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Mord am Vesuv

Mord am Vesuv

Titel: Mord am Vesuv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Häusern normalerweise das Schlafzimmer befand. Offenbar hatte Gaeto sich den römischen Lebensgewohnheiten weitgehend angepasst - außer natürlich, was seine Vorliebe für mehrere Ehefrauen anging. Die Tür wurde von zwei ägyptischen Sklaven flankiert, die in gestärkte weiße Leinenumhänge gehüllt waren und förmliche Perücken trugen. Wie Wachposten sahen sie nicht gerade aus.
    Der Verwalter stieß die Tür auf. Sie war auf der Zimmerseite mit einem schweren Riegel versehen, sodass man sie von innen fest verschließen konnte. Vom Weinkeller und dem Vorratslager abgesehen, findet man in römischen Häusern normalerweise so gut wie nie verschließbare Räume, doch in diesem Fall handelte es sich um eine nachvollziehbare Sicherheitsvorkehrung.
    Immerhin hatte Gaeto mit Sklaven gehandelt und inmitten seiner Menschenware gewohnt.
    Er lag neben seinem Bett auf dem Boden. Er war voll bekleidet, hatte die Augen weit geöffnet und den Kopf in den Nacken gelegt, als ob er im Augenblick des Todes am Himmel nach Omen Ausschau gehalten hätte. Weder auf seiner Kleidung noch auf dem Boden waren Blutflecken zu sehen.
    »Wie ist er zu Tode gekommen?«, wandte ich mich an den Verwalter. Ich suchte das Zimmer nach Spuren ab, aber es gab weder verrückte oder beschädigte Möbel noch sonst irgendwelche Anzeichen, dass es einen Kampf gegeben hatte.
    Der Verwalter gab den beiden Ägyptern einen Wink, woraufhin sie das Zimmer betraten, sich zu der Leiche hinabbückten und sie sachte anhoben und auf den Bauch drehten. »Diese Männer sind Leichenbestatter«, klärte
    Archias uns auf. »Auf diesem Gebiet ausgebildete Ägypter sind in italischen Bestattungsunternehmen sehr gefragt.«
    Das glaubte man ihm gern, denn wenigstens die beiden legten beim Umgang mit der Leiche keinerlei Skrupel an den Tag.
    Anders als die römischen libitinarii trugen sie weder Gesichtsmasken noch Handschuhe, aber schließlich waren sie ja auch in einer ägyptischen Bestattungseinrichtung ausgebildet worden, und dort wurde man mit Sicherheit nicht zur Empfindlichkeit gegenüber den Toten erzogen. Immerhin gehörte es zu ihrem Handwerk, gegebenenfalls sogar innere Organe zu entnehmen.
    »Aha«, sagte ich, »jetzt verstehe ich.«
    Aus Gaetos Nacken ragte ein kleiner Dolch, der ihm bis zum Griff in den Schädel gerammt worden war. Das ist eine äußerst effektive Methode, jemanden zu ermorden. Das Opfer bricht sofort zusammen und ist innerhalb weniger Sekunden tot. Es kann nicht einmal mehr um Hilfe rufen und verliert so gut wie kein Blut.
    »Seine Hände weisen keine Spuren eines Kampfes auf«, stellte Hermes fest. »Er muss von hinten überrascht worden sein.«
    »So sieht es jedenfalls aus«, stimmte ich ihm zu. »Archias, wer war gestern Abend mit deinem Herrn in diesem Zimmer?«
    »Ich wurde nach dem Abendessen zusammen mit den übrigen Bediensteten zu Bett geschickt«, erwiderte der Verwalter. »Wir haben unsere Unterkünfte in einem anderen Haus. Im Haupthaus wohnen nur die engsten Familienangehörigen und deren persönliche Haussklaven.«
    »Wer war dann also gestern Abend bei ihm?«, wiederholte ich meine Frage.
    »Niemand«, erwiderte er. »Das Tor zum Anwesen war verschlossen, und bis heute Morgen dein Gesandter erschien, hat auch niemand um Einlass gebeten.«
    »Dann muss ihn also jemand ermordet haben, der bereits hier war«, stellte ich fest, »und das könnte sich für euch alle als äußerst unerfreulich erweisen.«
    Er wurde noch blasser, als er sowieso schon war. »Praetor!«, entgegnete er. »Das ist völlig ausgeschlossen.«
    »Ach ja?«, konterte ich und zeigte auf die Leiche. »Und wie ist das hier wohl passiert? Sieht das in deinen Augen wie ein Selbstmord aus?«
    »Dann …«, stammelte er, »dann muss jemand über die Mauer eingedrungen sein.«
    »Ich will jeden einzelnen Mann verhören, der in der vergangenen Nacht Wachdienst am Tor hatte«, ordnete ich an.
    Dann sah ich mich noch einmal gründlich um und kam zu dem Schluss, dass weder der Raum noch die Leiche irgendeinen Anhaltspunkt dafür boten, was sich hier zugetragen hatte. Ich hatte selten einen Tatort gesehen, an dem so wenige brauchbare Spuren zu finden waren. Hier kam man nur mit Hilfe logischer Schlussfolgerungen weiter. »Aber zuvor will ich das Anwesen sehen.«
    Während wir dem Verwalter nach draußen folgten, zog ich den jungen Marcus zu mir heran. »Du reitest zurück zur Villa Hortensia und suchst den Stallmeister Regilius. Er soll sich sofort auf sein Pferd schwingen

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