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Mord am Millionenhügel

Mord am Millionenhügel

Titel: Mord am Millionenhügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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T-Shirt, die knappen weißen Jeans und erfreute mich der Geometrie.
    »Hör mal«, sagte ich, als wir in der Diele angekommen waren, »wann sehen wir uns?«
    Sie blieb stehen und überlegte. »Warte mal – morgen ist Donnerstag, da kann ich nicht. Freitag, ja; Freitag geht. Freitag abend?«
    »Paßt mir. Wollen wir sagen, gegen acht?«
    »Okay, wo?«
    Wir machten ein Restaurant als Treffpunkt aus.
    In der oberen Etage angekommen, klopfte sie an eine Zwischentür und rief: »Hartmut! Besuch vom Statistischen Bundesamt!«
    Dann zwinkerte sie mir zu und ging wieder nach unten.
    Der Mann vom AA trug ein Flanellhemd, Jeans mit Bügelfalten und Sandalen. Ein paar Zentimeter größer als ich, schlank, dunkelbraunes Haar, Typ Latin Lover, ein schwerer Siegelring an einem seiner sorgfältig manikürten Finger. Er machte einen etwas nervösen Eindruck und hielt sich unnatürlich gerade. Ich sagte meinen Spruch auf, erinnerte ihn daran, daß er in der vergangenen Woche angerufen worden war, und er bat mich in seine Wohnung.
    Im Wohnzimmer forderte er mich auf, Platz zu nehmen, bot mir etwas zu trinken an und entschuldigte sich überaus korrekt, als er in die Küche ging, um die Getränke zu holen.
    Trotz des heißen Tages war das Fenster geschlossen; ein sanfter Blumenduft im Raum wies darauf hin, daß es offen gewesen war. Mit einem schnellen Blick stellte ich fest, daß das Fenster nur wenig links versetzt über der Terrasse lag, auf der Barbara Grossek und ich bis eben gesessen hatten.
    Er kam aus der Küche zurück. Mühsam balancierte er in der rechten Hand ein Tablett mit zwei Gläsern, Eiswürfeln in einem Becher, einer Flasche Sprudel und einer Flasche Fruchtsaft. Ich sprang auf, um ihm zu helfen; natürlich ganz aus Versehen berührte ich dabei kurz seine linke Schulter. Er stöhnte leise.
    »Tut mir leid«, sagte ich; »hab ich Ihnen wehgetan?«
    Er winkte ab und sah mir zu, wie ich das Tablett auf dem Tisch deponierte. »Nicht der Rede wert«, sagte er. Dann, als Erklärung: »Ich bin vor einiger Zeit ungeschickt die Treppe hinuntergefallen; das Schlüsselbein ist angebrochen.«
    »Oh, das tut mir aber leid. Ich kenne das, es ist scheußlich. Ich hatte so was auch mal. Bei mir hat es eine Weile gedauert, bis ich mich wieder richtig bewegen konnte. Haben Sie's schon lange?«
    »Ein paar Wochen«, sagte er. Dann setzte er sich. »Also, schießen Sie los!«
    In den nächsten Minuten erfuhr ich, daß er 34 Jahre alt war, sowie Einzelheiten über seine Ausbildung, sein Jurastudium, die Bewerbung für den erhöhten Dienst am Vaterland im Auswärtigen Amt, seinen Aufenthalt in einem Andenstaat und ein paar andere Dinge.
    Die Fragen beantwortete er schnell und flüssig; zwischendurch wirkte er jedoch einige Male unkonzentriert und zerfahren. Als wir beim Diktatteil waren, hörten wir plötzlich einen Schlüssel in seinem Türschloß. Ich sah, wie er die Lippen zusammenkniff. Dann hörte man trippelnde Schritte, ein helles »Hallo, Schätzchen«, und Frau Kleinsiepe stand im Raum.
    Natürlich standen wir beide auf; Gentlemen wissen, was sich einer Dame gegenüber gehört. Sie blickte leicht erstaunt. »Ach, der nette Herr Interviewer«, sagte sie dann. »Da stör ich ja wohl. Ich komm dann nachher noch mal. Tschühüs.«
    Schwups, und weg war sie. Wir setzten uns wieder. Burger mied meinen Blick und sagte nur:
    »Wo waren wir gerade?«
    Um halb sechs klingelte ich am mittleren Haus, bewohnt vom Kommunalpolitiker und Mitglied des Bonner Stadtrats Werner Treysa und seiner Familie. Zu meinem Entsetzen öffnete ein weiteres Wesen in Blond das Portal. Ich sagte meinen Spruch auf und wurde in den Salon gebeten.
    »Ich bin allein zu Hause«, sagte sie. Es handelte sich um Tochter Ulrike, blond, schlank, in Tenniskleidung und barfuß, 19 Jahre alt. »Mein Vater macht im Moment natürlich Wahlkampf; er ist mit ein paar Assen von der Bundespartei unterwegs, Pfoten schütteln. Meine Mutter hilft ihm dabei, und meine Schwester ist vorige Woche zu einer Freundin an die Nordsee gefahren.«
    »Nun ja«, sagte ich, »das ist natürlich schade. Ich sollte die Fragebogen komplett erledigen ...«
    Sie blickte auf die Papiere, die ich bereits auf den kleinen Couchtisch gelegt hatte.
    »Mhm«, machte sie, »also, mich können Sie ruhig interviewen. Bei den anderen wird das schwierig.«
    »Wann werden die anderen denn wieder vorhanden sein?«
    Sie überlegte. »Inge kommt, glaub ich, Ende nächster Woche zurück. Und meine Eltern? Die tauchen zur

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