Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition)
verabschiedeten uns, und Christina schritt auf den Weg zu, der sie zur Schweinebucht führen würde.
Da fiel mir etwas ein. Ich rannte schnell hinter ihr her und rief: „Christina, halt! Ich habe noch eine Frage. Vielleicht kannst du mir helfen.“
Sie drehte sich nach mir um. „Ja klar, gerne, schieß los.“
„Hast du bei euch in der Schweinebucht schon mal einen bestimmten Hippie gesehen? Er ist ziemlich groß, hat seine Dreads meistens hochgebunden, trägt Pluderhosen und einen Poncho.“
„Mm. Hört sich an, wie der Johnny.“
„Johnny?“
„Ja.“
„Und was weißt du von ihm?“
„Diese Frau in dem Zelt, wo ihr neulich wart, das ist seine Frau. Er ist irgendwie Bauer oder so. Vielleicht macht er auch in Drogen.“
Ich nickte heftig, um sie anzufeuern.
„Wo treibt er sich auf der Insel so rum, hast du eine Ahnung?“, fragte ich jetzt.
„So weit ich weiß, ist der ziemlich oft in La Dama.“
Meine Knie wurden ganz schwach. Er war es.
Ich wollte mich schon umdrehen, um zu gehen, da fuhr Christina fort: „Außerdem fahren er und ein paar Leute regelmäßig nach Vallehermoso. Ich glaube, die arbeiten dort im botanischen Garten, oder so.“
„Danke, Christina. Ich bin so froh, dass wir uns getroffen haben. Du hast mir schon heute Abend ein riesiges Stück weitergeholfen.“
„Ich freue mich auch“, sagte sie, „ich bin nämlich heilfroh, wenn ich klären kann, warum und woran mein Papa gestorben ist.“
„Ich auch“, erwiderte ich, „ich auch.“
Kapitel 22
Bevor ich an dem Abend nach Hause fahren konnte, hatte ich noch eine wichtige Aufgabe vor mir.
Ich stieg in meinen Laster und fuhr zur Apotheke. Dort klingelte ich bei Isabella, die über dem Laden wohnte.
Doch es gab keine Antwort.
Ich klingelte heftiger.
Da hörte ich, wie sich Schritte näherten. Die Seitentür der Apotheke wurde eine Handbreit aufgezogen, und Isabella schaute durch den Spalt. Sie war offensichtlich frischgeduscht. Sie duftete nach Bodylotion, trug einen weißen Bademantel und ihre Haare hingen glatt und feucht auf ihre Schultern herab.
„Geh weg, Jan“, sagte sie durch den Spalt, „ich glaube nicht, dass ich dich sehen will.“
„Aber ich muss dich sehen, Isabella. Ich habe tausend wichtige Dinge, die ich mit dir besprechen möchte.“
„Ach ja? Warum besprichst du sie nicht mit deiner kleinen blonden Maus?“, sagte sie bissig, „du brauchst mich doch gar nicht.“
Sie zog dir Tür wieder zu, aber ich hatte meinen Fuß dazwischen geschoben.
„Isabella, sei mir bitte nicht böse. Auch das muss ich dir erklären. Sie ist gar nicht 'meine kleine blonde Maus'.“
„Witzig.“
Isabella machte die Tür etwas weiter auf und zog sie so fest auf meinen Fuß, dass ich vor Schmerz aufschrie.
Sie wäre nicht die Isabella, die ich kennengelernt hatte, im Herzen gut, menschenfreundlich und lieb, wenn sie jetzt nicht die Reue gepackt hätte.
„Oh, Jan, habe ich dir weh getan? Das wollte ich nicht wirklich.“, rief sie besorgt, „Komm schnell rein, dann guck ich mir das mal an.“
Das tat ich nur zur gerne.
Sie ging vor mir die Stufen zu ihrer Wohnung herauf. Ich trat durch die Tür und war in einem gepflegten, schlichten Ambiente. Die Wohnung sah genauso aus, wie ich mir sie vorgestellt hatte. Der Boden war mit roten Keramikfliesen gekachelt. Helle Möbel mit weißen Bezügen luden zum Sitzen ein. Ein weicher, weißer Flokati lag auf den Fliesen und dämpfte unsere Schritte. Gesunde grüne Pflanzen standen auf den Fenstersimsen. Einige bunte Kissen sorgten für Farbtupfer.
„Du hast es hier sehr schön“, sagte ich anerkennend.
Aber Isabella ignorierte die Bemerkung.
„Setz dich dort hin“, sagte sie schroff, „und zieh deinen Schuh aus.“
„Das brauche ich gar nicht, es tut kaum noch weh.“
„Gut“, sagte sie grimmig, „dann tschüß! Dort ist die Tür.“
Ich setzte mich trotzdem auf das gemütliche Sofa und sah sie flehend an.
„Hör mir zu, Isabella, ich muss dir etwas sagen.“
Sie setzte sich auf einen Sessel mir gegenüber, legte die Beine auf einen Hocker, verschränkte die Arme vor ihrer Brust und sah aus dem Fenster.
„Jan, versteh bitte eins“, sagte sie, „ich bin nicht der Typ Frau, die damit leben kann, immer Eine unter vielen zu sein. Das habe ich gehabt und weggekriegt. Eh ich mich wieder in jemanden verliebe, der mir eiskalt das Herz bricht, bleibe ich ihm lieber gleich ganz fern.“
„Isabella, du siehst das alles falsch“, sagte ich nun.
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