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Mord am Vesuv

Mord am Vesuv

Titel: Mord am Vesuv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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nicht einmal Bürger.«
    »Ich bitte dich trotzdem, mich mitzunehmen. Du würdest mir damit einen großen Gefallen erweisen, und ich stünde in deiner Schuld. Das ist hier in der Gegend einiges wert.«
    Ich war mir ziemlich sicher, was ihm durch den Kopf ging, und konnte nicht umhin, mit ihm zu fühlen. »Dann komm von mir aus mit. Aber steh uns nicht im Weg herum und störe uns nicht bei der Erledigung unserer Amtspflichten!«
    »Ich danke dir, Praetor«, sagte er und verbeugte sich.
    Einige Magistrate musterten ihn zwar schräg von der Seite, doch sie verloren kein Wort. Die Nacht war klar; über dem Vesuv hing immer noch eine Wolke, die orangerot am Himmel leuchtete und die Umgebung in ein schauerliches Licht tauchte.
    Wenn das ein kleines Schauspiel der Natur war, konnte ich nur hoffen, dass mir ein richtiger Ausbruch erspart blieb.
    Kurz vor Anbruch der Morgendämmerung erreichten wir die Villa. Julia und die übrigen Frauen wollten uns in ihren Sänften folgen. Ich hatte Hermes und einige der jüngeren Männer meines Gefolges mit den schnellsten Pferden vorausgeschickt, damit sie den Tatort sicherten und die Zeugen voneinander trennten. Dies waren Vorsichtsmaßnahmen, die sich während meiner vielfachen Ermittlungen als äußerst sinnvoll erwiesen hatten. Der Tatort kann über vieles Aufschluss geben, allerdings darf an seinem Zustand nichts verändert werden. Auch wenn ich wenig Hoffnung hatte, den Ort des Verbrechens bei meiner Ankunft noch unversehrt vorzufinden, war es zumindest einen Versuch wert.
    Wie vergebens mein Wunsch gewesen war, zeigte sich schon, als wir die Ausläufer des weitläufigen Anwesens erreichten. Zu meinem großen Verdruss hatte sich bei dem Apollotempel, auf den wir jetzt zuritten, eine große Menschenmenge versammelt.
    Die meisten der Versammelten waren Sklaven und Freigelassene, die zum Personal der Villa gehörten; viele hatten Fackeln dabei. Am dichtesten war das Gedränge direkt neben dem Tempel, da, wo sich der Olivenhain befand.
    Wir ritten dorthin und saßen ab. Als Erstes zitierte ich den Verwalter des Anwesens herbei, der umgehend erschien. Die Verzweiflung und der Kummer standen ihm ins Gesicht geschrieben. »Praetor Metellus! Ist das nicht furchtbar? So etwas ist hier noch nie passiert!«
    »Annius«, unterbrach ich ihn, »ich möchte, dass du diese Leute sofort in ihre Unterkünfte schickst. Sie helfen uns kein bisschen weiter und richten unter Umständen Schaden an. Gibt es jemanden, der als Zeuge in Betracht kommt?«
    »Tut mir Leid, Herr, bis jetzt habe ich niemanden gefunden, der …«
    »Dann sorge dafür, dass die Leute verschwinden!«
    »Sofort, Praetor!« Er klatschte in die Hände, gestikulierte wild mit seinem Stab und trieb die Herumstehenden zum Hauptgebäude. Lediglich die Bediensteten des Tempels verschonte er mit seinen Anweisungen. In diesem Augenblick entdeckte ich die Mädchen, die Gorgo am Tag unserer Ankunft assistiert hatten; neben ihnen standen ein paar Männer, die wie Straßenkehrer, Pferdelenker oder Feldarbeiter aussahen. Ich ging auf die in Tränen aufgelösten Mädchen zu.
    »Was ist passiert?«, fragte ich sie.
    »Herr«, begann die eine, »Apollo muss wütend auf uns sein.
    Wir wurden wach, als …«
    »Wie heißt du, mein Kind?«
    Nachdem sie einmal laut geschnieft hatte, brachte sie mühsam hervor: »Leto, Herr.« Sie hatte honigfarbenes Haar und war eine wahre Schönheit. Ihrer Stimme nach zu urteilen, war sie in Baiae geboren und ein bisschen älter als die beiden anderen.
    »Beruhige dich, Leto. Ich bin nicht böse auf euch, und dass ihr Apollo erzürnt habt, wage ich zu bezweifeln. Bist du eine Sklavin, oder bist du frei?«
    Entweder war es meine Stimme, oder es waren meine beruhigenden Worte, jedenfalls schien ich sie ein bisschen getröstet zu haben. »Ich bin Sklavin, Herr. Die anderen auch.
    Wir sind Tempelsklavinnen.« Dann deutete sie auf ihre Begleiterinnen. »Das sind Charmian und Gaia.« Die beiden verbeugten sich. Charmian wirkte eher selbstbewusst denn ehrerbietig; sie hatte dunkles Haar und klassisch griechische Gesichtszüge. Gaia war kräftig und grobknochig und trotz ihres Namens offenkundig Germanin.
    »Verehrter Praetor«, ergriff Charmian das Wort, »du und Apollo, ihr mögt vielleicht nicht erzürnt sein, aber Diocles, unser Herr, ist es bestimmt. Immerhin sind, äh, waren wir die Begleiterinnen seiner Tochter, und sie wurde ermordet, während wir schliefen. Für unsere Unaufmerksamkeit kann er uns auspeitschen oder

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