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Mord am Millionenhügel

Mord am Millionenhügel

Titel: Mord am Millionenhügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Zeit periodisch nachts auf und verschwinden früh morgens wieder. – Kann ich Ihnen irgendwas zu trinken anbieten?«
    Ich bat um Kaffee, und sie verschwand in der Küche. Wie die anderen Villen war auch dieses bescheidene Domizil weitläufig angelegt; die Inneneinrichtung war vergleichsweise bürgerlich, wenn auch längst nicht so karg wie im Haus des Professors. Solider Luxus ohne Extravaganzen, an den Wänden geschmackvolle, aber sicherlich erschwingliche Drucke älterer Maler. Der Polstersessel, in dem ich halb lag, war sehr bequem, aber ebenfalls weder besonders neu noch besonders teuer. Alles in allem machte dieses Wohnzimmer einen eher gemütlichen und vernünftigen Eindruck.
    Gemütlich und vernünftig war auch das Interview. Ulrike Treysa hatte gerade Abitur gemacht und wollte im Wintersemester in Bonn mit dem Studium der Evangelischen Theologie beginnen.
    »Sind Sie religiös?«
    »Nee, aber alles, was mich interessiert, ist dicht, Numerus clausus. Sie wissen schon; vielleicht gefällt es mir am Ende sogar, oder ich mach es, bis irgendwo anders ein Platz frei wird.«
    Im übrigen war sie offen, natürlich und ein wenig vertrauensselig. (Vielleicht liegt es an mir, wer weiß? Baltasar behauptet, meine Dackelaugen machten es jeder verkappten Großmutter unmöglich, mir einen Dackel oder ein Vertrauen nicht zu übergeben.) Bei der Frage nach sittlicher Belästigung, etwa durch einen Voyeur, kicherte sie.
    »Komisch, daß Sie gerade danach fragen.«
    »Wieso?«
    Sie lehnte sich zurück und blickte durch das Fenster auf den Garten. »Na, vor ein paar Wochen ist hier nachts so 'n Johnny rumgeturnt. Ich glaub, der war schon älter.«
    Ich bemühte mich, mir nichts anmerken zu lassen, und grinste. »Es gibt ja auch kaum eine Ecke, wo es sich mehr lohnt als hier.«
    Sie schaute mich fragend an.
    »Ich meine, in allen Häusern nette junge Damen in Blond; das macht bestimmt mehr Spaß als vor den Fenstern eines Altersheims.«
    »Ich glaube, daß Sie da grundsätzlich recht haben, aber der Mann hatte offenbar andere Vorlieben.«
    »Wieso? Ich meine, was für Vorlieben, und wie können Sie das so sicher sagen?«
    Sie kicherte wieder. »Ach wissen Sie«, sagte sie, wobei sie ein klein wenig rot wurde, »wenn Sie es nicht weitersagen ...«
    Ich versprach ihr hoch und heilig, wie ein Grab zu schweigen. Sie hatte anscheinend etwas gesehen und kam sich wichtig vor, durfte es aber nach den Maßstäben des Hauses nicht erzählen. Jedenfalls klang mir die Einleitung so.
    »Meine Schwester«, sagte sie, »hat nen Freund. Ich weiß nicht, wo sie den aufgetan hat. Inge hat manchmal nen Hau. Jedenfalls ist der Typ so 'n ekelhafter Bodybuilder, wissen Sie, irrsinnige Muskeln, immer ein blödes Lächeln, wahnsinnig freundlich und absolut schwachsinnig. Inge meint, er wär aber ganz gut bei Kondition. Na ja, an dem Abend war sonst keiner da, und da taucht also der Bizeps hier auf. Inge wollte mir eine Kinokarte spendieren, die hab ich dann auch dankend angenommen und so getan, als wollte ich weggehn. Dann hab ich einen kleinen Spaziergang durch die Umgebung gemacht, und ... Sind Sie sicher, daß Sie das nicht schockiert? Ich meine, wir sind ja modern und reden über alles, aber ich weiß nicht, Sie sind wohl schon ein bißchen älter ...«
    Die Naivität und das zweifelhafte Kompliment sorgten dafür, daß ich mich am Kaffee verschluckte. Nachdem ich mich freigehustet hatte, sagte ich:
    »Also, keine Sorge, so alt bin ich nun auch wieder nicht.«
    Sie nickte ernsthaft und erzählte weiter. »Na, jedenfalls bin ich um das Haus rum in den Garten geschlichen, leise und immer hinter den Büschen, für alle Fälle. Ich wollte doch sehen, wie das mit der Kondition ist ... Inges Fenster waren zu, aber sie hatte das Licht an. Also bin ich auf die Weide da hinten geklettert, mit nem Fernglas. Ich war ganz leise, für alle Fälle. Zufällig donnerten auch noch gerade ein paar Hubschrauber durch die Luft. Tja, und dann hab ich ein bißchen gekuckt. Mann, da war was los. Plötzlich hör ich irgendwas knacken, schau mich ganz vorsichtig um, und da seh ich den Typ in der Eiche sitzen. Das heißt, es war ja schon ziemlich dunkel, ich hab natürlich nur so Umrisse gesehn. Sah so aus, als ob er in die andere Richtung schaut. Ich hab dann ganz vorsichtig alle erleuchteten Fenster beobachtet. Ich kann Ihnen sagen, ich hab nie gewußt, was hier nach Einbruch der Dunkelheit los ist. Eine von den Morkens hatte Männerbesuch, ich weiß nicht ob Ines oder

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