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Mord am Millionenhügel

Mord am Millionenhügel

Titel: Mord am Millionenhügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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ich wirklich einen Grund wüßte, wäre ich längst bei der Kripo.«
    Mit einer gewissen düsteren Befriedigung betrachtete mich Edgar. »Es wird dich freuen, zu hören, daß Moritz gleich auftaucht.«
    Ich wunderte mich. »Wieso sollte mich das freuen?«
    »Weil er finstere Neuigkeiten hat. Er hat mich eben angerufen,. kurz bevor du hier eingetrudelt bist.«
    Er wollte nicht mehr sagen. Ich brauchte allerdings nicht allzu lange zu warten. Moritz war ausnahmsweise pünktlich.
    »Ihr günstigen Kaffeebären, zum Gruße allerseits!«
    Moritz stürzte in die Wohnung; Edgar hatte die Tür aufgelassen. Gierig goß er, fast noch im Stehen, einen Topf Kaffee durch seinen Schlund und gab ein Geräusch von sich, das nach der Ursache ein Rülpsen, nach der Lautstärke aber ein Röhren war.
    »Es tut sich was«, verkündete er dann.
    »Hast du's ihm schon gesagt?«
    Edgar verneinte.
    Moritz strahlte mich an. »Die kleine Grossek, Barbara, ist verschwunden.«
    Ich war nicht so erfreut, wie er offenbar erwartet hatte. »Das trifft mich«, sagte ich. »Sie ist ganz nett, und wir sind für morgen verabredet. Dabei wollte sie mir den Stoff für einen auf dem Millionenhügel spielenden Krimi erzählen.«
    Moritz machte mindestens fünfmal aha. Dann sagte er: »Hast du etwa Feuer gefangen, alte Ratte?«
    »Nein, dreimal nein, fürwahr. Sie ist, wie gesagt, ganz nett, und sie hat mir wilde Geschichten versprochen. Aber wenn nette Menschen verschwinden, ist das viel schlimmer, als wenn ich einen von euch mal ne Weile nicht sehe. – Was ist denn passiert?«
    »Na, vor ein paar Stunden klingelte es in der Redaktion. Ich war dran, also bin ich rangegangen. Seitdem hab ich versucht, euch zu erwischen, ihr ungünstigen Zigeuner. Na ja, egal. Es war Vater Grossek, völlig aufgelöst. Ich hab natürlich zuerst so getan, als wär mir der Name unbekannt, und dann langsam geruht, mich zu erinnern, daß ich ihn vor einigen Tagen wegen eines Voyeurs interviewt hatte. Er war froh, mich an der Strippe zu haben. Er hat sowohl Zeter als auch Mordio geschrien, und die Polizei will von der Sache nichts wissen und sagt, wenn jemand einen Tag nicht auftaucht, wär das noch kein Grund zur Beunruhigung. Manche Leute bleiben jahrelang verschwunden, und hinterher tauchen sie auch nicht wieder auf.«
    »Moritz«, mahnte Edgar, »die Logik!«
    »Fiesling. Also: Die Herrschaften samt Tochter waren gestern abend im Theater. Das berühmte Godesberger Gastspiel-Abo. Sie ist mit den Eltern zusammen rausgegangen und im Gedränge vor dem Eingang plötzlich verschwunden. Seitdem ist sie futsch, ohne ein Wort, ohne einen Anruf. Dabei ist das Telefon schon so lange erfunden.«
    Ich seufzte. »Toll. Und? Leute verschwinden eben. Vielleicht hat sie nen Freund getroffen, den sie den Eltern nicht demonstrieren will, oder sie wollte ne Sause machen und ist unter die Räder eines libidinösen Schubs geraten ...«
    Diesmal unterbrach Edgar mich. »Deine Bilder! Außerdem fällt das in mein Gebiet, und ich sage dir hiermit feierlich: Mir sind aus meiner gynäkologischen Tätigkeit sowie aus Theorie und Praxis der verschiedenen Verhaltensweisen keine libidomäßig relevanten Räder geläufig. Außer, natürlich, bei Cadillacfetischisten.«
    Mir fiel plötzlich Burger ein. »Haltet mal eben eure Klappen«, sagte ich, »ich muß denken.«
    Edgar und Moritz sahen einander an.
    »Da wollen wir armen dummen Trottelchen nicht stören«, sagten sie unisono. »Sollen wir gehen?«
    »Nee, zuhören. Reimt euch mal folgendes zusammen. Ich sitze mit Barbara Grossek auf der Terrasse. Sie erzählt mir, daß in der Nachbarschaft etwas faul ist und daß sie mir mehr erzählen will. Wenn nun jemand, bei dem etwas faul ist, zugehört hätte, was würde er dann tun?«
    »Na ja«, sagte Edgar, »wenn wirklich was faul ist und er hat was gehört, dann wird er vermutlich nachdenken, ob sie was wissen kann. Wenn nicht, okay, es sei denn, er gerät in Panik. Wenn er zu dem Schluß kommt, daß sie was wissen könnte, was er verheimlichen will, dann wird er versuchen, sie daran zu hindern, es weiterzusagen. Oder es überhaupt zu wissen. Klar?«
    »Klar«, sagte Moritz. »Ich bewundere dich.«
    »Empfindsamen Dank«, sagte Edgar. »Aber wie kommst du darauf, daß jemand was gehört haben könnte?«
    »Burgers Wohnzimmerfenster geht auf die Terrasse. Er wohnt im ersten Stock. Als ich zu ihm kam, war das Fenster zu, aber das Zimmer roch nach Blumen.«
    »Vielleicht hat er eine alte Vase unter der

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