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Mord am Millionenhügel

Mord am Millionenhügel

Titel: Mord am Millionenhügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Büro des Hauptkommissars in einer hektischen Minute eine Kopie geklaut.«
    Wir beugten uns über das Papier. Wir lasen.
    Am Mittwoch, nach dem Theater, habe ich Barbara Grossek abgepaßt. Ich war schon lange in sie verschossen, und sie hat mich immer aufgereizt. Wir sind in den Kottenforst gefahren; dort wollte ich sie zwischennehmen. Ich habe nichts zustandegebracht. Sie hat mich verhöhnt. Da erschoß ich sie
.
    Die Schrift war nicht ganz sicher, die drei letzten Wörter ziemlich krakelig.
    Baltasar nickte langsam. »Erzähl weiter«, sagte er.
    Moritz räusperte sich. »Na, die Kleinsiepe hat nen hysterischen Anfall gekriegt, nicht ganz unverständlich bei dem Anblick. Ziegler hat ihr nur noch den Zettel hingehalten und gefragt, ob das die Schrift von ihrem Mann ist. Sie hat genickt; das war's eigentlich schon. Dann haben sie noch den Wagen aufgemacht; im Kofferraum war Blut. So viel zu deiner Theorie, Matzbach.«
    Baltasar schwieg und dachte offensichtlich nach, jedenfalls wackelten seine Ohren. Dann griff er zum Telefon und rief den Hauptkommissar an.
    Dem Gespräch, beziehungsweise der hörbaren Hälfte, entnahmen wir, daß der Hauptkommissar den Fall damit als beendet ansah. Ein Mörder, ein Geständnis – was will man mehr? Baltasar bedankte sich und legte auf.
    »Trottel«, sagte er. »Ihr seid auch Trottel. Ich will euch noch zwei Dinge zu knacken geben, ehe ich nach Wesel fahre. Ah, vorher noch eine Frage, Moritz. Wo ist Frau Kleinsiepe jetzt?«
    »Der Polizeiarzt hat ihr ein Beruhigungsmittel gegeben; sie ist jetzt bei Pallenberg. Die Lorenz ist montags zu Hause.«
    Baltasar rümpfte die Nase. »Na fein«, sagte er, »Also, ihr zwei Schwachköpfe, folgendes: Wo arbeitet Frau Kleinsiepe?«
    Ich übernahm die Antwort. »In einem dieser widerlichen Kästen an der B 9, Höhe Friesdorf. Was ist das, Justizministerium? Jedenfalls da unten.«
    »Okay. Wollen wir wetten, daß ihr Schreibtisch vor einem Fenster steht, das nach Westen geht, zur B 9 und zur Bahn hin? Zweiter Punkt. Ich habe gestern einen netten Sonntag mit der Auswertung der Fragebögen gehabt. Vielleicht solltet ihr zwei euch die Dinger auch noch mal ansehen.«
    Er stand auf, betrachtete uns mißmutig und ging zur Tür. »Ich fahre jetzt, ich kann euch nicht mehr sehen. Zieht alles hinter euch zu, wenn ihr diese heiligen Hallen verlaßt. Cheerio.«
    Moritz schaute mich an. »Was geht hier eigentlich vor? Was will er in Wesel?«
    Ich zeigte ihm den Brief der alten Dame; Moritz seufzte. »Das wird ja immer komplizierter. Was ist denn das wieder für eine Geschichte? Liegt etwa noch irgendwo eine Leiche rum?«
    Ich winkte ab. »Das kann sein, wird sich aber finden, oder auch nicht. Was mich interessiert, ist, was Matzbach nun schon wieder entdeckt hat.«
    Ich fischte aus dem Stapel den von Kleinsiepe ausgefüllten Bogen. Wir beugten uns über ihn und verglichen ihn mit dem Geständnis.
    »Na ja«, sagte Moritz, »sein Schlußbrief ist ein bißchen verkrakelt, aber dafür muß man Verständnis haben. Wenn man sich gleich ne Kugel durch den Kopf schießen will, ist das für Schönschrift ein ungünstiger Moment. – Was hat sich Baltasar da bloß für Sätze ausgedacht!«
    Ich verglich. Die Schrift war eindeutig die gleiche. Kleinsiepe hatte beim Diktat einige Fehler gemacht, die im Geständnis nicht auftauchten, obwohl die Wörter ähnlich waren. Ansonsten konnte ich nichts entdecken. Und die Schreibfehler beziehungsweise das Vermeiden der gleichen Fehler konnten einfach daran liegen, daß er sich nach dem Diktat hingesetzt hatte, um festzustellen, wie manche Wörter denn nun tatsächlich geschrieben wurden. Jedenfalls war das meine Erklärung.
    Moritz schlug sich plötzlich vor den Kopf. »Ah«, sagte er, »jetzt weiß ich, worauf er mit dem Schreibtisch hinaus will.«
    Das wußte ich auch, aber es brachte mich nicht wesentlich weiter.
    »Das ist klar«, sagte ich. »Wenn ihr Schreibtisch so steht, daß sie nach Westen aus dem Fenster sehen kann, kann sie vielleicht den Bahndamm sehen. Sie wird aus der Entfernung bestimmt keine Einzelheiten sehen können, aber wenn man etwa davon ausginge, daß sie weiß, wo die Leiche gelegen hat, könnte sie auf jeden Fall sehen, wenn an der Stelle größere Dinge stattfinden, Polizeiaufläufe zum Beispiel.«
    »Das heißt«, sagte Moritz nachdenklich, »sie könnte zum Beispiel telefonieren und irgendwem sagen, Barbara Grossek ist gefunden worden.«
    »Ja«, sagte ich. »Ihrem Mann, zum Beispiel. Männe, das

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