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Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition)

Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition)

Titel: Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Ellen
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um unsere Diskretion sorgte. Ängstlich sah ich mich um. Dann sprang ich auf und sagte: „Komm, Christina. Ich weiß, wo wir sehr nett essen gehen können. Da kannst du mir alles erzählen.“
    Ich hakte sie unter und ging mit ihr Richtung Vueltas. Etwas oberhalb der Promenade, in einer Seitengasse zwischen Borbalan und Vueltas befand sich das „Habibi“ , ein arabisches Restaurant mit einer hervorragenden Küche. Der Dekor war liebevoll gewählt. Kleine Tische mit marokkanischen Messingtabletts standen in den Nischen. Bunte Lämpchen, Wasserpfeifen und Seidenbehänge gaukelten einem vor, dass man sich in der Mitte von 1001 Nacht befände. Von irgendwo her klimperte sanfte orientalische Musik. Der freundliche Kellner wollte uns an einen Platz vorne am offenen Fenster setzten, wo man die Passanten sehen konnte und auch gesehen wurde, aber ich winkte sofort ab und wählte einen versteckten Zweiertisch tief im Innersten des Lokals. Der Kellner kniff ein Auge wissend zu.
    Als ob, dachte ich, aber meinetwegen, sollte er denken, was er wollte. Ein romantisches Rendezvous war das weder für mich, noch für Christina.
    Wir bestellten uns Humus und Falafel und warteten, bis der Kellner verschwunden war.
    Dann sagte Christina: „Du weißt gar nicht, wie verzweifelt der Tod meines Vaters mich gemacht hat. Es war alles so seltsam. Du musst wissen, dass die Frau, die du an dem Abend gesehen hast, meine Stiefmutter ist. Meine leibliche Mutter ist bei meiner Geburt gestorben. Ich bin erst von meiner Großmutter aufgezogen worden, später war ich auf einem Internat in der Schweiz. Mein Vater war mein Ein und Alles, und umgekehrt auch. Er hat Helga, meine Stiefmutter, vor zwei Jahren geheiratet. Sie war Stewardess, und er hat sie auf einer Flugreise kennengelernt. Ich weiß nicht, bestimmt war er einsam. Ich war meistens im Internat. Ich habe mich für ihn gefreut, echt.“
    Sie sah von ihrem Teller auf und nickte heftig mit dem Kopf. Anscheinend ahnte sie schon, dass jeder bei der Konstellation „Daddy's girl“ - neue, böse Stiefmutter zu den entsprechenden Schlüssen kommen könnte.
    „Das glaube ich dir“, sagte ich ruhig, denn kein Mensch könnte in diese blauen, leutseligen Augen schauen, und misstrauisch sein.
    Sie sprach weiter: „Ich fand es auch total nett mit ihr. Papa war richtig glücklich, man konnte es ihm ansehen, und sie war auch echt süß zu mir, wenn ich mal nach Hamburg kam.“
    Ich ahnte, was als Nächstes kommen würde. Jetzt würde Christina berichten, dass ihr Vater irgendwie krank geworden sei, vermutlich Krebs.
    Aber nichts dergleichen.
    Sie sagte: „Ich fand, es passte auch alles so richtig ins Bild, als Helga meinem Papa zu seinem 70-sten Geburtstag das tolle Geschenk machte: eine Woche Gomera mit allem Drum und Dran. Ich meine: Nicht, dass Papa das sich nicht selbst hätte leisten können, aber irgendwie war die Geste so richtig toll, so nach dem Motto: 'Wir drei gehören zusammen und wir gönnen uns das.' Deshalb bin ich auch total begeistert mitgefahren.“
    Sie machte eine Pause und trank einen Schluck Mineralwasser. „Das Essen schmeckt voll lecker hier“, sagte sie, „wie im Acueducto. Das sollte das Geburtstagsessen sein. Ich meine – wow – es war wirklich abgefahren lecker. Aber irgendwann am Abend saß ich alleine da. Die beiden waren aufgestanden und rausgegangen. Ich bin los, um sie zu suchen, und da waren sie hoch auf diese Terrasse über dem Lokal gestiegen. Sie standen um die Ecke von dieser kleinen Kirche da. Sie konnten mich nicht sehen. Ich hörte, wie sie sich total heftig stritten.“
    Ich runzelte die Stirn. „Stritten? Worüber?“
    „Es ging um Geld. Helga meckerte rum, dass mein Papa sie zu kurz halten würde. Sie meinte, für mich könnte ihm alles nicht teuer genug sein, und sie bekäme nur ne kleine, poplige Summe als Taschengeld. Sie fände das nicht fair.“
    „Und was hat dein Vater dazu gesagt?“
    „Er meinte, dass die kleine poplige Summe doch ganz anständig sei, und dass sie als kleine Stewardess nie in ihrem Leben über so viel Geld verfügt hätte. Es ging noch eine Weile hin und her. Ich hatte genug gehört. Ich ging zurück zu unserem Tisch und wartete. Am liebsten hätte ich voll losgeheult, aber ich wollte nicht, dass die beiden merkten, dass ich gelauscht hatte.“
    „Und dann kamen sie zurück, setzten sich wieder hin und aßen weiter“, sagte ich jetzt.
    Christina nickte. „Und dann...“,
    „Und dann“, unterbrach ich sie, „biss dein

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