Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Morag und der magische Kristall

Titel: Morag und der magische Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn A. Nelson
Vom Netzwerk:
Vorhängen aus feinstem rosafarbenem Schleierstoff, und darauf lag eine schöne, ebenfalls rosafarbene seidene Steppdecke. Auf den passenden Seidenkissen thronte ein arg mitgenommener, mottenzerfressener Teddybär.
    Über einem reich verzierten steinernen Kamin hingen zwei Ölgemälde. Die beiden Personen darauf schienen Morag die traurigsten Menschen der Welt zu sein. Eine der Personen war eine Frau, die ein wenig Ähnlichkeit mit Mephista hatte, nur dass ihr Haar blond war. Das andere Bild zeigte einen dunkelhaarigen Mann mit einem hübschen Gesicht. Morag fragte sich kurz, wer die beiden waren.
    Der ganze Raum roch nach einem teuren, aber zarten Parfüm. Wenn Morag von Mephista nicht gar so eingeschüchtert gewesen wäre, hätte sie liebend gern den ganzen Tag hier verbracht.
    Lady Mephista schien die Anwesenheit der drei zuerst gar nicht wahrzunehmen und versäumte Madam Lewis’ tiefe Verbeugung und Chelseas adretten Knicks. Sie begann, ihr langes kupferfarbenes Haar zu bürsten, während Madam Lewis, Chelsea und Morag warteten, und Morag nutzte die Gelegenheit, um sie eingehend zu betrachten.
    Lady Mephista war eine hochgewachsene, dünne junge Frau und trug einen Morgenmantel aus hellrosafarbener Seide und dazu passende hellrosafarbene Pantoffeln. Goldene Ohrringe baumelten an ihren Ohren und um ihren anmutigen weißen Hals lag eine Kette aus leuchtenden Perlen und Gold. Sie war wirklich schön, dachte Morag, aber es war eine Art kalter Schönheit, die vermuten ließ, dass Mephista nicht immer nett war. In ihren dunklen, beinahe schwarzen Augen stand ein arroganter Ausdruck, während sie sich im Spiegel betrachtete. Morag spürte, dass sie hier einen Menschen vor sich hatte, mit dem nicht gut Kirschen essen war.
    Madam Lewis räusperte sich und verbeugte sich abermals. Mephista sah sie im Spiegel an. Endlich ließ sie sich dazu herab, ihre Anwesenheit zur Kenntnis zu nehmen.
    »Warum störst du mich, Lewis?«, fragte Mephista mit leiser, klarer Stimme. »Was willst du?«
    »Wir sind hier, um Eurer Ladyschaft jeden Wunsch zu erfüllen«, antwortete Madam Lewis. »Dürfen wir mit Eurer Erlaubnis Euer Bad vorbereiten und Eurer Ladyschaft helfen, sich für den Tag anzukleiden?«
    Im Spiegel grinste Mephista. »Ihr dürft«, sagte sie und fuhr fort, ihr Haar zu bürsten. »Aber sieh zu, dass du diesmal die richtige Reinigungsmilch nimmst, Lewis. Ich werde mich nicht noch einmal in dieser Brühe baden lassen.«
    »Ja, Euer Ladyschaft«, erwiderte Madam Lewis mit einer neuerlichen Verbeugung. Sie trat, in immer noch gebeugter Haltung, von Mephista weg und bedeutete Morag und Chelsea, es ihr gleichzutun.
    »Wartet!«, rief Mephista.
    Madam Lewis richtete sich auf und wartete, dass Ihre Gebieterin sprach. Mephista fuhr auf ihrem Stuhl herum. Sie sah Morag direkt an und ihre gefühllosen, dunklen Augen durchbohrten das Selbstbewusstsein des Mädchens. Ein Gefühl tiefer Verletzbarkeit ergriff Morag, und sie schaute weg, voller Furcht, dass der Blick der jungen Frau sie niederwerfen würde.
    »Wer«, fragte Mephista steif, »ist das?« Sie deutete mit einem perfekt manikürten Finger auf Morag. Der Fingernagel war blutrot lackiert.
    »Euer Ladyschaft, das ist das neue Mädchen«, erwiderte Madam Lewis bedächtig. »Sie ist als Geschenk Eures Vaters hier.«
    »Ein Geschenk meines Vaters?«, hakte Mephista überrascht nach. »Aber er ist nicht hier.«
    »Nein, Euer Ladyschaft, aber er hat vor seinem Aufbruch Anweisung gegeben, dass Ihr eine weitere Zofe bekommen solltet«, antwortete Madam Lewis. Sie verneigte sich abermals.
    »Oh, das hat er getan, ja? Wurde auch Zeit. Ich habe ihm schon vor einer Ewigkeit gesagt, dass ich noch ein weiteres Mädchen brauche. Ich meine, Arogona Bletchcock hat drei Zofen, warum sollte ich also weniger haben? Es wäre nicht gerecht, wenn ich nur zwei hätte – eine alte Magd und eine junge Idiotin wie euch beide –, stimmt’s?«
    Madam Lewis zuckte bei diesen Worten sichtlich zusammen – etwas, das Mephista vollkommen entging –, bewahrte jedoch ihre Fassung. Sie antwortete lediglich: »Nein, Ma’am.«
    »Ist sie stark? Ist sie ausgebildet? Hat sie gute Manieren und ein ansprechendes Wesen? Ich will nicht noch so eine haben wie dieses grässliche Mädchen, das wir vorher hatten. Wie war noch einmal ihr Name, Lewis?«
    »Maclaine, Ma’am.«
    »Ja, die meine ich. Ein dummes, sommersprossiges Ding. Hat ständig etwas kaputt gemacht. Du hast sie doch weggeschafft, nicht wahr,

Weitere Kostenlose Bücher