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Mord am Vesuv

Mord am Vesuv

Titel: Mord am Vesuv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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nicht, großer Bruder?«, ermunterte er ihn. »Schließlich liegt dein letzter Auftritt vor Gericht schon ganz schön lange zurück. Eine kleine Auffrischung deiner Fähigkeiten könnte sicher nicht schaden.«
    Doch Cicero schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er, »das kommt nicht in Frage. Unterdrückte und ausgebeutete Provinzbewohner zu verteidigen ist eine Sache, aber den Sohn eines Sklavenhändlers? Ich bitte dich, Decius, das kann doch nicht dein Ernst sein. Vielleicht ist der Junge wirklich unschuldig, aber ich werde ihn bestimmt nicht verteidigen.«
    Ich war enttäuscht, und in den Gesichtern von Quintus und Tiro konnte ich das Gleiche lesen. Es war ein weiteres Beispiel für die Überheblichkeit, die den älteren Cicero bedauerlicherweise immer stärker auszeichnete. Als junger Mann hätte er den Fall schon aus purem Vergnügen übernommen.
    Cicero sah unsere Enttäuschung und fuhr deshalb fort:
    »Natürlich bin ich jederzeit bereit, dem Verteidiger des Jungen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Ich bin sicher, dass eine durchdachte und eloquent vorgetragene Verteidigung die Geschworenen zu einem Freispruch bewegen wird.«
    »Selbst wenn er schuldig sein sollte«, murmelte Quintus.
    »Ich fürchte allerdings«, machte ich meine Zweifel an Ciceros Zuversicht geltend, »dass die Geschworenen in dieser Gegend überwiegend Griechen sind, und innerhalb der griechischen Gemeinde wird der Priester hoch verehrt. Außerdem haben viele der hier ansässigen Männer dem ermordeten Mädchen mehr als nur eine oberflächliche Zuneigung entgegengebracht.«
    »Nichts, was man mit einer mitreißenden Rede nicht in den Griff kriegen könnte«, versicherte mir Cicero. »Gibt es schon einen Hinweis, welchen Anwalt dieser Gaeto sich ausgeguckt hat?«
    »Hält sich der alte Aulus Galba noch hier in der Gegend auf?«, fragte Quintus. »Südlich von Rom gilt er als der beste Rechtsexperte weit und breit.«
    »Soweit ich weiß, war er in den vergangenen Jahren einer der hiesigen duumviri«, erwiderte ich. »Deshalb dürfte er vermutlich ausgelastet sein. Es gibt hier nur etwa zehn Familien, die rotierend einen der duumviri stellen.«
    »Dann dürfte er wohl in der Tat nicht in Frage kommen«, stellte Cicero fest. »Aber es wird sich schon ein geeigneter Anwalt finden.«
    »Ganz bestimmt«, bestätigte ich und wechselte das Thema.
    »Du hast also um die Gewährung eines Triumphs ersucht.«
    Hinter Cicero sah ich Quintus mit den Augen rollen, während Tiro angestrengt seine Finger studierte, die er vor sich auf den Tisch gelegt hatte. Zweifellos war dieses Gesuch ebenfalls ein Produkt der maßlosen Selbstüberschätzung des älteren Ciceros.
    Er war als Statthalter nach Syrien entsandt worden, um einen feindlichen Einfall der Parther zurückzuschlagen. Cicero war Anwalt und durch und durch Politiker. Um eine militärische Aktion durchzuführen, hätte Rom kaum einen ungeeigneteren Mann schicken können. Er verachtete das Soldatenleben mindestens genauso wie ich, und jetzt kam er daher und versuchte durch die Feier eines Triumphes mit Männern wie Caesar zu wetteifern. Und das auch noch für einen mehr als zweifelhaften Erfolg, denn als er in Syrien ankam, hatte der junge Cassius die Parther bereits zurückgedrängt und die entscheidende Vorarbeit geleistet.
    »Ganz genau«, bestätigte Cicero mit der ihm eigenen Selbstgewissheit. »Alle erforderlichen Bedingungen sind erfüllt, alle gesetzlichen Bestimmungen eingehalten, also hat der Senat keinen Grund, mir einen Triumph zu verweigern.«
    »Dann wird er es auch nicht tun«, versicherte ich ihm. Ich verehrte Cicero und war daher gerne bereit, großzügig über seine manchmal gravierenden charakterlichen Mängel hinwegzusehen. Allerdings war ich davon überzeugt, dass der Mann, der es schaffen würde, die Parther ein für allemal in die Schranken zu weisen, noch nicht geboren war. Falls der Senat ihm tatsächlich einen Triumph gewähren sollte, würde man dies als eine beträchtliche Absenkung der bisher üblichen Anforderungen werten müssen.
    Mit dem Versprechen künftiger Besuche, gegenseitiger Einladungen zu abendlichen Gelagen und der Verabredung zu gelegentlichen Treffen auf dem Forum zur Erörterung rechtlicher Fragen löste unsere kleine Versammlung sich auf.
    Meine Begleiter und ich machten uns auf den Weg zur Villa Hortensia.
    »Du hättest von Cicero eigentlich mehr Hilfe erwarten können«, stellte Marcus fest, der neben meiner Sänfte ging.
    »Eigentlich schon«, stimmte

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