Morag und der magische Kristall
gewinnen, und sie gab sich ganz bewusst Mühe, sich zu entspannen. Sie atmete tief ein, ein und aus, ein und aus und besiegte langsam das Feuer, das in ihr aufstieg. Es hatte keinen Sinn, jetzt darüber nachzudenken, da sie eine Aufgabe zu erledigen hatte. Ihre Rache konnte warten.
Sie wies Kyle an, vorerst an der Nordseite der Insel, außer Sichtweite der Burg, vor Anker zu gehen. Sie mussten ihren Plan noch einmal durchgehen. Mindestens fünf Mal probten sie, was sie tun und was sie sagen würden, bevor alle zufrieden waren.
»Was machen wir mit diesem stinkenden Klappdämon, während wir fort sind?«, fragte Kyle, der das Geschöpf nicht an Bord seines Bootes haben wollte.
»Ich fürchte, er wird bleiben müssen, wo er ist«, antwortete Bertie. »Wir haben keine Wahl. Er kann nicht hinaus; die Tür ist fest versperrt. Aber wir müssen uns davon überzeugen, dass die Bullaugen auch richtig zu sind. Es wäre eine Katastrophe, wenn er entkommen würde.«
»Na gut«, sagte Kyle, ein wenig widerstrebend.
»Sind alle so weit?«, fragte Bertie nervös. Alle nickten. »In Ordnung, Kyle, dann bring uns hin.«
Kyle hievte den Anker an Bord und ließ den Motor des Fischerboots an. Der Motor klang beängstigend laut, während das Boot halb um die Insel tuckerte, vorbei an den imposanten grauen Zinnen von Burg Murst. Sie brauchten nicht lange, bis sie die Pier erreichten.
Während das Boot anlegte, herrschte am Ufer hektisches Treiben. Die Riesenwachen, die friedlich am Strand geschlafen hatten, sprangen bei der Ankunft des Fischerbootes alle auf und nahmen Habachtstellung ein. Dann kamen sie mit ihren Lanzen auf die Pier gelaufen. Ihre Schritte dröhnten auf den Holzplanken und schließlich stellten sie sich in einer wohlgeordneten Reihe vor dem Boot auf.
Einer von ihnen fragte: »Wer legt hier an? Was wollt ihr auf Murst?«
Kyle war gerade damit beschäftigt, eine Leine stramm zu ziehen.
»Ich bin Kyle der Große«, meinte er grinsend, während er sich aufrichtete. »Und ich bin hierhergekommen, um Vorräte zu kaufen und allen in der großen Burg die allermagischsten Unterhaltungen zu bieten.« Er deutete mit einer ausladenden, theatralischen Armbewegung auf die Türme. Die bereits erregten Wachen zuckten zusammen.
»Unterhaltungen? Unterhaltungen welcher Art?«, wollte ein Wachmann wissen. Er war ein großer, hässlicher Klotz mit wirrem Haar und einer Warze auf der Nasenspitze.
»Die Spannung ist Teil des Vergnügens, meine Herren«, erwiderte Kyle rätselhaft. Dann sprang er leichtfüßig vom Boot auf die Pier. Die Wachen senkten drohend ihre Lanzen. »Und ihr wollt doch nicht, dass ich euch den Spaß verderbe, oder?«, fuhr er fort. »Ich bin nicht hier, um irgendetwas anderes zu tun, als zu erstaunen und zu unterhalten. Also, wer hat das Kommando auf dieser wunderbaren Insel? Ich muss mit ihm sprechen.«
»Der Herr ist gegenwärtig nicht hier«, antwortete der Wachmann. Bertie und Aldiss, die sich auf der Brücke versteckten, stießen einen Seufzer der Erleichterung aus.
»Nun, wer führt das Kommando, wenn er nicht hier ist?«, hakte Kyle nach.
»Da müssten Sie mit Ihrer Ladyschaft sprechen«, antwortete der Wachmann.
»Wunderbar, dann sammle ich nur meine Geschöpfe ein und ihr könnt mich zu ihr bringen.«
»Geschöpfe? Was für eine Art von Geschöpfen?« Der Wachmann blickte unbehaglich drein. »Ich denke, Sie lassen Ihre Geschöpfe besser an Bord Ihres Bootes, mein Herr. Aus Gründen der Gesundheit und der Sicherheit.«
»Um so die Lady zu enttäuschen?«, erwiderte Kyle der Fischer kühl. »Das glaube ich kaum. Gebt mir eine Minute. Ich werde nicht lange brauchen, um sie auszuladen. Warum sagst du deinen Männern nicht, dass sie schon zur Burg vorgehen sollen? Wir werden gleich folgen.«
Der Wachmann, verblüfft über Kyles selbstbewusstes Auftreten, tat wie geheißen und folgte seinen Kameraden hügelaufwärts zu den Toren der Burg, wo sie ungeduldig auf diesen Fremden und seine rätselhaften Geschöpfe warteten.
Kyle sprang zurück auf sein Boot, zog die Plane beiseite, die Shona verborgen hatte, und rief Bertie und Aldiss zu, dass sie aus ihrem Versteck kommen sollten.
»Lasst uns gehen, die Sache läuft!«
Bertie, Aldiss und Shona kletterten von Bord und folgten dem Fischer zur Burg hinauf. Kyle tat sein Bestes, zuversichtlich zu wirken, und stolzierte zu den Toren hinauf, als gehöre ihm die Burg, aber in Wirklichkeit war er angespannt und ein wenig besorgt. Wenn dieser Plan
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