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Mord am Millionenhügel

Mord am Millionenhügel

Titel: Mord am Millionenhügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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dafür gesorgt, daß der geplante zweite Brief nicht mehr existiert, falls er je existiert hat. Danach brauchen wir wohl kaum zu suchen.«
    Hier irrte Baltasar fürchterlich, aber das erfuhren wir zu spät.
    »Was tun, was tun?« Er war offenbar unschlüssig. Schließlich faltete er den Brief zusammen und steckte ihn ein. Er nahm den Umschlag hoch und las die Anschrift.
    »Die Dame wohnt in der Nähe von Wesel. Hm, das sind ungefähr zwei Stunden, zweieinhalb, bis ich sie gefunden habe. – Gut. Muß wohl sein. Wir werden jetzt noch warten, bis Moritz sich meldet und berichtet. Dann machen wir Pläne, und dann fahre ich nach Wesel. Ich will die alte Dame selbst dazu befragen.«
    Ich nickte. »Das wird das beste sein«, sagte ich matt. »Ich gestehe, daß mich die Sache mitzunehmen beginnt.«
    Zu meiner Überraschung kam diesmal kein schlimmer Scherz. »Mich auch, mein Lieber«, sagte er. »Ich glaube kaum, daß ich jetzt noch sinnvoll werde arbeiten können. Spielen wir Schach?«
    Zwei Stunden später klingelte Moritz Sturm. Baltasar öffnete. Unser Chefreporter stürzte ins Zimmer, ein wenig bleich.
    »Die nächste Leiche«, sagte er atemlos und ließ sich in einen Sessel fallen.
    »Wer?« Baltasar und ich, unisono.
    »Ratet mal!«
    Manchmal ist der Hang zu makabren Scherzen allzu weitgehend, aber unaufhaltsam.
    Baltasar schwieg. Ich machte natürlich den Fehler, zu raten. »Noch ein Grossek?«
    Moritz schüttelte den Kopf.
    Baltasar blickte mich verweisend an und sagte: »Nun denk mal scharf, du Trottel.«
    »Wieso? Schafft man durch Denken eine Leiche aus der Welt?«
    »Nein, aber man identifiziert sie.«
    »Mach mir das mal vor.«
    Er gab sich enttäuscht. »Ich dachte, du wärst nach unserem vorigen Denken schon längst drauf gekommen. Ich hab drauf gewartet.«
    Ich war sprachlos und Moritz offenbar auch. Er machte den Mund auf und zu; schließlich sagte er: »Da schnall ich ab. Nun sag's schon. Dicker.«
    Baltasar stemmte die Hände in die Hüften. »Also, ihr lernt ja auch nichts, wenn man euch was vormacht, wie? Die Leiche dürfte Ewald Kleinsiepe heißen.«
    Moritz sackte in sich zusammen. »Ich geb's auf«, sagte er schwach, »das stimmt. Wie kommst du darauf?«
    »Logik, elementare Logik, mein lieber Watson. Unter der Voraussetzung, daß er nicht der eigentliche Urheber des Mordes an Barbara Grossek ist, wird sein Tod unvermeidlich. Gleichzeitig stützt er endgültig die besagte Hypothese. Na, immer noch nicht?«
    Ich schüttelte stumm den Kopf.
    Baltasar setzte sich und zündete seine nächste Zigarre an. »Also«, sagte er, »es ist irgendwas faul. Es muß ziemlich faul sein, um einen Mord zu rechtfertigen beziehungsweise als Ausweg zu eröffnen. Barbara Grossek weiß was; sie stirbt. Kleinsiepe erschießt sie, nehme ich an, und bringt sie an den Bahndamm. Kleinsiepe selbst ist zu einfach, um so böse Dinge zu tun. Er kann vielleicht im Jähzorn oder aus Eifersucht schießen, aber nicht kalt – es sei denn, er wird dazu gezwungen. Wer immer ihn zwingt, ist der eigentliche Mörder. Wenn nun Kleinsiepe gefaßt wird, was sicher ist, sobald die Leiche gefunden wird, könnte er ja auspacken. Rausreden kann er sich nicht, denn wenn er es war, dürfte er seine Pistole verwendet haben, und das kann man beweisen. Also muß er stumm bleiben. Er ist bestimmt nicht der Typ, der einem langen Verhör standhält, dazu ist er zu impulsiv. Ergo haben sie ihn umgelegt.«
    Moritz grinste. »Falsch. Er hat sich eine Kugel in den Mund geschossen und vorher einen Abschiedsbrief geschrieben.«
    Baltasar zog die Brauen hoch. »Interessant. Berichte mal.«
    »Also, paß auf. Wir sind auf den Hügel gefahren. Kleinsiepes Wagen stand da rum. Auf Klingeln hat keiner geöffnet. Im Haus, meine ich. Wir haben von Morkens aus telefoniert, das heißt, der Hauptkommissar.«
    Baltasar hob die Hand. »Moment. Wer war bei Morkens zu Hause?«
    »Nur die Mutter, Frau Morken. – Der Hauptkommissar hat bei der Post angerufen. Dort haben sie ihm gesagt, Kleinsiepe sei seit Donnerstag krank. Dann hat er bei Frau Kleinsiepe angerufen, in ihrem Ministerium. Sie möchte sofort nach Hause kommen. Sie war ungefähr zwanzig Minuten später da. Hat zwar zuerst dumm geguckt, aber schließlich hat sie die Tür aufgemacht. Oben, im Wohnzimmer, lag Kleinsiepe und war hinüber. Auf dem Tisch lag ein Brief.«
    Moritz grinste triumphierend und holte ein Stück Papier aus der Tasche. Er entfaltete es und reichte es Baltasar. »Ich habe«, sagte er stolz, »im

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