Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord am Vesuv

Mord am Vesuv

Titel: Mord am Vesuv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
Und bestimmt auch nicht der Erste, der seine Großzügigkeit bereute. Seit Aristophanes gab es deftige und oft geschmacklose Komödien über Ehefrauen, die ein eigenes Haus hatten.
    Wir betraten den Hof, und kurz darauf erschien Jocasta.
    Diesmal trug sie die übliche Kleidung einer vornehmen Dame Baiaes; die Seidengewänder waren offenbar besonderen Anlässen vorbehalten.
    »Welche Ehre, dich in meinem Haus empfangen zu dürfen«, begrüßte sie mich. »Du musst ja direkt von der Gerichtsverhandlung hierher geeilt sein. Bestimmt hast du Hunger.«
    »Mir knurrt der Magen«, bestätigte ich.
    Sie führte mich ins impluvium an einen Tisch. Er stand neben dem Wasserbecken, in dem ein Springbrunnen plätscherte und einen tanzenden Faun berieselte. Der Tisch war verschwenderisch mit den erlesensten Köstlichkeiten gedeckt.
    Ich musterte die Speisetafel und stellte fest: »Manch einer könnte das für einen Bestechungsversuch halten.«
    »Du musst es ja niemandem erzählen«, entgegnete sie; »Außerdem muss man in Baiae schon etwas mehr bieten, wenn man jemanden bestechen will.«
    »Die Senatoren und die Magistrate in Rom sind deutlich billiger«, erklärte ich ihr und machte es mir auf der Liege gemütlich. Sofort war ein Sklave zur Stelle, der mir meine Sandalen auszog. Während zwei weitere Sklaven mir die Füße wuschen, machten sich andere daran, meine Kissen zu arrangieren, meinen Becher mit Wein zu füllen und mir Luft zuzuwe-deln - bis auf den Wein im Grunde alles überflüssige Annehmlichkeiten, aber das hat ja jeder Luxus so an sich.
    Jocasta legte sich mir gegenüber, wobei sie sorgfältig darauf achtete, dass sich ihr weites Obergewand ein wenig öffnete, um genau zu sein, öffnete es sich sogar mehr als nur ein wenig. Im Grunde waren diese Gewänder ja extra so geschnitten, dass sie bei Gelegenheit etwas tiefer blicken ließen, und was Jocasta zu zeigen hatte, konnte sich durchaus sehen lassen. Frauen haben mich schon öfter mit dieser List zu überrumpeln versucht, und ich muss leider gestehen, fast immer mit Erfolg.
    »Du musst die in Honig eingelegte Fasanenbrust probieren«, sagte Joca-sta und reichte mir eigenhändig einen Teller davon.
    Ich nahm ihn entgegen und kostete ein Stück. Es schmeckte vorzüglich, aber nach allem, was ich bisher in diesem Haus erlebt hatte, war das auch nicht anders zu erwarten gewesen. Ich genehmigte mir einen ordentlichen Schluck Wein und stellte zu meiner Überraschung fest, dass er aus Gallien stammte. Ich hatte geglaubt, dass in dieser trostlosen Provinz nie und nimmer ein vernünftiger Wein wachsen würde, doch seit ein paar Jahren wurde dort auf einigen Weinbergen tatsächlich eine ziemlich anständige Rebe angebaut, und der Tropfen, den Jocasta mir reichen ließ, war hervorragend. Natürlich rede ich von unserer alten, im Süden gelegenen Provinz Galliens, von Gallia Narbonensis, wo die Leute Togen tragen und sich anständig kleiden, und nicht etwa von der Gegend, in der die Männer in Hosen herumlaufen.
    »Gelon behauptet«, kam ich auf mein eigentliches Anliegen zu sprechen, »dass er die Nacht, in der die Tochter des Priesters ermordet wurde, im Hause seines Vaters verbracht hat und dass du ebenfalls dort warst.«
    »Das stimmt«, sagte sie und schob sich eine reife Erdbeere in den Mund, »ich war dort.«
    »Und warum warst du nicht bei dem Gelage, zu dem Norbanus eingeladen hatte?«, fragte ich. »Immerhin war dein Ehemann auch da.«
    »Ich hasse es, auf solchen Festen von all den hochnäsigen Damen schief angesehen zu werden. Mein Mann hingegen liebt es, bei derartigen Anlässen mit seinem Reichtum und seinem Einfluss zu protzen; darauf kann ich gut verzichten. Das städtische Bankett zu deinen Ehren war natürlich etwas anderes.«
    »Ich verstehe. Wirst du also vor Gericht bezeugen können, dass Gelon die Nacht in diesem Haus verbracht und es nicht verlassen hat?«
    »Im Grunde schon - oder sagen wir, ich glaube jedenfalls, dass er da war.«
    »Das klingt so, als könntest du dich in diesem Punkt nicht hundertprozentig auf deine Erinnerung verlassen«, stellte ich fest.
    »Ich weiß auf jeden Fall, dass Gelon am frühen Abend in dem Haus war. Er kam, nachdem sein Vater sich zu Norbanus' Gelage aufgemacht hatte. Wir haben noch gemeinsam zu Abend gegessen, und danach habe ich mich in mein Schlafgemach zurückgezogen. Ich habe während der ganzen Nacht niemanden das Haus verlassen hören, und als deine Männer am nächsten Morgen kamen, um ihn festzunehmen, war er

Weitere Kostenlose Bücher