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Mord am Vesuv

Mord am Vesuv

Titel: Mord am Vesuv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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geflossen.
    Grund genug also, eine lästige Sklavin zu beseitigen, die als Zeugin in Frage käme.«
    »Ob sie wohl bei Gorgos Mörder Zuflucht gesucht hätte?«
    »Sie ist auf jeden Fall zu jemandem geflohen, von dem sie dachte, dass er sie beschützen würde«, sagte Hermes. »Und wie es scheint, hat sie sich da gewaltig geirrt.«
    »Wenn es so war«, kommentierte Cicero, »wäre sie nicht die Erste gewesen, die zu spät erfährt, dass ein vermeintlicher Freund sich als Verräter entpuppt.«
    Kurz darauf kam ein von Norbanus geschickter Bote und überbrachte die Liste mit den Namen der Pächter. Das Eisunternehmen hatte tatsächlich fast allen Männern Baiaes, die Rang und Namen hatten, Höhlen verpachtet: Norbanus, Silva, dem Parfümhersteller Diogenes und sogar Gaeto.
    »Das engt den Kreis der Verdächtigen nicht gerade ein«, stellte ich missmutig fest. »Der Einzige, der nicht aufgeführt ist, ist Diocles, der Priester. Vermutlich kann er sich solchen Luxus nicht leisten, und wahrscheinlich braucht er ihn auch gar nicht, weil er dafür zu selten Gäste bewirtet.«
    »Du verdächtigst ihn doch nicht etwa, seine eigene Tochter ermordet zu haben?«, fragte Cicero schockiert.
    »Immerhin wäre er nicht der Erste, der so etwas tut«, stellte ich klar. »Selbst Agamemnon hat seine Tochter umgebracht, als es ihm geboten erschien. Und Diocles will in der Mordnacht zufällig ›woanders‹ gewesen sein. Er käme also durchaus als Täter in Betracht. Vielleicht hat er sich entehrt gefühlt, weil seine Tochter sich ständig mit anderen Männern eingelassen hat.«
    Cicero lachte trocken. »Ich beneide dich wirklich nicht, Decius. Es ist schon schwer genug, jemanden zu überführen, von dem man weiß, dass er schuldig ist. Aber aus diesem Haufen möglicher Täter den oder gar die Schuldigen herauszufinden ist wahrlich eine Herkulesaufgabe.«
    Wenig später trafen Julia und der Rest meiner Gefolgschaft ein. Sie begrüßte Cicero höflich, aber unterkühlt, denn im Senat galt er als ein entschiedener Gegner ihres Onkels Caesar und dessen Ambitionen. Cicero verabschiedete sich, und ich berichtete Julia von den neuesten Entwicklungen.
    »Ich habe Leto und Gaia mitgebracht. Sie können bei Charmians Bestattung die Totenklage anstimmen.«
    »Sind sie dem denn gewachsen?«, fragte ich.
    »Gaia hat sich schon ganz gut erholt. Germanen sind hart im Nehmen. Und Leto ist ein Stein vom Herzen gefallen.«
    »Ein Stein vom Herzen gefallen? Warum?«
    »Die beiden hatten große Angst, wieder bei Diocles zu landen. Sie wussten nicht, ob sie sich wirklich auf den Schutz eines Praetors Peregrinus verlassen können. Also habe ich ihnen erzählt, dass sie unter meinem persönlichen Schutz stehen und dass ich eine Nichte Caesars bin und jeder, der es wagt, sich an ihnen zu vergreifen, dafür persönlich von Julius Caesar zur Rechenschaft gezogen wird.«
    »Aha«, entgegnete ich, »so läuft das also.« Ein bloßer Metellus, der immerhin das zweithöchste Amt der Republik bekleidete, war als Sicherheitsgarantie offenbar nicht genug, es musste schon Julius Caesar in die Waagschale geworfen werden.
    »Es war eine großartige Geste, Charmian eine anständige Bestattung zukommen zu lassen.«
    »Cicero sieht das genauso, auch wenn er es ein bisschen exzentrisch findet.«
    »Cicero ist nichts weiter als ein hochnäsiger Emporkömmling.
    Ich hingegen bin eine Patrizierin und schätze die Großmut, zu der einen die nobilitas verpflichtet.«
    »Ein bisschen verstehe ich auch von nobilitas«, versicherte ich ihr. »Auch wenn wir Metelli Plebejer sind, sind aus meiner Familie in den vergangenen Jahrhunderten etliche Konsuln hervorgegangen.«
    »Eben«, sagte sie nebulös.
    »Lass uns lieber über die entscheidenden Dinge reden«, wechselte ich das Thema. »Was hältst du von meinen neuesten Erkenntnissen? Vor allem von dem seltsamen Geruchsgemisch, das ich an dem toten Mädchen festgestellt habe.«
    Julia schüttelte sich angewidert. »Eine Leiche zu beschnuppern ist ziemlich abartig, aber ich weiß, dass du keine andere Wahl hattest. In gewisser Weise wäre es sogar gut gewesen, wenn ich auch dabei gewesen wäre. Bekanntlich verfüge ich über einen viel feineren Geruchssinn als du.«
    »Wenn du meinst. Die Leiche liegt drüben im Tempel der …«
    »Wag es bloß nicht, das auch nur vorzuschlagen!«, schrie sie und machte eine Handbewegung, um das Unheil abzuwehren.
    »Allein die Vorstellung erfüllt mich mit Abscheu. Sobald du fertig bist mit deinen

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