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Mord am Vesuv

Mord am Vesuv

Titel: Mord am Vesuv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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persönlich Verdächtige? Das ist doch eindeutig die Aufgabe eines Freigelassenen.«
    »Glaubst du etwa, Jocasta hätte mit Hermes so geredet wie mit mir?«, gab ich zu bedenken.
    »Wahrscheinlich nicht«, gestand sie. »Aber nur, weil du derjenige bist, den sie auf eine falsche Spur locken will. Die Frage ist nur: Was soll dieses Täuschungsmanöver? Was versucht sie zu vertuschen?«
    »Und wen deckt sie?«
    »Die naheliegende Antwort wäre: ihren Ehemann«, überlegte sie laut.
    »Wahrscheinlich ist er es, der irgendetwas im Schilde führt, und gar nicht die anderen.«
    »Aber wie sollte sie damit Gelon helfen?«, machte ich sie auf einen Schwachpunkt in ihrer Argumentation aufmerksam.
    »Vielleicht will sie ihm ja gar nicht helfen.«
    Das ließ mich aufhorchen. »Du meinst, sie will ihm nicht helfen?«
    »Warum sollte sie? Sie ist nicht seine Mutter. Vielleicht hat sie eigene Kinder und will, dass sie von Gaetos Reichtum profitieren. Vielleicht ist sie auch schwanger. Es wäre schließlich nicht das erste Mal, dass die zweite Ehefrau die Kinder ihrer Vorgängerin zu Gunsten ihrer eigenen aus dem Weg räumt.«
    »Daran habe ich noch gar nicht gedacht«, gestand ich. »Ich bin bis jetzt davon ausgegangen, dass sie auf jeden Fall ihren Mann und dessen Sohn schützen will.«
    Julia zwickte mich in die Taille. »Genau aus diesem Grund hast du mich ja geheiratet. Damit ich all das bedenke, was dir zu entgehen droht.«
    Ich dachte eine Weile nach. »Diese Halskette«, sagte ich schließlich.
    »Was soll damit sein?«, wollte Julia wissen.
    »Irgendetwas stört mich daran. Gorgo hatte ihren besten Schmuck angelegt, als sie das Haus verließ. Warum hat sie diese Kette nicht getragen?«
    »Siehst du«, stellte sie fest, »mein Scharfsinn hat auf dich abgefärbt. Ich vermute, dass sie die Kette von einem anderen Liebhaber hatte. Wenn der, mit dem sie sich getroffen hat, nicht derjenige war, der sie ihr geschenkt hat, ist klar, warum sie die Kette nicht getragen hat.«
    »Und welcher von den beiden Liebhabern hat das Gedicht geschrieben?«
    »Vielleicht gar keiner«, erwiderte sie. »Es kann genauso gut noch einen dritten gegeben haben.«
    »Warum muss immer alles so kompliziert sein?«, seufzte ich.
    »Wie viele Affären kann dieses Mädchen denn überhaupt vor seinem Vater verborgen haben?«
    »Im Gegensatz zu Frauen sind Männer in manchen Dingen einfach blind«, erklärte sie. »Ich habe die Gedichte übrigens gründlich studiert. Ich bin mir nahezu sicher, dass sie von einem Griechen verfasst wurden und nicht von einem Römer, der Griechisch geschrieben hat. Was den Gebrauch der Sprache angeht, gibt es etliche Hinweise darauf.«
    »Da verlasse ich mich ganz auf dich«, sagte ich. »Dein Griechisch ist um Längen besser als meins.«
    »Und dann ist da noch etwas, das mir komisch vorkommt«, fuhr sie fort, »ich weiß nur noch nicht genau, was, aber wenn ich die Gedichte noch einmal gründlich durchgehe, wird es sich mir schon offenbaren.«
    Julia pflegte erst dann ein Urteil abzugeben, wenn sie sich ihrer Sache absolut sicher war, deshalb drängte ich sie nicht, mir mehr über diese viel versprechende Andeutung zu verraten.
    Am nächsten Morgen hatte ich mir vorgenommen, Gaeto ausfindig zu machen. Da ich einen weiteren Vormittag lang in langweiligen Fällen Recht sprechen musste, hatte ich Hermes beauftragt, den numidischen Sklavenhändler zu suchen.
    Im letzten Fall dieses Morgens ging es um jenen Diogenes, der mich im Amphitheater von Pompeji zu der Wette animiert hatte. Als Geschäftspartner und Bürger der Stadt trat Manius Silva für ihn auf. Wahrscheinlich würde ich nun erfahren, wofür ich mit dem großzügigen Geschenk bestochen worden war.
    Der Gerichtsgehilfe verkündete: »Der Parfümeur Lucius Celsius erhebt Anklage gegen Diogenes, den Kreter. Die Anklage lautet auf Betrug und unlautere Geschäftspraktiken.«
    Ein Streit zwischen Dufthändlern entsprach zwar nicht ganz dem Niveau eines im Senat ausgetragenen Wortgefechts, bei dem es ja oft um nicht weniger als die Weltherrschaft ging, aber da ich in diesem Fall möglicherweise selbst betroffen war, drängte ich darauf, zügig fortzufahren, und ließ die Prozessbeteiligten die üblichen Schwüre ablegen.
    »Celsius«, wandte ich mich an den Kläger, als die erforderlichen Modalitäten erledigt waren, »was hast du gegen Diogenes vorzubringen?«
    »Dieser durchtriebene Grieche«, erwiderte Celsius und stieß seinen dürren Zeigefinger in Richtung Diogenes,

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