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Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition)

Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition)

Titel: Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Ellen
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kindlichem Vertrauen an, nach dem Motto: Jan wird’s schon richten.
    Ich war zutiefst gerührt. Gleichzeitig sank mir jedoch das Herz. Vielleicht setzte sie zu viel Hoffnung in mich. Was, wenn ich sie enttäuschen musste? Würde es mir wirklich gelingen, den Nachweis zu erstellen, dass ihr Vater ermordet worden war?
    Dass das der Fall war, stand für mich außer Zweifel.
    Mich fröstelte.
    Aktive Sterbehilfe, human, im netten Ambiente, liebevollst inszeniert, das war eine Sache. Da hatte sogar der Pfarrer ein Herz dafür.
    Mord, der unter dem Mantel der aktiven Sterbehilfe geschah, das war ein ganz anderes Thema.
    Wir waren am Ende der Promenade angekommen und standen an einem Geländer, das die Straße vom Strand trennte. Ich stützte meine Hände darauf und starrte auf das Wasser der kleinen Hafenbucht. Die Sonne ging gerade unter und die roten Lichter tanzten auf den schwarzen Wellen. Hinter uns klang Musik aus einem Lokal.
    In was war ich nur hineingeraten?
    Ich war der festen Überzeugung gewesen, dass Christinas Vater bei vollem Bewusstsein eines der „Arrangements“ von Costa gebucht hatte, eines der geheimen „Ellas“. Ich war mir auch sicher, dass Anita sterben musste, weil sie zu viel wusste und vielleicht ausplauderte, da aktive Sterbehilfe strafbar war.
    Aber jetzt kam eine ganz neue, gruselige Komponente hinzu. Man ließ sich nicht nur im Acueducto freiwillig töten, nein, anscheinend ließ man dort auch munter morden.
    Ich sah Christina von der Seite an. Sie hatte ihr Eis zu Ende gegessen, knabberte die Reste der Waffel weg und leckte das geschmolzene Eis von ihren Fingerspitzen. Rührend und hilflos sah sie aus.
    Und doch hatte sie denselben furchtbaren, brennenden Schmerz ertragen müssen, wie ich, als ich Anita durch die Mörder verloren hatte. Wir waren durch unser gemeinsames Schicksal innerlich aneinander gekettet.
    Aber wie sollte ich – um Himmels Willen – nachweisen, dass Christinas Vater ermordet worden war? Nüchtern betrachtet hatte ich nichts, einfach gar nichts, als Beweis in meiner Hand. Es sei denn, man ließe den alten Herren exhumieren und obduzieren. Aber vielleicht hatte man ihn feuerbestattet. Dann würde man mit Sicherheit keine Giftspuren mehr aufweisen können. Wenn die heimtückische Helga, die sich jetzt vermutlich an ihrem fürstlichen Erbteil erfreute, klug gewesen war, hatte sie genau das veranlasst.
    Was sollte ich nur machen?
    Christina öffnete ihre Handtasche und zog ein Papiertaschentuch heraus. Damit wischte sie sich ihre klebrigen Finger ab. Dann griff sie noch einmal in die Tasche und wühlte darin herum. Ihr Gesicht verklärte sich.
    „Ah, da ist es ja. Das wollte ich dir unbedingt geben.“ Sie reichte mir ein flaches Paket. Etwas war in Aluminiumfolie eingewickelt.
    Ich wickelte die Folie vorsichtig ab.
    Es war ein Stück Almandredo.
    „Ich habe es extra aufgehoben“, sagte Christina. „Nachdem sie Papa mit dem Krankenwagen abgeholt hatten, lag es noch auf seiner Untertasse. Sicher denkst du, ich spinne, aber ich dachte, vielleicht hat es etwas mit seinem plötzlichen Tod zu tun.“
    Ich hielt das Stück Keks mit zitternden Händen.
    Christina konnte es nicht ahnen, aber sie hatte mich genau mit dem Gegenstand versorgt, nach dem ich mich gesehnt hatte. Mit diesem Keksrest könnte ich nachweisen, dass man im Acueducto tatsächlich mit Gift „arbeitete“, und zwar systematisch.
    „Nein, Christina“, sagte ich, „ich denke ganz bestimmt nicht, dass du spinnst. Das war brilliant von dir, dass du das aufgehoben hast. Damit kommen wir wieder ein Stück weiter. Danke, dass du mir das anvertraut hast.“
    „Kein Problem.“
    Ich wickelte den Brocken wieder ein und steckte ihn in meine Tasche. Dann fragte ich Christina: „Wie soll es jetzt mit dir weitergehen?“
    „Wie, weitergehen?“, fragte sie verwirrt.
    „Du kannst doch nicht auf ewig bei den Hippies bleiben. Ich denke, wir versuchen dich wo anders unterzubringen, irgendwo, wo du ein anständiges Bett hast und auch gut bekocht wirst.“ Ich streifte ihren viel zu mageren Körper mit meinen Augen.
    Christina lächelte. „Das wäre toll. Die Hippies sind zwar nett, aber so richtig komfortabel ist es dort nicht.“
    „Dann machen wir es so:“, sagte ich, „Du kehrst dorthin zurück, packst deine Sachen und wartest morgen früh um acht genau hier an dieser Stelle. Ich hole dich ab und wir schauen mal, wo wir dich hinbringen. Ich habe da eine Idee.“
    „Okay“, sagte sie, „super!“
    Wir

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