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Mord am Millionenhügel

Mord am Millionenhügel

Titel: Mord am Millionenhügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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dies getan –, da die Ärzte es für möglich hielten, daß sich bei Bewegung und Verrichtung normaler Tätigkeiten der Geisteszustand des Klaus B. wieder bessere.
    Der Bericht war richtig schön dramatisch aufgebaut. Nach dem armen Versehrten und dem aufopfernden Kameraden kam eine heimatduselige Schilderung des Waldes und des zarten Emil M., Sohn des rechtschaffenen Pflegers im Krankenhaus, welch zartes Knäblein am nämlichen Tag im Walde zu lustwandeln sich nicht enthalten mochte. Allda er den Knaben gewahrte, zerbrach in Franz R, alles, was den deutschen Soldaten sonst stählt, und er entbrannte, o Opfer seines armen Geschicks, gedrückt von der Last der Entbehrungen ob des Vaterlands und einer russischen Kugel, entbrannte also jäh in heftigem Verlangen nach diesem Knäblein. Er ließ seinen Kameraden Klaus B. hilflos stehen und stürzte sich auf den zarten Emil M., diesem ein Leides zu tun. Von dem Gezeter und Gemenge drang mancher Laut in die Waldestiefen, und nahe bei dem verruchten Ort erraffte sich Alfred A., der zufällig anwesende Bruder des Arztes Arno A., dem leidenden Sohne des Pflegers in seines Bruders Hospital beizustehen. Doch vernehmet, denn es kömmet schlimmer. Bei Näherung des Alfred A., der seinen machtvollen Schritt mit machtvollem Rufen mehrte, zog der entfesselte Soldat ein Terzerol aus seinem Busen (vermutlich eine 08) und erschoß den mutigen Retter. Dann erging er sich weiter an dem Knaben. Der Schuß alarmierte nun den Vater des Jungen und den Arzt, die unter Zu-Hülfe-Nahme eines Jagdgewehres den Schauplatz erstrebten und dort nämliches grauses Bild erspähten. Da der Soldat alsbald abermals zum Pistol faßte, erschoß der Vater den sich an seinem Sohne labenden Wüstling.
    Den armen verwirrten Kämpfer nahmen sie mit ins Krankenhaus, wo sie ihn pfleglich behandelten, bis die Polizei ihn und die zweierlei Leichname zu holen kam.
    »Mann«, sagte ich bewundernd, »das ist ja eine Postille! Wo hast du die denn aufgetrieben?«
    Baltasar zuckte mit den Schultern. »Ach, jede Landsmannschaft hat ihr Archiv, und außerdem gibt es noch eine ganze Reihe anderer Archive und Bibliotheken ... Damit ist der gelegentliche Nutzwert der Landsmannschaften augenfällig, nicht wahr?«
    Ich sprach ihm meine tiefe Bewunderung aus. »Aber was willst du damit anfangen?«
    Er hob die Hand. »Das ist noch nicht alles.«
    Eine der angeschriebenen Institutionen hatte ihm geantwortet. Dem Schreiben zufolge müsse sein vermißter Onkel Klaus Brockmann keinesfalls als vermißt gelten, denn er sei nicht vermißt. (»Aha«, sagte ich, »der Stil der Gazette gefällt mir viel besser als das hier.«) Dieser habe nämlich 1944 an der Ostfront eine Kopfverletzung erlitten, sei zunächst im Lazarett A., später im Hospital B. behandelt worden, wobei man ihm eine kleine Silberplatte in den Schädel setzte, und anschließend habe man ihn in die Heimat entlassen, allerdings unter Aufsicht, da eine gewisse Verwirrung nicht abgeklungen sei. Man könne jedoch nicht ausschließen, daß er in den Wirren bei Kriegsende umgekommen sei; ebenso möglich sei aber eine gelungene Flucht in den Westen. Diese Frage möchte man noch einer anderen Stelle stellen, und zwar ... Mit freundlicher Hochachtung sowie vorzügl. Grüßen.
    »Mensch«, sagte ich begeistert, »das ist schon toll. Aber typisch. Am Schluß hatten sie nix mehr zu fressen und keine Munition, aber die medizinischen Akten, die haben sie aufgehoben. Wahnsinn!«
    »Was machst du aus der Sache?« sagte er.
    Ich seufzte. »Baltasar, du hast schon wieder diesen ekelhaften sokratischen Tonfall. Was mach ich aus der Geschichte? Tja, eine wilde Geschichte.«
    »Ist das alles?«
    »Ich weiß mal wieder nicht, worauf du hinauswillst.«
    »Du Dummerchen.« Baltasar blickte mich mitleidig an.
    Ich gab mir einen Ruck. »Was stört dich an der Sache? Daß ein entlassener Soldat im Wald einen Jungen anfällt? Okay, das klingt ein bißchen wild; wahrscheinlich hätte er nicht unbedingt bis in den Wald gehen müssen – aber es ist nicht unmöglich. Auch die anschließende Ballerei ist ziemlich wild, aber möglich.«
    Baltasar ächzte. »Ich sehe schon«, sagte er traurig, »die Mitarbeit meiner Freunde erschöpft sich. Sie verschaffen mir Daten, die auszuwerten sie zu dumm sind, und wenn ich Daten herbeischaffe, vernebeln die lieben Kerlchen mit ihrem Geschwätz den Kosmos. Idiot!« brüllte er. »Wie ist das mit der Psychologie, du Denkferkel?«
    Ich wehrte ab. »Ich betrachte mich

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