Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)
gleichen Raum sein.
Elisabeth sah den Ausdruck in Josefas Augen. „Es tut mir so leid“, sagte sie und begann leise zu weinen.
Schlagartig wurde Josefa klar, was Elisabeth in der letzten Zeit ertragen musste: den Tod ihrer Lieben, die Reise ins Fremde, vor allem aber das Bewusstsein, mit einer unheilbaren Krankheit gezeichnet zu sein. Eine Krankheit, die sie allein ertragen und verschweigen musste, auch vor dem einzigen Mensch, der ihr Trost hätte spenden können. Und der jetzt gefangen war.
„Mach dir keine Sorgen“, sagte sie mit sanfter Stimme, „ich war ja auch nicht untätig. Der Heinz ist immer für die Bettler eingestanden, wenn die wieder mal zu unrecht von der Stadtguardia verprügelt und ausgeraubt worden sind. Auch wenn es nur Bettler sind – sie stehen für ihre Schuld ein.“
Elisabeth sah sie mit hoffnungsvollem Blick an.
„Und weißt, wer uns auch noch hilft? Hans und Karl, die beiden von der Nachtwache, erinnerst du dich? Hab dir ja gesagt, dass alles gut wird, du starrköpfiges Bauernmädel.“ Josefa drückte Elisabeth an sich. „Ich erzähl dir, wie ich mir das vorstell …“
LX
Die Tür wurde aufgerissen, drei Soldaten betraten die Folterkammer.
Von Pranckh wandte sich ungehalten von Johann ab. Er ging zu den Soldaten, unterhielt sich mit ihnen.
Johann war wieder der Ohnmacht nahe, konnte nur Wortfetzen von dem verstehen, was einer der Soldaten seinem Peiniger zuflüsterte. „… ernste Lage … Stadtrat … Ausbreitung … Pest oder schlimmer … sofort …“
Von Pranckh rieb sich die Stirn, offenbar verwundert, dann trat er wieder zu Johann und sah ihm in die glasigen Augen. „Du läufst mir ja nicht weg.“
Johann nahm nur mehr verschwommen wahr, wie von Pranckh mit den Soldaten den Raum verließ, dann wurde ihm schwarz vor Augen.
Der Kerkermeister schleifte Johann zu seiner Zelle und warf ihn hinein. Dann knallte er die Tür zu und schlurfte davon.
Der Preuße sprang auf und drehte Johann auf den Rücken. Die Wunde in seiner Seite blutete stark. Der Preuße riss einen Fetzen von Johanns Hemd ab und drückte ihn auf den Blutfluss.
Johann stöhnte kurz auf und kam wieder zur Besinnung. Er sah den Preußen über sich knien.
„Lebst ja noch. Was war denn los, haben sie das Verhören verlernt?“ Johann spürte die Besorgnis hinter den trockenen Worten.
„Nein, das nicht. Aber irgendwas ist passiert, irgendwas mit –“
„Was? Johann –“
Aber Johann hatte wieder das Bewusstsein verloren.
Als Johann aufwachte, lag er auf einer dünnen Schicht Stroh. Der Preuße ging nervös in der Zelle auf und ab.
Johann hielt sich die Seite. „Wie lang war ich weg?“
„Lang genug, um etwas zu verpassen, von dem ich selbst noch nichts Genaues weiß. Eins ist aber sicher: Die Stadt scheint in heller Aufruhr zu sein. Sie haben sogar die Wachen hier aufs Notwendigste reduziert. Ich tippe mal auf die Türken oder die Pest.“
Johann rieb sich den Kopf, es fühlte sich an, als würde jeder seiner Gedanken mit einem Schmiedehammer geformt.
„Ich hoff nur, unsere Frauen sind wohlauf.“
„Da mach dir mal keine Gedanken, die wissen sich schon zu helfen.“
LXI
Von Pranckh eilte durch das neugestaltete Portal des Rathauses, das prachtvoll in der späten Nachmittagssonne erstrahlte. Hinter ihm bemühten sich die Soldaten, die ihn abgeholt hatten, Schritt zu halten.
Von Pranckh war wütend, er hatte keine Ahnung, warum man ihn zu stadtinternen Sitzungen hinzuzog, die ihn nur von seiner Arbeit abhielten. Ohne Umwege betrat er den Sitzungssaal, in dem sich bereits die Stadtregierung mit ihren einhundert Amtsträgern sowie die Repräsentanten der Kirche eingefunden hatten.
Egal wie klein eine Gemeinschaft ist, dachte von Pranckh, als er Platz nahm, es würden sich doch immer wieder Untergruppen zusammenrotten. So grenzten sich die zwölf Stadträte von den zwölf Beisitzern ab, die wiederum darauf bedacht waren, sich nicht mit den sechsundsiebzig Äußeren Räten zu mischen.
Bischof Harrach war von den gestikulierenden Obersten der Ordensgemeinschaften umzingelt. Der Bischof machte einen gehetzten Eindruck
Beinahe lautlos tauchte Basilius neben von Pranckh auf. „Werter Herr, ich darf Euch ein Ansuchen Pater Bernardus’ mitteilen“, flüsterte er von Pranckh ins Ohr. „Sollte man das Wort an Euch richten, so lässt Euch der Pater bitten, ohne Umschweife von Euren Erfahrungen in Zenta zu berichten.“
Von Pranckh verstand – Bernardus benutzte ihn erneut, um Politik zu
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