Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord am Millionenhügel

Mord am Millionenhügel

Titel: Mord am Millionenhügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
Knallhamstern.« Etwas ruhiger setzte er hinzu: »Das ist im Moment alles müßig; da hängen zu viele leere Flaschen in den Luftschränken.«
    Manchmal drückt er sich merkwürdig aus.
    »Außerdem, wer will das beweisen? Okay, vielleicht hat er experimentiert; unsere Ahnen waren zu der Zeit ja sehr eifrig auf dem Gebiet. Das müßte man aber beweisen. Okay, vielleicht hat er die Klinik angesteckt und Morken umgelegt. Aber warum? Vielleicht war's auch sonst jemand. Vielleicht hat er seine alten Unterlagen, nach geziemender Schamfrist, zu akademischen Titeln verarbeitet. Aber warum ist er im Februar abgehauen? Zu der Zeit war die Gegend noch fest in deutscher Hand, und erst nach der Kapitulation sind die Amis gekommen, nicht die Russen. Und was ist das für eine Geschichte mit den Leichen im Wald? Zu viele Fragen.«
    Er blickte mich an. »Später mehr dazu. Ich habe hier das Kommando. Was hast du zu melden? Schämst du dich nicht, wie in einem amerikanischen Krimi durch die Stadt zu rasen, Mädchen auf Bauernhöfen zu deponieren und jedes Telefon für abgehört zu halten?«
    Ich war ein wenig gekränkt, obwohl ich ihm natürlich recht geben mußte. Wir palaverten den halben Nachmittag, ohne zu einem Ergebnis zu kommen. Schließlich warf ich Matzbach seine Fragebögen in den Schoß und empfahl mich. Ich hatte die Nase voll; angesichts der Rätsel, Halbantworten und offenen Fragen vergaß ich für kurze Zeit sogar meine Besorgnis über das Verschwinden von Barbara Grossek. Abends fiel sie mir wieder ein, aber nichts, was ich hätte tun können.
    Ich verbrachte einen ruhig-unruhigen Sonntag. Keiner ließ sich blicken oder von sich hören. Inzwischen hatten aber die Zufälle, mit denen Matzbach verbündet ist, zu spielen begonnen; das wußte ich nur noch nicht.
    Am Montag früh um neun schrillte das Telefon. Ich nahm unausgeschlafen ab, denn ich war erst gegen halb fünf über einem Buch eingeschlafen.
    »Ja?«
    »Ich.«
    Eindeutig Matzbach. Er schwieg eine Sekunde, und ich hörte Stimmen im Hintergrund. Dann sagte er unfroh: »Du Schlafmütze wirst jetzt sofort aufstehen, dich anziehen und bei mir erscheinen.«
    »Das meinst du«, sagte ich. »Ich werde nichts dergleichen tun, wenn nicht ein dringender Grund vorliegt. Dieses bezweifle ich aber. Du hast bestimmt wieder eine Zahnbürste zuviel an Bord, oder?«
    Er schnaufte. »Mein Lieber, ich wollte es dir erst später sagen, aber da du dem armen alten Baltasar ja nichts glaubst, sag ich es dir gleich, damit du auch kommst. Heute früh wurde Barbara Grossek gefunden.«
    Ich schluckte. »Tot?«
    »Ja, und zwar schon länger. Ich habe im Moment das Vergnügen, Moritz und den verantwortlichen Herrn von der Kripo um mich herum zu sehen.«
    »Ah ja«, sagte ich. »Moritz hat ja mit ihm mal gesprochen. Da hat er aber nur gelacht, oder?«
    Baltasar grunzte. »Jetzt lacht er nicht mehr. Jetzt will er wissen, was wir wissen. Kommst du nun, oder müssen wir dich mit der grünen Minna abholen?«
    Als ich bei Matzbach ankam, erfuhr ich die Einzelheiten. An der Bundesbahn-Strecke zwischen Godesberg und Bonn oder, genauer, zwischen Friesdorf und den östlichen Ausläufern von Kessenich, ziehen sich, nur selten von Häusern unterbrochen, Gärten hin. Es sind nicht eigentlich Schrebergärten, aber so etwas ähnliches. In dieser Gegend ist der Bahndamm richtig schön und hat eine leichte F. J. Degenhardt-Atmosphäre. Einige der Gärten sind ziemlich wild; viele scheinen schon vor langer Zeit aufgegeben worden zu sein. Sommers wächst es dort mächtig, und man weiß, wenn man vorbeifährt oder, soweit möglich, zwischen den Gärten Pfadfinder spielt, nicht so recht, ob die Formen des Wachstums geplant oder zufällig sind.
    Ein Gartenbesitzer war nach längerem Sommerurlaub wieder in der Heimat eingetroffen. Da ihm zum Wiederbeginn seiner Arbeit noch einige Tage blieben, hatte er sich am frühen Morgen dieses Montags zu seinem Garten begeben, der wahrlich wild ins Kraut geschossen war.
    »Der reine Zufall«, sagte der Hauptkommissar griesgrämig. »Im Prinzip hätte die Leiche da liegen können, bis ein Archäologe in dreihundert Jahren vielleicht dort angefangen hätte zu buddeln.«
    Der Gartenbesitzer hatte einen unangenehmen Geruch wahrgenommen. Er kam aus der Gegend zwischen dem Bahndamm und seinem Komposthaufen, der knapp an der Grenze des Grundstücks lag. Was immer dort passierte, konnte nur er feststellen, denn jenseits des Bahndamms erstreckte sich Brachland, eine wilde Wiese;

Weitere Kostenlose Bücher