühstücken und dann werden wir unsere Anweisungen für den Tag bekommen«, sagte sie.
    Frühstück klang nach einer großartigen Idee, fand Morag, deren Magen bereits laut knurrte, und sie fragte sich, was es wohl geben würde. Ein großer Teller mit Schinken und Eiern wäre wunderbar, überlegte sie ein wenig fröhlicher. Sie schlüpfte in ihre neuen Schuhe, die eine Spur zu groß waren, band die Schnürsenkel zu und wartete dann darauf, dass Chelsea ihr den Weg zeigte. Wieder zögerte das Mädchen.
    »Zeig mir das goldene Ding«, verlangte sie. »Ich will es sehen.«
    »Nein«, sagte Morag. »Es ist nichts.«
    »Wenn es nichts ist, dann zeig es mir.«
    »Ich habe Nein gesagt«, entgegnete Morag energisch. Sie war fest entschlossen, sich von diesem Mädchen nicht schikanieren zu lassen.
    Chelsea grinste, stürzte vor und wollte das Medaillon packen. Mit einem Kreischen schlug Morag ihre Hand weg. Aber das konnte Chelsea nicht aufhalten; sie griff abermals nach dem Medaillon und

Weitere Kostenlose Bücher