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Morag und der magische Kristall

Titel: Morag und der magische Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn A. Nelson
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wenig ängstlich, aber ihr tollkühnes Wesen trieb sie weiter. Sie setzte sich auf einen Stuhl neben Kyle und verstrickte den Fischer in ein Gespräch darüber, wo er herkomme und was er auf Murst tue.
    Kyle, der wusste, dass er sich zu keiner unbedachten Äußerung hinreißen lassen durfte, belog das Mädchen und erzählte ihm erfundene Geschichten über sein Leben als reisender Spielmann. Während sie miteinander sprachen, stahl Morag sich zu Shona hinüber. Hinter dem Drachen konnte sie die schlafenden Gestalten von Bertie und Aldiss sehen. Die beiden saßen aufrecht da und hatten die Köpfe an Shonas Flanke gebettet. Der Blick der großen gelben Augen der Drachenfrau durchbohrte Morag.
    »Shona, ich bin es!«, flüsterte Morag. Dann blickte sie ängstlich zu Kyle und Chelsea hinüber, die noch immer tief ins Gespräch versunken waren. Am Herd bereitete die Köchin das Abendessen vor, die Küchenmägde schwatzten an der Spüle und ein schlaksiger Junge putzte an einem anderen Tisch Rosenkohl. Keiner von ihnen beobachtete sie.
    »Ich weiß«, flüsterte die Drachenfrau grinsend zurück. »Wir sind hergekommen, um dich zu holen.«
    Das war die Neuigkeit, nach der Morag sich gesehnt hatte, aber sie verbarg ihr Lächeln.
    »Ich kann nicht reden«, fuhr die Drachenfrau im Flüsterton fort. »Iss nur nichts von der Suppe!«
    »Was?«
    »Iss die Suppe nicht!« Mit einer knappen Kopfbewegung deutete Shona an, dass Gefahr in Verzug war. Sie sagte nichts mehr, sondern bettete lediglich den Kopf auf die Vorderklauen und schloss die Augen. Morag blickte sie verblüfft an.
    »Hat sie gerade gesagt, was ich glaube, dass sie gesagt hat?«, flüsterte sie Henry zu.
    »Sie hat gesagt, dass du die Suppe nicht essen sollst«, antwortete das magische Medaillon unter ihrer Uniform.
    »Was denkst du, was das bedeutet?«, fragte Morag, die nicht verstand, was die Suppe mit ihrer Rettung zu tun haben konnte.
    »Dass du die Suppe nicht essen sollst«, antwortete das Medaillon.
    »Hoi, ihr zwei da! Hinaus mit euch!«, rief die Köchin vom Herd aus. Sie hatte genug davon, dass ständig Kinder durch ihre Küche liefen, um den Drachen zu betrachten. Außerdem hatte sie eine rechte Vorliebe für den charmanten Drachendompteur gefasst und wollte ihn für sich allein haben.
    Chelsea rappelte sich hoch, sagte Kyle kurz Auf Wiedersehen und bedeutete Morag, ihr nach draußen zu folgen. Mit ihren nassen Schuhen stapften die beiden aus der Küche. Dann riss Chelsea die Tür zum Turm auf und verschwand im Treppenhaus. Morag warf noch einen letzten, dankbaren Blick auf ihre Freunde, bevor sie folgte. Atemlos liefen sie die Treppe zu ihrem Zimmer hinauf, wo Chelsea Morag alles über ihr Gespräch mit Kyle erzählte.
    Während sie auf dem Bett saß, lauschte Morag auf das aufgeregte Geplapper und lächelte. Sie waren gekommen, um sie zu holen, dachte sie. Sie würde doch noch gerettet werden.

Kapitel 17
     
     
    Als das Abendessen angekündigt wurde, schien es, als hätten sämtliche Insassen der Burg den Weg in die Große Halle gefunden. Es war noch früh am Abend, aber draußen war es bereits dunkel, und der riesige Raum wurde von brennenden Fackeln erhellt, die in regelmäßigen Abständen an den Wänden hingen, und vom Schein Hunderter weißer Kerzen in unzähligen schweren silbernen Kerzenleuchtern auf dem Tisch. Die Tische waren H-förmig aufgestellt und mit makellos weißen Tischdecken, silbernem Besteck und zartem Porzellan eingedeckt worden.
    Kyle, Shona, Bertie und Aldiss beobachteten aus den Schatten neben der Tür, wie etwa zwanzig in Hermelinpelze gekleidete Damen und Herren sich auf den gepolsterten Stühlen an dem Tisch niederließen, der den Querstrich des »H« bildete. Die übrigen Gäste – Wachleute, die ranghöheren Dienstboten und einige andere – setzten sich auf Bänke an den Tischen, die zu beiden Seiten standen.
    Mephista und der ranghöchste ihrer Höflinge nahmen ihre Plätze an einem Tisch ein, der auf einer erhöhten Plattform stand, von der aus man die Tafel überblicken konnte. An diesem Tisch standen sechs Stühle und in der Mitte ragten zwei goldene Throne auf. Auf einem davon ließ sich Mephista nun anmutig nieder.
    Der Lärm in der Großen Halle war ohrenbetäubend. Die hohen Decken und uralten Steine schufen ein unglaubliches Echo, was schon schlimm genug war, wenn sich nur eine Handvoll Menschen im Raum befand, aber absolut furchtbar, wenn, wie es an diesem Abend der Fall war, mindestens zweihundert Personen hier

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