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Mord am Vesuv

Mord am Vesuv

Titel: Mord am Vesuv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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wuschen, war auch dieser Ort, wie fast alles in Baiae, von ausgesprochener Schönheit. Man hatte einen sanften Hügel terrassiert und den Lauf eines Baches so umgeleitet, dass das Wasser über eine große Marmortreppe floss. Frauen klopften mit Holzstöcken nasse Kleidung und Bettwäsche aus, wobei sie lachten und redeten, was das Zeug hielt. Weiter unten an dem sonnigen Hang waren bronzene Gestänge aufgestellt, an denen die Wäsche zum Trocknen aufgehängt wurde.
    Überall gab es Bänke, auf denen man sich ausruhen und dem besänftigenden Plätschern und Glucksen des Wassers lauschen konnte. Hohe, ausgewachsene Platanen sorgten für ausreichend Schatten, Hermen säumten den Wasserlauf und bewachten den Ort. Auf dem obersten Absatz der Marmortreppe thronte ein ruhender Wassergott und überblickte den gesamten Platz. Es war ein rundum harmonisches Fleckchen, eines, wie die Dichter es gerne besingen. Ein Ort, an dem die Natur gezähmt scheint, und Flora und Fauna in Frieden und Eintracht leben.
    »Wo wurde sie gefunden?«, fragte ich.
    Der Anführer der Wachen ging an eine Stelle neben dem Wasserlauf unter einer Platane. Es war ein lauschiges Fleckchen, bestens geeignet, um einer Familie für einen Wochenendausflug als Picknickplatz zu dienen. »Hier hatte man sie hingelegt.«
    »Hingelegt?«, fragte ich.
    »Ja, Praetor. Sie wurde genauso gefunden, wie du sie im Libitinarium gesehen hast. Sie war hingelegt wie auf einer Totenbahre.«
    »Nackt?«
    »Ja, Praetor.«
    »Und wer hat sie gefunden?«
    »Ein paar Sklavinnen aus dem Hause des Apronius Viba. Er wohnt neben dem Stadttor direkt an der Mauer, deshalb waren sie heute Morgen als Erste an der Waschstelle.«
    Ich suchte den Boden nach Spuren ab, doch auf dem weichen Rasen mit dem niedrigen Gras war nichts zu erkennen. Ich sah auch nichts, was der Mörder möglicherweise verloren oder weggeworfen hatte. Am Rande der kleinen Lichtung gab es eine Steintreppe, die vom Wasser weg den Hang hinaufführte.
    Neugierig stieg ich die Stufen hoch, alle anderen folgten mir pflichtbewusst.
    Die Treppe ging in einen gewundenen Pfad über, der sich unter tief hängenden Zweigen hindurchschlängelte, und endete auf einem gepflasterten Plateau vor einem in den Hang geschlagenen Eingang. Eine etwa zehn Fuß hohe Wand aus mindestens dreißig niedrigen quadratischen Türen versperrte uns den Zutritt. So eine Konstruktion hatte ich noch nie zuvor gesehen.
    »Was ist das?«, fragte ich.
    »Warum fragst du, Praetor?«, entgegnete Silva. »Das sind Eishöhlen.«
    »Ach so, ja, du hast mir vor ein paar Tagen davon erzählt.
    Wem gehören sie?«
    »Das Eisunternehmen verpachtet sie an alle möglichen Männer aus Baiae«, antwortete der Wachmann.
    »Ich will eine Liste mit sämtlichen Pächtern.«
    »Aber warum, Praetor?«, fragte Norbanus. »Ich gestehe gerne, dass ich auch eine von diesen Höhlen gepachtet habe.
    Warum in aller Welt interessiert dich das?«
    »Weil sie mir als ein ausgezeichnetes Versteck für eine ausgerissene Sklavin erscheinen«, erwiderte ich, doch ich wollte die Liste auch noch aus einem anderen Grund haben.
    Er zuckte mit den Achseln. »Wie du willst. Ich werde dir die Namen der Pächter besorgen. Übrigens gibt es rund um die Stadt noch einige andere Einrichtungen dieser Art.«
    »Mich interessiert nur diese eine. Die Liste mit den Pächtern dieser Höhlen reicht mir.«
    Da ich mir an diesem Ort keine weiteren aufschlussreichen Entdeckungen versprach, kehrten wir in die Stadt zurück.
    Inzwischen war auch mein neues Haus bezugsfertig. Ich schickte unsere Begleiter aus Baiae weg, damit sie sich ihren Aufgaben widmen konnten, und bat nur Cicero, mir noch ein wenig Gesellschaft zu leisten. Das Leben fern von Rom langweilte ihn sichtlich zu Tode, und er verfolgte die Fortschritte meiner Untersuchung mit großem Interesse.
    »Lass uns gemeinsam zu Mittag speisen, Marcus Tullius«, lud ich ihn ein. »Ich habe hier zwar noch kein Küchenpersonal, aber wir können uns ja etwas zu essen kommen lassen.«
    »Mit großer Freude«, nahm er die Einladung an.
    »Danke, dass du mir vor diesen aufgeblasenen Wichtigtuern den Rücken gestärkt hast«, sagte ich, während wir es uns im impluvium meiner neuen Bleibe im Schatten der prachtvollen Kolonnaden bequem machten. »Ich war mir gar nicht so sicher, wie weit meine verfassungsmäßigen Rechte in dieser Angelegenheit reichen. Dieser Fall wird nicht behandelt, wenn man in die römischen Gesetze eingeführt wird.«
    »In einer Gemeinde

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