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Mord am Millionenhügel

Mord am Millionenhügel

Titel: Mord am Millionenhügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Iris, war zu weit weg. Die Kleinsiepes waren auch dabei, und die Pallenbergs, und alle mit Licht. Aber der Kerl hat eindeutig woanders hingeschaut, und zwar zu den Ahrenborns. Der Professor stand, seine Frau saß und weinte, und er hat offenbar mit ihr furchtbar rumgezetert, jedenfalls konnt ich nur sehen, wie sein Mund immer auf und zu geht, und so knappe, harte Handbewegungen, Gesten, und zwischendurch hat er sich immer ans Ohr gefaßt, das macht er, wenn er nervös oder aufgeregt ist. Ringsum die schönste Live-Mache, und der Kerl hockt im Baum und glotzt den Ahrenborns beim Streiten auf die Mäuler.«
    Sie machte eine Pause und schüttelte den Kopf, als könnte sie es noch immer nicht verstehen.
    »Na ja. Ich hab dann gehustet, nur so ganz leise. Da ist er furchtbar zusammengezuckt, hat sich umgedreht, mich gesehen, wahrscheinlich auch nur in Umrissen, und schwups, runter vom Baum, quer durch den Garten, und hinten bei Kleinsiepes durch die Büsche, weg.« Sie kicherte wieder.
    Ich schüttelte den Kopf, grinste aber dabei und sagte mit vorwurfsvoller Stimme: »Na, hören Sie mal, wenn einer ein Voyeur ist, dann ja wohl Sie!«
    Sie zog die Nase kraus und sah mir in die Augen. »Ts, ts«, machte sie dabei, »wieso Voyeur? Ich wollte doch nur mal sehen, wie es meiner Schwester geht. Und da das meine eigene Schwester ist, darf ich doch wohl, oder?«
    Gegen diese Logik wollte ich nichts einwenden. Ich sagte also nur: »Und wie kommen Sie darauf, daß der Mann älter war?«
    »Ich hab ihm natürlich hinterhergeschaut, mit dem Fernglas, und er mußte unter ein paar hellen Fenstern vorbei.«
    Ich dachte an Baltasars Aufklärungs-Mission und fragte weiter: »Dick oder dünn?«
    »Dünn. Warum fragen Sie?«
    »Nur so, interessiert mich. Ich kenne einen, der so was schon mal macht, aber der ist fett.«
    Sie lachte. »Nee, also, fett war der nicht. – Übrigens muß irgendwer weiter oben an der Straße ihn auch gesehen haben. Ein paar Tage später war nämlich ein Zeitungsfritze hier. Der hat erzählt, jemand, natürlich dürfte er keinen Namen nennen, hätte ne Anzeige gemacht, und er hätte davon erfahren, und ob wir sehr belästigt worden wären. Da waren aber meine Eltern und die liebe Inge dabei, deshalb konnte ich natürlich nichts erzählen.«
    »Na ja«, sagte ich, »Sie leben ja offenbar in einer lustigen und aktiven Nachbarschaft.«
    »Kann man sagen. Aber die meisten sind ganz okay, bis auf ein paar.«
    Ich hatte das Gefühl, auf eine brauchbare Quelle gestoßen zu sein, deswegen riskierte ich weitere Fragen. »Könnte ich mir denken«, sagte ich, wie nachdenklich. »Der Professor drüben war jedenfalls ganz schön unangenehm zu interviewen. Mit seiner Frau durfte ich gar nicht erst reden, auch nicht mit der Haushälterin.«
    Sie schüttelte den Kopf, machte aber ein verstehendes Gesicht. »Glaub ich gern. Frau Ahrenborn ist ein ganz armes Schwein. Traut sich kaum mal in den Garten, in die Stadt schon gar nicht. Und mehr als Guten Tag kann man mit ihr auch nicht reden. Dann verschwindet sie sofort. Ganz armes Schwein. Außerdem ist sie, glaub ich, ziemlich krank.«
    Sie bat mich um eine Zigarette.
    »Die Haushälterin ist ganz nett, anders als ihre Schwester. Die ist nämlich scharf wie Knofel. Und Herr Kleinsiepe ist ziemlich eifersüchtig. Irgendwann bringt er die noch mal um, glaub ich, oder einen von ihren wechselnden Beschälern. Neulich, so vor zwei Wochen, hat's hier mal geknallt, spät nachmittags. Ich dachte schon, jetzt hat er sie erwischt, aber da war bei Kleinsiepes nur das große Fenster geplatzt. Aber sonst sind alle ganz brauchbar. Die Morkens, zum Beispiel, bis auf den Vater. Mein Vater kann nicht gut mit ihm, das ist klar, das ist die andere Partei. Außerdem ist er ein ziemliches Ekel. Die Grosseks sind ruhig und lieb, und die Pallenbergs neben uns, beziehungsweise er und seine Lebensgefährtin, na ja, er ist ein alter Freund von meinem Alten. Wenn Morken und Ahrenborn nicht wären, und die Kleinsiepe-Schnepfe, dann wär's hier richtig friedlich. Der alte Pistorius ist süß. Den haben Sie nicht kennengelernt, oder? Der ist ja auf Achse. Ein ganz lieber, alter Mann, echt ruhig und so, 'n richtiger lieber Opa. Vor 'n paar Wochen wollte er die Kleinsiepes schon mal rausschmeißen, weil dauernd wegen ihr Theater war. Dann war irgendwas mit Morken und Ahrenborn, jedenfalls haben die beiden mit Frau Kleinsiepe und Pistorius ne Art Konferenz gemacht. Kurz danach ist er in Ferien gefahren. Mal

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