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Mord am Vesuv

Mord am Vesuv

Titel: Mord am Vesuv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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»dieser niederträchtige Kreter, den ihr hier seht, hat einige der kostbarsten Parfüme der Welt gefälscht! Er hat sie aus billigen Zutaten zusammengepanscht und dann zu Höchstpreisen verkauft!« Bei diesen Worten schüttelte er sich angewidert, vermutlich um die Geschworenen damit zu beeindrucken. Er war entsetzlich dünn, glatzköpfig und etwa vierzig Jahre alt. Der Geruch, den er verströmte, ließ vermuten, dass er seine Toga ausgiebig in einem seiner Duftwässerchen gebadet hatte.
    »Was hast du zu deiner Verteidigung vorzubringen, Diogenes?«, wandte ich mich an den Beschuldigten.
    Auf meine Frage hin trat Manius Silva hervor. »Verehrter Praetor, als Bürger dieser Stadt, der die Belange des Diogenes vor Gericht vertritt, werde ich auf diese unhaltbaren Vorwürfe antworten. Wie alle Bürger Baiaes wissen, ist Diogenes ein großmütiger, unbescholtener und absolut ehrlicher Mann, über dessen Lippen noch nie eine Lüge gekommen ist.«
    Bei diesen Worten erhob sich in der Menge der Schaulustigen gedämpftes Gelächter. Die Beschreibung eines Kreters als unbescholten, ehrlich und der Wahrheit verpflichtet war in ihren Ohren ein schlechter Witz.
    »Ruhe!«, rief der Anführer meiner Liktoren die Meute zur Ordnung, um dem römischen Recht Geltung zu verschaffen. Das Gelächter verebbte, und die Verhandlung konnte fortgesetzt werden.
    »Jeder von euch soll angemessen zu Wort kommen«, stellte ich klar. »Allerdings habe ich nicht die Absicht, den Rest dieses Tages für einen Streit über Parfüme zu verschwenden. Wie ich euch wohl nicht extra in Erinnerung rufen muss, ist der Handel mit Duftstoffen durch die Luxusgesetze strengstens geregelt, und deren Einhaltung wird gerade in diesem Jahr schärfstens überwacht. Jeder von euch hat Zeit bis zum Fall der ersten Kugel, um seinen Standpunkt vorzutragen.«
    Ich nickte dem Zeitnehmer des Gerichtes zu, woraufhin der alte Sklave die Wasseruhr in Gang setzte. Diese wohl durchdachte Konstruktion ließ in einer bestimmten Zeit eine genau abgemessene Menge Wasser in einen Behälter laufen, und ein ausgeklügelter Mechanismus sorgte dafür, dass dann eine kleine Eisenkugel mit lautem Klirren in eine Messingschale fiel.
    »Celsius«, wandte ich mich an den dürren Kläger, »du bist als Erster dran.«
    Er räusperte sich ostentativ, zog eine Papyrusrolle aus den Falten seiner Toga hervor und entrollte sie. »Dieser verlogene kretische Gauner und Fälscher Diogenes hat gegen die heiligen Regeln der Bruderschaft des Narcissus verstoßen, das altehrwürdige Kollegium der Parfümeure, und unverfroren einige der kostbarsten Parfüme gefälscht, indem er billige und minderwertige Düfte zusammengepanscht und diese widerwärtigen Substanzen als die Originalduftwässer ausgegeben und sie zum vollen Preis verkauft hat, und zwar zu dem Preis«, bei diesen Worten machte er eine halbe Drehung und beugte sich ein wenig in meine Richtung, »wie er in den Luxusgesetzen festgelegt ist.« Hierauf erhob sich ein lautes Gelächter.
    »Unter den gefälschten Parfümen«, fuhr er nach kurzer Pause fort, »sind so bekannte Marken wie ›Die Wonne des Pharaos‹, ›Babylonischer Flie-der‹, ›Tränen des Mondes‹, ›Zarathustras Verzückung‹, ›Milch aus Aphro-dites Busen‹, ›Ninives Garten‹, ›Illyrische Blüte‹ …«
    »Es reicht«, unterbrach ich ihn. »Du musst uns hier nicht sämtliche Düfte herunterbeten, die dazu angetan sind, uns arme Ehemänner in den Ruin zu treiben. Sag uns lieber, warum du glaubst, dass Diogenes diese Duftwässerchen gefälscht haben soll, die, wie ich unlängst gehört habe, zum Teil aus so grauenerregenden Ingredienzien wie Walkotze oder Anal-drüsensekret und ähnlichen scheußlichen Substanzen zusammengebraut werden.«
    Er rollte seinen Papyrus mit einem Stirnrunzeln wieder ein.
    »Verehrter Praetor, das ist eine gemeine Verleumdung, wenn ich mir die Worte erlauben darf. Amber zum Beispiel hat so gut wie keinen eigenen Geruch. Er dient nur als Festigungsmittel für …«
    »Du bist hier nicht in deinem Parfümgeschäft!«, unterbrach ich ihn scharf. »Dieses Fachgeschwätz kannst du dir schenken.
    Ich will Beweise.«
    »Also gut«, erwiderte er. »Gewisse Leute, die in meinen Diensten stehen, haben mir berichtet, dass Diogenes Blütenblätter, Zitronenschalen, Zedernöl und alle möglichen anderen gewöhnlichen, aber wohlriechenden Substanzen mit destilliertem Wein und reinem Öl vermengt, bis er schließlich den kostbaren Parfümen ähnliche

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