Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman
Bohlan.
„Andreas Fischer.“
„Der Vertrauenslehrer!“, rief Will überrascht aus.
„Genau der.“
„Schreibt sie etwas darüber, wo sie ihn treffen wollte?“
„Ja, und das macht die ganze Sache noch brisanter: auf dem Kleingartengelände, wo wir auch ihren Roller gefunden haben.“
Bohlan und Will blickten Steinbrecher ungläubig an.
„Seht selbst. Hier steht es schwarz auf weiß.“
„Schon gut, Walter“, sagte Bohlan und zu Will: „Ist Fischer denn Mitglied im Kleingartenverein?“
Will schüttelte den Kopf. „Nein, der Name Fischer ist mir bislang nicht aufgefallen. Ich kann das gerne aber nochmal durchgehen.“
„Ja, mach das unbedingt. Wenn wir Fischer in die Mangel nehmen, müssen wir klare Beweise haben. Wir dürfen uns auf keinen Fall irgendeinen Lapsus leisten.“
„Ich habe übrigens nochmal mit Leas Mutter gesprochen. Sie wusste nichts von einem heimlichen Freund und bei dem Thema Vergewaltigung ist sie aus allen Wolken gefallen.“
Bohlan zog die Stirn in Falten, ein ungutes Gefühl breitete sich in seiner Magengegend aus.
Andreas Fischer parkte den Volvo auf dem Parkplatz eines Bowlingcenters. Direkt gegenüber lag das Neubaugebiet.
„Du musst mir vertrauen, Natascha“, sagte er und beugte sich zu dem Mädchen hinüber.
„Ich weiß nicht, ob ich das noch kann“, sagte Natascha ein wenig stotternd. Sie blickte in die Augen, die sie jedes Mal dahin schmelzen ließen. Es waren die Augen, in die sie sich verliebt hatte, die der Auslöser für diese ganze Affäre waren. Sie hätte sich Stunden lang in ihnen verlieren können. Wie oft hatte sie im Unterricht gesessen und nur auf diese Augen geachtet?! Statt dem Lernstoff zu folgen, war sie einfach nur dahingeschwebt. Liebe macht nicht blind – Liebe macht taub. Dieser Satz traf ihren Zustand wohl am besten. Doch jetzt hatten seine Augen den Glanz verloren. Alles Liebenswerte war verschwunden. Sie hatten etwas Diabolisches. Natascha erschrak. Sie versuchte den Kopf zur Seite zu drehen, doch es gelang ihr nicht. Andreas Fischer hielt ihn mit beiden Händen fest. Als Natascha schreien wollte, drückte er seine Lippen auf ihren Mund. Sie schloss die Augen.
„Bingo!“, rief Julia Will und legte das Telefon zur Seite. Die anderen blickten sie erwartungsvoll an.
„Es gibt doch eine Verbindung zwischen dem Gartenverein und der Willy-Brandt-Schule.“ Es lag etwas Triumphierendes in Wills Stimme. „Paul Brentano, ebenfalls ein Lehrer, macht zurzeit ein Sabbatjahr in Kanada. Ihm gehört eine Parzelle. Ich habe seinen Namen auf der Liste entdeckt und mit der Liste des Kollegiums abgeglichen. Und dann habe ich den Vereinsvorsitzenden angerufen und jetzt haltet euch fest: Brentano ist ein Studienfreund von Andreas Fischer. Und nun dürft ihr drei Mal raten, wer auf seinen Garten aufpasst, während er Grizzlybären jagt oder was man sonst dort macht.“
„Angeln“, sagte Steinbrecher.
Will blickte ihn irritiert an.
„Angeln“, wiederholte Steinbrecher: „In Kanada kann man sehr gut angeln.“
„Andreas Fischer“, sagte Steininger und Will nickte.
„Interessant“, murmelte Bohlan. „Nehmen wir also an, Lea war mit Fischer verabredet. Warum trafen sie sich nicht in der Schule, sondern an einem so lauschigen Plätzchen?“
„Vielleicht war Andreas Fischer dieser mysteriöse Mister X“, sagte Steininger.
„Vielleicht. Vielleicht war aber auch alles ganz anders. Wir werden es herausfinden.“
Familie Fischer wohnte in der Ziegenhainerstrasse. Die Siedlung war in den sechziger und siebziger Jahren des vergangen Jahrhunderts gebaut worden und bestand auf der linken Seite der Fahrbahn aus Reihenhäusern, rechts standen einige Mehrfamilienhäuser. Bohlan parkte den Wagen, die Kommissare stiegen aus und liefen zum nächsten Querweg. Das Haus der Familie Fischer war ein weiß gestrichenes Mittelhaus. Der kleine Vorgarten war gepflegt. Mehrere Fahrräder standen ordentlich in einem Ständer. Bohlan drückte die Klingel. Es dauerte keine Minute, bis eine blonde Frau die Tür öffnete. Sie war Mitte vierzig, schlank und leicht gebräunt.
„Guten Abend.“
„Guten Abend. Frau Fischer?“, fragte Bohlan.
„Ja, und wer sind Sie?“
„Kriminalpolizei. Können wir bitte einmal kurz Ihren Mann sprechen?“
Frau Fischer blickte leicht irritiert. „Was wollen Sie denn von ihm?“
„Es geht um den Mord an Lea Schuster. Wir haben da noch einige Nachfragen. Sie war doch Schülerin Ihres Mannes.“
„Aha“, sagte Frau
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