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Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. Aaron Payton
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abhalten können würde, den Mörder zu töten. Der Täter musste zur Polizei gebracht werden, und sei es nur, weil die Familien der Opfer ein Recht hatten zu erfahren, dass er gefasst worden war. Wenn der Mann kein Geständnis ablegte, würde man annehmen, dass die Mädchen ganz einfach verschwunden waren, verschlungen von den Straßen der Stadt. War Ungewissheit nicht noch schlimmer als das Wissen, eine Tochter oder Schwester verloren zu haben?
    Der Mann, der gepfiffen hatte, keuchte und hielt sich den Oberarm, als sie ihn fanden. Er lehnte an einer Wand neben dem reglosen Körper eines rothaarigen Mädchens, das mit dem Gesicht nach unten in der Gasse lag. „Der Mistkerl hatte ein Messer, hat mich geritzt“, meinte Values Mann und nahm seine Hand weg, unter der eine klaffende Wunde in seinem Bizeps zum Vorschein kam.
    „Wo ist er hingelaufen?“, fragte Pimm.
    Der Mann wies in eine Richtung, und Ben schüttelte den Kopf. „Den kriegen wir nie, Sir. Fünf Schritte nach der Straßenmündung gibt’s zehn Richtungen, in die er laufen könnte.“
    Pimm betrachtete nachdenklich den Mann, der gepfiffen hatte. „Ben, würdest du vielleicht unseren Freund hier untersuchen, um sicherzugehen, dass es ihm gut geht?“
    „Ich versteh schon“, sagte Ben. „In Ordnung, Solly, zeig uns deine Taschen, sei ein guter Junge.“ Der große Mann sprach in vollkommen freundlichem Ton. Solly runzelte die Stirn, doch er tat wie ihm geheißen. Er trug nichts bei sich als ein paar Münzen, ein Stückchen Schnur und ein kleines Taschenmesser, das Ben an Pimm weiterreichte. Der Detektiv entnahm seiner Manteltasche ein kleines alchemistisches Gerät, das die Form einer Taschenuhr hatte, und öffnete den Metalldeckel. Ein helles, starkes Licht schien aus dem Gerät und wurde durch eine klare Glaslinse gebündelt. Es war ihm unmöglich, dieses Gerät anzufassen, ohne an Bens angeblichen Cousin zu denken, der bei der Schöpfung eines dieser kleinen Wunderwerke durch ätzende Säure ums Leben gekommen war. Pimm richtete den Lichtstrahl auf das Messer und untersuchte sorgfältig Klinge und Griff. Es war kein Tropfen Blut auf dem Metall oder in den Spalten, und als Pimm die Schneide mit seinem Daumenballen berührte, war sie fast so stumpf wie ein Löffel. Solly trug das Messer wohl eher aus Gewohnheit mit sich herum und nicht, weil er es gebraucht hätte.
    „Andere Waffen hat er nicht?“
    Ben schüttelte den Kopf. „Ich würde das hier nicht mal als Waffe bezeichnen, M’lord, aber nein.“
    „Dann ist es unwahrscheinlich, dass er sich selbst den Schnitt zugefügt hat, um uns in die Irre zu führen.“ Pimm klappte das Messer wieder zusammen und reichte es Ben.
    Der andere Mann öffnete empört den Mund, um zu protestieren, doch Ben klopfte ihm auf die Schulter. „Nimm’s ihm nicht übel, Solly. Er tut nur, was Mr. Value von ihm verlangt, und muss alles und jeden verdächtigen.“ Ben begann, dem Mann Fragen zum Aussehen des Mörders zu stellen, während Pimm sich hinkniete, um die Leiche zu untersuchen. Er drehte sie auf den Rücken. Ein hübsches Mädchen, sicher nicht älter als siebzehn, sie sah irisch aus. Ihre weitgeöffneten Augen starrten ins Leere. Pimm beugte sich so dicht über sie, dass er sie hätte küssen können, dann wandte er sich ab. Der Geruch von Äther umwehte noch immer ihr Gesicht. Er legte den Kopf auf ihre Brust und fühlte am Handgelenk nach ihrem Puls, doch sie hatte keinen Herzschlag mehr.
    „Ich hab mir nichts dabei gedacht“, meinte der Mann. „Er ging zu ihr wie jeder andere auch, und sie plauderten recht nett miteinander, fast wie alte Freunde. Aber Margaret hier war auch ’ne freundliche Seele. Ich nehme an, sie einigten sich, und dann gingen sie in die Gasse. Ich hätte mir gar nichts dabei gedacht, aber …“ Seine Stimme verlor sich.
    „Du bist zur Gasse geschlichen, um zuzugucken“, sagte Ben. Er wandte sich an Pimm. „Solly ist ein Spanner, Sir, jeder weiß das.“
    „Ich tu nur meine Pflicht.“ Solly sah zu Boden. „Wache halten. Ich sah, wie er sie gegen die Wand drückte, schien alles in Ordnung zu sein. Aber dann hat er ihr was ins Gesicht gehalten, und sie wurde ganz schlaff, also hab ich gerufen und bin reingerannt. Er kam mir gerade entgegen, holte mit seinem großen Messer nach mir aus, und ich bekam ’nen Schnitt ab. Ich dachte, er würd’ mir den Kopf abschneiden, aber er schien irgendwie zu zögern, und dann hat er sich umgedreht und ist weggerannt. Ich hab so laut

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