Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord am Vesuv

Mord am Vesuv

Titel: Mord am Vesuv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
überhaupt?« Irgendwie hatte ich den Jungen im Laufe des Tages aus den Augen verloren.
    »In der Villa Hortensia«, erwiderte Circe. »Er kümmert sich um die Bestattung seiner beiden Leibwächter, die heute Morgen bei dem Überfall getötet wurden. Sie waren Angehörige seines Stammes. Deshalb ist er verpflichtet, ihnen eine traditionelle Bestattungsfeier auszurichten.«
    »Ach so«, sagte ich. »Wünscht er, dass wir auch teilnehmen?«
    »Nein. Sie waren einfache Männer der Wüste, ganz normale Krieger. Da sie heute Morgen gestorben sind, müssen sie vor Einbruch der Dunkelheit verbrannt sein. Ihre Asche wird zu ihren Familien nach Numidien zurückgeschickt.«
    »Ich wünschte, ich hätte hier die Brennholzkonzession«, sagte Marcus. »Bei den vielen Bestattungen in letzter Zeit wäre ich bald so reich wie Crassus.«

XI
    Am nächsten Morgen wurde Gelon in unser Stadthaus gebracht. Doch meine Befragung war ziemlich unergiebig.
    »Patron?«, fragte er.
    »Ja«, erwiderte ich. »Ein Patron, Partner, hospes, was auct immer. Er muss einen gehabt haben, sonst hätte er in Italia keine Geschäfte machen können. Aber er hat dich anscheinend nicht mit ihm bekannt gemacht.« Wir saßen im impluvium. Da das Haus drei Stockwerke hatte, war es ziemlich geräumig. Von den Kolonnaden gingen der Speiseraum, da Schlafzimmer des Hausherrn, der Eingangsbereich sowie die sonstigen Räume ab, die oberen Stockwerke waren für das Hauspersonal und als Lagerräume vorgesehen. Das impluvium war hell und luftig, es hatte einen schönen Brunnen und war voller Topfpflanzen. Doch im Moment war ich zu frustriert, um diese Schönheit genießen zu können.
    »Ich weiß jedenfalls von keinem«, sagte er. »Und wenn er einen gehabt haben sollte, dann nur, weil es aus formaler Gründen erforderlich war. Er hat mir nie jemanden als Patron vorgestellt.«
    »Hat er denn nicht einmal erwähnt, dass er einen Patron hat?
    Immerhin dürfte er deinem Vater einen anständigen Prozentsatz seines Gewinns abverlangt haben. Er war doch sonst so ein mustergültiger Geschäftsmann. Da kann er dir doch etwas so Entscheidendes nicht vorenthalten haben?«
    Gelon wiegte den Kopf hin und her, was in etwa unserem Achselzucken entsprach. »Nein, er hat mir gegenüber nie irgendeinen Patron erwähnt.«
    Ich sah Marcus an, der sich in der Nähe bereithielt, und nickte ihm unauffällig zu. Er zog sich still zurück und machte sich auf den Weg zum städtischen Archiv.
    Auch Hermes' Bericht war leider alles andere als ergiebig.
    »Die Stadttore werden schon seit dem Aufstand des Spartacus vor mehr als zwanzig Jahren nicht mehr bewacht. Du müsstest mal die Scharniere sehen! Sie sind vollkommen verrostet! Wenn die Parther die Stadt angreifen würden, könnten sie die Tore nicht einmal schließen. Keiner achtet darauf, wer die Stadt betritt oder verlässt. Sie fürchten, dass eine derartige Vorsichtsmaßnahme ihre Geschäfte beeinträchtigen könnte.«
    »Irgendwie überrascht mich das überhaupt nicht«, sagte ich.
    »Allmählich erscheint mir Cato wirklich als ein weiser Mann.«
    Nach einer Stunde kam Marcus zurück, und sein übertriebenes Grinsen verriet mir, dass auch er schlechte Nachrichten mitbrachte. »Der Archivar kann uns auch nicht helfen.«
    »Gaetos Geschäftspartner muss dort erfasst sein«, entgegnete ich. »Hast du vergessen, wie man einen Staatssklaven besticht?
    Es ist kinderleicht, eine simple Geldübergabe.«
    »Oh, er hätte mir gerne geholfen«, widersprach Marcus. »Du weißt ja selber, wie langweilig die Arbeit im Archiv ist. Aber es sieht so aus, als wären die entsprechenden Urkunden verschwunden.«
    »Oder falsch abgelegt«, schlug ich vor. In Rom hatten die Archivsklaven mit Absicht ein absolut chaotisches System ersonnen, sodass sie die Einzigen waren, die etwas wiederfinden konnten. Wenn man eine Urkunde einsehen wollte, erwarteten sie allein für das Auffinden derselben ein großzügiges Bestechungsgeld.
    »Das ist ausgeschlossen«, erwiderte er. »Das Archiv ist bestens sortiert. Sie benutzen das System aus Alexandria, nach dem alle Schriftrollen unterschiedlichen Kategorien zugeordnet und mit einer entsprechenden Farbe markiert werden; die Urkunden und Akten jeder einzelnen Kategorie wiederum sind alphabetisch sortiert. Auf diese Weise lässt sich jedes gesuchte Dokument umgehend finden. Der Archivsklave konnte also direkt an den Aufbewahrungsort für die Urkunden über ausländische Geschäftsleute gehen, doch das Gaeto betreffende

Weitere Kostenlose Bücher