Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition)

Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition)

Titel: Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Ellen
Vom Netzwerk:
wiederholte sie meine Worte, „obwohl, ich schwöre, wenn da bald noch einer den Löffel abgibt, dann habe ich die Faxen dicke. Dann kündige ich wirklich.“
    Da mussten wir beide lachen. „Obwohl ich vielleicht gar nicht kündigen müsste“, ergänzte Anita. „Unser Manager hat uns heute alle zusammengetrommelt und uns eine Ansprache gehalten, dass das Acueducto ein Ort sei, bei dem auch Prominente ein und ausgingen und er von uns zu allem, das darin geschieht, äußerste Diskretion erwarte, sonst würde er uns kündigen. Oder, nein, ich glaube er sagte sogar, er würde uns umbringen.“
    „Na, das klingt ja ganz schön hart“, sagte ich.
    „Oh ja, er ist wahnsinnig streng, aber – wie gesagt – er zahlt uns gut. Da kann man nicht meckern.“
    „Da hast du wohl recht. Und das mit der Diskretion kann man auch nachvollziehen, denn die Medien schlachten doch alles, was sie bekommen können, schamlos aus“, sagte ich nicht ohne Bitterkeit.
     
    Auf der Heimfahrt schmeckte ich noch das Salz von Anitas Wangen auf meinen Lippen.
    Wie schön, dass es mir gelungen war, den dunklen Schatten aus ihrem Gemüt zu vertreiben.
    Es hätte mich bekümmert zu wissen, dass sie eventuell die Nacht über weiter geweint hätte.
    Es war schon ein seltsamer Zufall, dachte ich mir, dass dort zwei Gäste in so kurzem zeitlichen Abstand kollabiert waren. Aber solche Zufälle gab es bekanntlich ja immer einmal.
     
    Am nächsten Morgen schaute ich vor der Arbeit wieder nach Pedro. Wider Erwarten, saß er nicht in seinem gemütlichen Sessel, sondern bewegte sich im Garten.
    „Gut, Pedro“, rief ich ihm schon beim Aussteigen zu, „Du sollst dich ruhig ein wenig bewegen.“
    Er hielt inne und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Ja. Meine Frau hat mir keine Ruhe gelassen. Sie hat gesagt, dass ich lang genug faul gewesen sei, und wenn es mir schon so gut ginge, dass ich über die Straße zur Bar gehen könne, um eine cana zu trinken, dann könnte ich auch die reifen Orangen von unserem Baum ernten.“
    Ich klopfte dem Alten auf die Schulter. „Ich freue mich, dass es dir wieder so gut geht, nicht nur für mich, weil ich deine Hilfe gebrauchen kann, sondern auch für dich. Es war schon schlimm, dich neulich so leiden zu sehen.“
    Inez war vor die Tür getreten und hatte meinen letzten Satz mit gehört.
    „Ja, und es war einfach nur wunderbar, dass du ihm so schnell helfen konntest. Wenn wir den Notarzt bestellt hätten, oder gar den Krankenwagen aus San Sebastian, dann hätten wir mit Sicherheit mindestens eine dreiviertel Stunde warten müssen. So schnell wie du wäre hier kein Mensch gewesen.“
    Ich plauderte mit den beiden noch ein Weilchen, dann fuhr ich in meine Felder.
    Auf dem Weg dorthin fuhr ein Tourist in einem Mietwagen vor mir langsam und behutsam durch die Kurven. Ich seufzte. Wie die Einheimischen, kannte ich alle Kurven wie im Schlaf und fuhr sie zügig und allermeist sicher. Wenn man so eine Schnarchnase vor sich hatte, konnte man für eine Strecke locker doppelt so lang benötigen, wie sonst. Überholen war zu riskant, denn die Kurven waren sehr unübersichtlich.
    Ich dachte über Pedro nach und über meine Hilfsaktion von neulich. Selbst zur Apotheke ins Valle hatte es mich damals viel länger gebraucht, als es mir in der Situation recht war.
    Inez' Worte klangen mir noch in den Ohren: „So schnell wie du, wäre hier kein Mensch gewesen.“
     
    Mit einem Mal kam mir ein ganz eigenartiger Gedanke. Er war so plötzlich, dass ich erschrak und fast auf meinen Vordermann auffuhr, der gerade besonders heftig während einer Kurveneinfahrt bremste.
    Wenn ein Krankenwagen so viel Zeit benötigte, um nach Las Hayas zu kommen, dann galt das doch wohl auch für Arure, das mit dem Auto nur zehn Minuten entfernt lag.
    Was waren das für seltsame Krankenwagen, die am Acueducto nur wenige Minuten nach Eintreten eines Notfalls aufgetaucht waren?
    Sie waren so schnell dagewesen, dass es einem geradezu gespenstisch anmuten musste. Als hätten sie nur darauf gelauert, herbeigeholt zu werden.
    Ich spürte, wie sich meine Nackenhaare aufstellten und ich eine Gänsehaut bekam.
    Was war das? Was ging da im Acueducto ab?
    Ich erreichte meine Felder und arbeitete eine Zeit lang, aber diese neue Offenbarung ließ mich nicht los. Viel früher als sonst, warf ich mein Werkzeug hinten in den Laster und fuhr zurück nach Hause. Irgendwie kam mir der unruhige Gedanke, dass Anita an einem Ort, wo solche gespenstischen Krankenwagen

Weitere Kostenlose Bücher