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Morag und der magische Kristall

Titel: Morag und der magische Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn A. Nelson
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Irgendwelche Ideen?«
    Morag dachte einen Moment lang nach. Sie hatte in der kurzen Zeit, seit sie hier war, nicht viel von der Burg gesehen, aber Chelsea hatte früher am Tag einen Ort erwähnt, an dem der Kristall möglicherweise aufbewahrt wurde.
    »Auf der anderen Seite des Innenhofs ist der Eingang zum höchsten Turm der Burg«, erklärte sie. »Chelsea hat gesagt, dass dort viele Wachen postiert seien. Sie meinte, sie habe keine Ahnung, was darin sei, aber es müsse kostbar sein, wenn Devlish es von so vielen Leuten bewachen lasse. Sie hat fast ihr ganzes Leben hier verbracht, daher muss sie es wissen. Sie sagte auch, sie sei einmal in dem Turm gewesen, aber von dem Hauptmann wieder hinausgejagt worden. Denkt ihr, der Kristall könnte dort drin sein?«
    »Es klingt so«, erwiderte Bertie, auf dessen gefiedertem Gesicht ein nachdenklicher Ausdruck stand. »Der Turm ist so gut wie jeder andere Ort, um mit der Suche anzufangen.«
    »Aber wie kommen wir an den Wachen vorbei?«, wollte Morag wissen.
    »Du wirst ihnen mit freundlichen Grüßen von der Köchin ein wenig Suppe bringen«, antwortete Kyle mit einem Grinsen.
    »Ich? Aber das kann ich nicht!«, protestierte sie. »Was ist, wenn sie es herausfinden? Was, wenn sie Bescheid wissen?«
    »Dir wird schon nichts passieren«, versicherte Kyle und tätschelte ihr den Arm. »Sie werden dich ganz gewiss nicht verdächtigen, deshalb habe ich auch vorgeschlagen, dass du es tust. Wer würde auf die Idee kommen, ein kleines Mädchen wie du könne irgendjemandem Schaden zufügen?«
    »Schaden? Was ist in dieser Suppe? Ich dachte, es sei ein Schlaftrunk!«, rief Morag schrill.
    »Das ist es auch«, entgegnete Kyle. »Morag, wir brauchen dich wirklich für diese Aufgabe. Das ist die einzige Möglichkeit.«
    Morag blickte von Kyle zu Bertie und weiter zu Aldiss und zu Shona. Sie alle sahen sie erwartungsvoll an. Vier Augenpaare flehten, sie möge Ja sagen. Trotz ihrer Ängste und des unbehaglichen Rasens ihres Herzens stimmte Morag schließlich zu. Kyle hatte recht; es gab keine andere Möglichkeit.
    Aus der Küche fortzukommen, war einfach. Die Diener und das Küchenpersonal hatten ebenfalls von der Suppe gegessen und schnarchten leise. Der große Topf blubberte noch auf dem Herd, und Shona half Morag, etwas von der Suppe in ein halbes Dutzend Holzschalen zu füllen. Sie verteilten die Schalen auf zwei Tabletts und Morag und Kyle trugen sie vorsichtig nach oben.
    Jedem, der das Geschehen in diesem Moment beobachtet hätte, hätte sich ein sehr eigenartiger Anblick geboten – ein kleines Mädchen, das mit einem Tablett voll dampfender Suppenschalen kämpfte, gefolgt von einem hochgewachsenen, dunkelhaarigen Mann. Ihm folgten seinerseits ein großer grüner Drache, ein grauer Dodo und, als Schlusslicht und mit vor Aufregung und Furcht zuckenden Schnurrhaaren, eine kleine braune Ratte mit extrem glänzenden schwarzen Augen. Einer nach dem anderen gingen sie die Treppe hinauf, durch die Große Halle und die Holztüren hinaus auf den Innenhof.
    Mit behutsamen Bewegungen, um nicht auf den Pflastersteinen auszurutschen, näherten Morag und die anderen sich dem höchsten Turm auf der anderen Seite. Es war inzwischen dunkel und sehr kalt, und Morag bedauerte, dass sie nicht daran gedacht hatte, einen Mantel anzuziehen. Die Nachtluft war frisch und erfüllt vom Geruch des Meeres, und Morag konnte gerade noch die schwachen Umrisse des Mondes ausmachen, bevor er sich hinter einer kleinen Wolke versteckte. Als sie sich dem Turm näherten, zogen die Tiere sich in die Schatten der Burgmauern zurück, und Morag und Kyle gingen allein weiter.
    Der Turm war in der Tat so imposant, wie Morag ihn geschildert hatte, und er hatte nur einen einzigen Eingang – eine große Stahltür, die von zwei finsteren, schwer gepanzerten Riesen bewacht wurde. Als Morag näher trat, beäugten die beiden sie argwöhnisch. Morag, der Kyle genau eingetrichtert hatte, was sie sagen sollte, schenkte ihnen ein nervöses Lächeln.
    »Guten Abend«, sagte sie. »Die Köchin hat mich mit ein wenig Suppe hergeschickt, damit ihr euch aufwärmen könnt. Sie meinte, es sei eine scheußlich kalte Nacht, und sie hatte Mitleid mit euch.«
    »Das hat die Köchin gesagt?«, fragte eine der Wachen ungläubig. »Das klingt aber gar nicht nach ihr. Was ist mit ihr passiert? Hat sie einen Schlag auf den Kopf bekommen?«
    »Da wäre ich gern derjenige gewesen, der das getan hat«, bemerkte der andere Wachmann mit einem Kichern.

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