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Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition)

Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition)

Titel: Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Ellen
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Vater in diesen merkwürdigen Mandelkeks, den es zum Mokka gab.“
    Christina machte ein erstauntes Gesicht und nickte.
    Ich fuhr fort: „Es dauerte etwa zwanzig Minuten, da kippte er von seinem Stuhl und war tot.“
    Christina starrte mich ungläubig an. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Woher weißt du das alles so genau? Du warst doch gar nicht dabei.“
    „Nein, aber ich habe genau so einen plötzlichen Tod schon einmal dort gesehen. Deshalb bin ich misstrauisch geworden, als es deinem Vater auch so erging.“
    „Ist das der Grund, warum du mit mir an dem Abend noch sprechen wolltest?“
    „Ja, genau deshalb.“
    Christina hatte zu Ende gegessen und schob ihren Teller weg.
    „Möchtest du noch Nachtisch?“, fragte ich, „Es gibt hier ein fantastisches Baklawa.“
    Aber Christina schüttelte mit dem Kopf.
    „Willst du lieber ein Eis? Wir können hinüber zum Hafen schlendern und uns unterwegs eins holen.“
    „Okay, das wäre toll“, sagte Christina. Sie war so rührend klein und wirkte so verletzlich, dass ich unwillkürlich Vatergefühle ihr gegenüber bekam.
    „Wie alt bist du eigentlich?“, fragte ich sie, während ich dem Kellner ein Zeichen gab.
    „Ich bin siebzehn, aber ich habe in zwei Wochen Geburtstag, dann bin ich volljährig.“
    Ich rechnete schnell nach. Okay, ich wäre ein sehr junger Vater gewesen, aber im Prinzip wäre es altersmäßig möglich.
    Ich bezahlte die Rechnung. Der Kellner brachte zwei Liköre auf einem Tablett und bot sie uns an.
    „Oder darf die Tochter das noch nicht?“, fragte er scherzhaft.
    Christina grinste mich an, dann sagte sie: „Darf schon, mag aber nicht“, und schob mir das Glas zu.
    Ich kippte die zwei Zitronenliköre schnell hinunter und machte eine Grimasse, weil sie furchtbar süß und klebrig waren. Christina lachte darüber. Ich sah, wie dabei die Anspannung von ihr abfiel, die eben noch bei ihrer Erzählung in ihrem Gesicht gestanden hatte.
    Was für eine furchtbare Geschichte, dachte ich. Das arme Kind. Wie entsetzlich musste es für sie gewesen sein, ihren Vater so unvermittelt zu verlieren.
    Ich musste daran denken, wie sie mir an dem Abend vorgekommen war, an den zornigen, rebellischen Blick in ihren Augen, der mich hatte stutzen lassen.
    Ich hakte sie unter und wir schlenderten hinunter zu der Strandpromenade.
    Es war ein typischer, lauer kanarischer Abend. Eine Menge Menschen waren unterwegs, darunter Touristen, Einheimische, Jogger. Eine Joggerin kam direkt auf uns zu. Kurz vor uns wich sie aus und joggte weiter.
    Verdammt!
    Es war Isabella gewesen. Ich drehte mich schnell um. Sie hatte kurz angehalten und sich ebenfalls umgedreht. Unsere Augen trafen sich. Ich erschrak, als ich sah, wie verletzt sie aussah. Flink drehte sie sich um und joggte weiter.
    „Ach“, sagte Christina, „das war die Frau, die gestern mit dir bei uns in der Schweinebucht war.“
    „Ja“, sagte ich wortkarg.
    „Die ist süß. Ist das deine Freundin?“
    „Zu Eins: ja, zu Zwei: nein“, sagte ich schroff.
    Wir standen an einem Eiswagen. Christina suchte sich drei Kugeln aus und ich bezahlte.
    Als wir weitergingen, sagte ich: „Du bist also noch nicht volljährig, Christina. Ich will zwar nicht indiskret sein, aber ist das in Ordnung, dass du jetzt hier auf Gomera mit den Hippies abhängst?“
    Christina blieb stehen und funkelte mich böse an. „Und ob das in Ordnung ist! Nach Papas Tod bin ich gar nicht mehr nach Deutschland zurückgeflogen. Stell dir vor, ich war noch nicht einmal auf seiner Beerdigung, der Beerdigung meines eigenen Vaters! Ich war stinksauer auf Helga, die blöde Kuh. Ich habe - ,“ ihre Stimme brach, „nur die riesigen Todesanzeigen in den Zeitungen hier am Kiosk gesehen. Oh Mann, wie hasse ich die Frau! Ich bin mir so was von sicher, dass sie am Tod meines Papas schuld ist. Soll ich dir mal was sagen, Jan? Ich habe mir geschworen, dass ich hier auf Gomera so lange herumhängen werde bis ich A: volljährig bin, weil dann kann mir sowieso keiner mehr was sagen, und B: ich dich getroffen habe, weil ich glaube, dass du mir helfen kannst, Papas Tod aufzuklären.“
    Sie hatte vor Zorn und Leidenschaft ganz rote Wangen bekommen.
    „Und da bist du bei den Hippies untergetaucht.“
    „Genau, und die sind total lieb und nett. Ich bin jeden Tag im Valle herumgewandert, weil ich dachte, dass ich dich irgendwann einmal treffen würde, und - hurra! - jetzt habe ich dich endlich gefunden.“
    Sie sah mich mit einem Gemisch aus Triumph und

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