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Mord allein macht auch nicht glücklich: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Mord allein macht auch nicht glücklich: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Titel: Mord allein macht auch nicht glücklich: Ein Provinzkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maximo Duncker
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draußen im Treppenflur sich mit einem Lockpicking-Tool an seinem Türschloss zu schaffen machte.
    Doch dann fiel ihm wieder ein, dass die Aufnahme, die er hier sah, von gestern stammte, und trotzdem war Kai plötzlich voller Angst. Jetzt, wo er gesehen hatte, dass der schwarze Mann in seinen Hauseingang abgebogen war. Jetzt, da er wusste, dass das Phantom existierte, von dem Bruno immer nur geraunt hatte. Ein Geraune, das Kai trotz der unbestreitbaren Merkwürdigkeiten, die sich in den letzten Tagen ereignet hatten, nie so ganz ernst genommen hatte.
    Ganz ohne Zweifel handelte es sich bei dem platinblonden Mann im schwarzen Overall um jenen »Kautschuk-Elvis« ohne Maske, der Bruno am Oberschenkel verletzt hatte und den die Rezeptionistin des Sterelle am selben Tag im Foyer beobachtet haben wollte.
    Bruno hielt die Aufnahme an. »Habt ihr ihn gesehen?«
    »Ja.« Kais Stimme klang matt.
    »Wer war das?«, fragte Peggy.
    »Der sogenannte Kautschuk-Elvis«, sagte Bruno.
    »Der aus dem Hotel?« Bruno musste Peggy inzwischen eingeweiht zu haben.
    »Genau jener, welcher«, sagte Bruno. »Aber Achtung: Es geht noch weiter.« Er ließ die Aufnahme weiterlaufen. Zunächst passierte nichts. Lediglich ein paar Passanten hasteten in der typischen Berliner Alltagsge schwindigkeit durchs Bild. Dann, die Uhr zeigte 9:04:02, trat der Kautschuk-Elvis aus dem linken Rand wieder ins Bild, verharrte einen Augenblick vor dem Hauseingang, sah sich kurz nach links und rechts um, als wollte er die Straße überqueren, ging dann aber mit zügigen Schritten in die Richtung davon, aus der er zuvor gekommen war.
    Bruno hielt die Aufnahme erneut an und schaltete dann eine der Schreibtischlampen ein: »Wat sagta nun?« Triumph lag in seinem Blick, der vor allem an Kai gerichtet zu sein schien: Siehste, war doch nicht alles umsonst, die ganze Technik, die personelle Verstärkung.
    »Abgefahren«, sagte Peggy.
    »Er war ganze vier Minuten im Haus«, sagte Kai. Noch immer schlug sein Herz in einer Frequenz, die auf Dauer nicht gesund sein konnte.
    »Und habt ihr sonst noch wat bemerkt?«, fragte Bruno.
    »Äh, er ist in dieselbe Richtung zurückgegangen, aus der er kam«, sagte Kai.
    »In der übrigens ooch dit Hotel liegt«, ergänzte Bruno. Er hatte sich mit seinem Bürostuhl zu Peggy und Kai gedreht. Seine Arme hatte er selbstsicher vor der Brust verschränkt.
    »Was hatta in den vier Minuten bloß jemacht?«, überlegte Peggy laut. »Vielleicht hatta nur in den Hof gepinkelt. Machen viele. Die Haustüre is ja immer uff. Und dementsprechend riecht’s denn auch bei den Mülltonnen.«
    »Quatsch, Peggy«, sagte Kai barsch.
    »Na, denn sag du doch wat Bessret, Herr van Harm«, pampte Peggy zurück.
    »Is euch nüscht weiter aufgefallen?« Bruno genoss ganz offensichtlich einen Wissensvorsprung.
    »Okay, Bruno. Du hast gewonnen«, sagte Kai. »Du hast was gesehen, was uns nicht aufgefallen ist. Zufrieden? Jetzt kläre uns bitte auf, was wir übersehen haben.«
    »Dieset helle Ding!«, rief Peggy dazwischen. »Er ist ohne diesen weißen Umschlag wieder rausgekommen!«
    »Bingo«, sagte Bruno.
    »Stimmt«, sagte Kai, »jetzt, wo Sie es sagen, Peggy.«
    »Vier Minuten also«, spielte Peggy weiter Sherlock Holmes, »mit Umschlag rein, ohne wieder raus. Das heißt …«
    »Dassa mit großer Wahrscheinlichkeit wat in einen der Briefkästen jesteckt haben wird. Und dreimal dürfter raten, in welchen?«
    »In deinen, Herr van Harm?«
    »In meinen?«
    »Ja, in deinen, mein Freund. Und wie ick dich kenne, haste gestern mal wieder vergessen, den Briefkasten zu leeren. Stümmt’s?« Bruno strahlte bis über die Ohren.
    »Wie kommst du denn darauf, Bruno?«, sagte Kai. »Ich leere jeden Tag meinen Briefkasten.«
    »Dit kann ick bestätigen«, sagte Peggy.
    »Würklich?« Bruno klang leicht enttäuscht.
    »Ja.«
    »Und da war nüscht Außerjewöhnlichet drin jewesen gestern?«
    »Nein«, sagte Kai, »nichts Besonderes. Nur ein Brief vom Verlag.«
    »Nichts anderes?«
    »Nein.«
    »Gar nichts?«
    »Nein, verdammt!«
    »Ach so«, sagte Bruno, und alles Triumphale war aus seiner Stimme verschwunden. Er sackte auf dem Bürostuhl sichtbar in sich zusammen.
    »Allerdings …«, hob Kai behutsam und leicht schuldbewusst an, was Bruno mit einem hoffnungsvollen »Ja?« quittierte.
    »Dieser Brief …«
    »Ja, wat denn?«
    »Na, dieser Brief vom Verlag …«
    »Jetzt raus mit der Sprache!«
    »Mensch, Herr van Harm!«
    »Also, den habe ich noch gar nicht

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