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Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Titel: Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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Mann! Laß dir den nicht entgehen!«
    »Er gehört zu seiner Familie.«
    »Du mußt auch kämpfen, Burkharda! Wo leben wir denn! Wir sind doch nicht mehr im letzten Jahrhundert, in den Romanen von Pearl S. Buck!«
    »Er liebt dich, und du liebst ihn.«
    »Aber seine Frau ...«
    »Liebt ihn ja ganz offensichtlich NICHT! Sie läßt sich von ihm versorgen. Er darf blechen und ist ansonsten nur zu Besuch! Ist das LIEBE?!«
    »Das gehört wirklich ins letzte Jahrhundert, Burkharda. Heute haben die Menschen das Recht, glücklich zu leben!«
    »Leute, ich danke euch für den seelischen Beistand, aber ich fliege.«
    Entschlossen stand ich auf. Ich bezahlte die Rechnung, während Kurt in einer Ecke diskret telefonierte. Schließlich hatten diese beiden goldigen Menschen mir mit Rat und Tat den ganzen Tag zur Seite gestanden.
    Jasmin zeigte mir noch ihre frisch erworbenen Federboas und Seidentücher und erzählte mir von ihren tollen Shows, die immer schon Monate vorher ausverkauft waren.
    Und dann fuhren wir vor dem pieksauberen, hochmodernen Flughafen vor, in dem man vom Boden hätte essen können. Wenn wir nicht so pumpsatt gewesen wären.
    »Der Flug ist superpünktlich«, meldete Jasmin, die mir schon einen Kofferwagen besorgt hatte.
    »Na, dann macht’s mal gut.« Ich umarmte die beiden, die mir in diesen wenigen Tagen zu richtigen Freunden geworden waren.
    »Was wirst du jetzt machen?«
    »Ich trenne mich von Rüdiger und ziehe auf jeden Fall in eine Großstadt. Das Kleinstadtleben ist nichts mehr für mich.«
    »Du kannst fürs erste in unserer Penthousewohnung in Berlin bleiben!« Jasmin kramte bereits den Wohnungsschlüssel aus ihrer trendy Handtasche.
    Ich war gerührt über ihre Großzügigkeit und schwesterliche Solidarität.
    »Weißt du, Kurt war auch verheiratet, als ich ihn kennenlernte. Und er hat auch zwei Kinder. Entscheidend war, daß er nicht glücklich war. Jetzt IST er glücklich – gell, Kurt?!« Sie küßte ihn, und er küßte sie mit leuchtenden Augen. »Und die Kinder hat er noch! Sie werden immer seine Kinder bleiben!«
    »Macht’s gut, ihr beiden! Wir sehen uns!«
    »Ja, ruf an, wenn du in Berlin bist!«
    »Deine Schneiderin will ich kennenlernen! Ich bräuchte dringend auch ein Abendkleid für meine Show!«
    »Zeig uns deine Show! Vielleicht können wir was zusammen machen! Geballte Frauen-Power!«
    »Ich bring euch noch raus zum Taxi«, sagte ich, nachdem mein dicker blauer Koffer über das Band gerollt und in sein schwarzes Loch gefallen war.
    Wir standen in der lauen Nacht. Der Mond lag auf dem Rücken. Die Sterne funkelten bläßlich über den Wolkenkratzern. Wiedersehen, ihr Palmen, Wiedersehen, laue Luft. Einige Taxis fuhren vorbei.
    Immer saß ein Schlitzauge drin.
    »Los, du mußt jetzt rein!«
    »Ja, gleich.«
    »Da kommt ein Taxi!«
    »Sitzt aber wieder jemand drin!«
    »Vielleicht wird es trotzdem frei!«
    Das Taxi hielt. Es war kein Schlitzauge.
    Ich hatte es GEWUSST!
    Hartwin stieg aus, schaute mich an und sprach: »Servus! Wie geht’s?«
    »Weißer Vorhang zu, roter Vorhang auf! Los! Larry, Mensch, die wollen noch eine zweite Zugabe!!«
    Fred stand in seiner Gasse neben der Bühne und zischte in das Mikrophon. Ich hatte ihn noch nie so engagiert erlebt.
    Mir lief der Schweiß in Bächen den Rücken herunter.
    Ganze 90 Minuten hatte meine Show gedauert. Im Abendkleid von Jasmin! Sie war schlanker als ich, und wir mußten mit ein paar Sicherheitsnadeln auf dem Rücken das Kleid schließen, weil ich den Reißverschluß nicht zubekam. Aber die Show war toll gewesen. Ich hatte geackert. Ohne Pause. Und die Leute hörten nicht auf zu klatschen!
    »Normalerweise muß man ihnen schon die erste Zugabe aufdrängen«, sagte Friedrich Feist, der magere Pianist. »Aber dette, det hab ick ooch noch nich erlebt! Mensch, Burkhaada! Besorg’s ihnen!«
    Und dann gingen wir wieder raus, Hand in Hand, und verbeugten uns. Ich strahlte in das Scheinwerferlicht. Da hinten, neben der Regie, da stand der eine Mensch, für den ich das hier gemacht hatte. Der eine Mensch, der mich interessierte. Der eine Mensch, mit dem ich leben wollte.
    »Zugabe!« brüllte ein Dicker aus der ersten Reihe.
    Friedrich setzte sich wieder an den Flügel, und ich sang für Hartwin:
    »Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh’n, und dann werden tausend Märchen wahr. Ich weiß, so schnell kann keine Liebe vergeh’n, die so groß ist und so wunderbar! ...«
    Die Leute tobten.
    Und dann passierte das, wofür ich noch

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