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Mord am Millionenhügel

Mord am Millionenhügel

Titel: Mord am Millionenhügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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diesseits – vom Garten aus gesehen – ein Grundstück, dessen Besitzer vor einigen Monaten gestorben war und dessen Erben bisher kein Interesse gezeigt hatten.
    »Wenn der Mörder, die Mörder oder die Mörderin das gewußt hätten, dann hätten sie die Frau zehn Meter weiter nach Norden auf der anderen Seite des Damms gelassen, und wir hätten sie nie gefunden.«
    Der Anblick war nicht sehr schön. Der Mann hatte die Polizei benachrichtigt und sich dann mühsam wieder nach Hause begeben. Es war allerdings noch einigermaßen zu erkennen, daß die tote Frau gewisse Ähnlichkeiten mit dem Bild der seit ein paar Tagen vermißten Barbara Grossek aufwies. Man konnte dem Vater die Identifizierung leider nicht ersparen.
    »Sie wird im Moment obduziert«, sagte der Hauptkommissar. »Dann werden wir genau wissen, wann und wie sie gestorben ist. Es sah aus wie ein Schuß, aber die Äußerlichkeiten können von Hunden oder Krähen verändert worden sein.«
    Er war ein wenig grau im Gesicht; Bonn ist zwar reich an Geschöpfen, die infolge der Inaktivität ihres Gehirns der Definition des klinischen Todes genügen und Beamtenbezüge kassieren, aber Gewaltverbrechen sind doch seltener als beispielsweise in New York.
    »Nachdem Sie nun alle versammelt sind«, sagte er mürrisch, »wüßte ich gern, was Sie sich eigentlich einbilden und was los ist.«
    Er steckte sich eine Zigarette in den Mundwinkel; als ich ihm Feuer geben wollte, winkte er ab.
    »Danke, ich betrüge meine Lunge.«
    Ich war erstaunt zu hören, wie präzise Baltasar berichten konnte, wenn er nur wollte. Kann, wenn er will, obwohl ich bezweifle, daß ich es jemals wieder erleben werde. Er brauchte etwa eine Viertelstunde, um alles, was er, Moritz, Edgar und ich in den letzten Wochen herausgefunden hatten, klar und verständlich vorzutragen, ohne Abschweifungen und Zierat.
    Nach etwa zwei Minuten verbarg der Hauptkommissar seine Augen hinter den Händen und stützte die Ellbogen auf den Tisch. Als Baltasar fertig war, blickte er uns der Reihe nach an und wiegte den Kopf hin und her.
    »Einen Teil«, sagte er halblaut, »hat mir der da« – er wies auf Moritz, der übernächtigt in der Ecke saß – »schon erzählt. Haben Sie noch etwas zu ergänzen, meine Herren?«
    Wir verneinten.
    Edgar blickte auf seine Uhr. »Herr Ziegler«, sagte er, »brauchen Sie mich unbedingt hierbei, oder kann ich …?«
    Der Hauptkommissar winkte müde. »Gehen Sie in Ihr Krankenhaus und bringen Sie nicht zu viele Patienten um«, sagte er. »Mich meuchelt die Geschichte.«
    Baltasar heuchelte Anteilnahme. »Welche, Herr Ziegler? Diese, oder die Weltgeschichte, oder welch andere meinen Sie?«
    Der Hauptkommissar gab keine Antwort. Er wartete, bis Edgar gegangen war, dann sagte er: »Also, wir wollen jetzt nicht über die kleinen Dinge reden, die zusammen schon ein paar hübsche Jährchen auf Staatskosten ergeben. Der geklaute Paß, der gefälschte Dienstausweis, Amtsanmaßung, Täuschung, Hausfriedensbruch und so weiter. Nein, ich will mich nicht aufregen. Alles zu seiner Zeit.«
    Baltasar unterbrach ihn, kalt. »Sie vergessen, daß Sie mir zugesagt haben, unsere Aussagen zur Kenntnis zu nehmen, ohne die Umstände zu bedenken, unter denen wir an die Fakten gekommen sind.«
    Der Hauptkommissar runzelte die Stirn, sagte aber nichts dazu. »Also, was haben wir? Nichts. Einen verschwundenen grauen Mann, eine überzählige Zahnbürste, Vermutungen über das Vorleben eines angesehenen Professors, weitere Vermutungen über das Vorleben eines Bundestagsabgeordneten, Klatsch über diverse Eheschließungsverfahren – nichts. Das einzig Greifbare ist dieser Schuß auf, wie heißt er, Burger, obwohl auch da Ihre Folgerungen rein hypothetisch sind und sich durch nichts beweisen lassen. Außerdem kann ich den Schuß zunächst nicht zur Kenntnis nehmen, denn Ihre Kenntnis beruht auf dem Bruch der ärztlichen Schweigepflicht, und Sie haben mich wiederum verpflichtet, nichts zu wissen.« Er formte mit den Händen eine Hohlkugel. »Nichts drin«, sagte er, wobei er mit dem Kinn auf diese Kugel deutete, »nur unverifizierte Vorgänge und unbeweisbare Vermutungen.«
    Er deutete auf das Telefon und wandte sich an Matzbach. »Darf ich?«
    Baltasar legte die Hand auf den Apparat. »Unter einer Bedingung.«
    Der Hauptkommissar verzog den Mund. »Sie gehen mir auf die Nerven, Matzbach«, sagte er.
    Baltasar hob die Brauen. Er sah sehr arrogant aus. »Sie vergessen Ihre Schule, Ziegler.«
    Der Hauptkommissar

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