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Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Titel: Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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Einkaufstüten hinter ihren Stoffballen hervor. »Na? Hat es endlich geschnackelt mit euch?!«
    Wir feierten unseren Entschluß in einem chinesischen Restaurant. Es sah fast aus wie bei Pearl S. Buck.
    Jasmin freute sich wie ein Kind. »Wir werden so viel gemeinsam machen! Ich bin so froh, daß wir uns kennengelernt haben!«
    »Laßt uns heute abend mit Champagner feiern«, sagte Kurt Schatz.
    »Das geht nicht«, sagte ich. »Abends habe ich immer was vor.«
    »Hartwin kann doch mit uns feiern!« rief Jasmin.
    »Liebling! Die beiden wollen allein sein!« rügte Kurt.
    Ich grinste meine zwei Freunde und Gönner innig an. »Also,
    ich verabschiede mich jetzt mal. Meint ihr, ich finde allein aufs Schiff zurück?«
    Kurt erklärte mir, welche U-Bahn-Linie ich nehmen mußte, um zur Fähre zu gelangen, die zum Ankerplatz der »MS Blaublut« fuhr.
    Es war schon ein aufregendes Gefühl, ganz allein durch Hongkong zu fahren!
    Aber ich fühlte mich stark, glücklich und selbstbewußt. Ich war eine Frau von Welt! Ob Hildesheim oder Hongkong, Geilenkirchen, Bombay oder Saigon – ganz selbstverständlich ging ich auf zwei Beinen dahin. Ich benutzte die U-Bahn, stieg an der richtigen Stelle aus, warf meinen Kujambel in den dafür vorgesehenen Schlitz, erreichte wieder das Tageslicht, überquerte einen riesigen belebten Platz, auf dem Busse und Taxen standen, löste mein Ticket und fuhr mit der Fähre hinüber zum Schiff.
    Als ich wohlbehalten auf meiner Kabine ankam, lag auf meinem Kopfkissen ein Brief.
    Ich riß ihn auf.
    »Liebe Burkharda“, stand da, mit Computer geschrieben, »ich hoffe, du hattest einen netten Tag mit Kurt und Jasmin. Ich selber habe kaum arbeiten können. Habe heute wieder versucht, mit meinen Kindern zu telefonieren, aber die wollten nicht mit mir sprechen.
    Meine Frau hat nun die Scheidung eingereicht.
    Alles geht jetzt so schnell. Sie will in Amerika bleiben, aber ich soll dort nicht mehr auftauchen. Sie wird mir meine Sachen zum Containerhafen schicken. Die Kinder sehe ich so schnell nicht wieder. Dein Mann telefoniert nach wie vor ständig mit meiner Frau. Du hast ein Tonband über mich gehört, sagt sie. Du hast Auskünfte über mich eingeholt. Von wem? Wen hast du über mich ausgehorcht? Ich möchte so gern wissen, was du alles über mich weißt. Warum hast du mir das nicht erzählt? Wem kann ich überhaupt noch vertrauen? Ich muß heute abend allein sein. Ich werde mich überhaupt in Zukunft daran gewöhnen müssen, allein zu sein. H.«
    Mit klopfendem Herzen ließ ich den Brief sinken.
    Verdammt! VERDAMMT!! Er glaubte, daß ICH ihn bespitzelte!! Ich hätte ihm längst von diesem blöden Tonband erzählen müssen! Wenn es mir nicht so verdammt peinlich gewesen wäre! Aber so? Was mußte er nun von mir denken!
    Ich griff zum Telefon. Mit zitternden Fingern wählte ich seine Kabine.
    Es läutete lange. Ich rief im Büro an. Nichts.
    Schließlich entblödete ich mich sogar, in der Rezeption nach ihm zu fragen.
    »Herr Danz ist an Land.«
    So. Herr Danz ist an Land. Hongkong ist ja auch wirklich übersichtlich. Wer da auf der Uferpromenade langspaziert, kann gar nicht übersehen werden.
    Ich riß meinen Kabinenschlüssel vom Haken und stopfte mein Landgangmärkchen in die Jeanstasche.
    Jetzt war keine Zeit mehr zum Haarewaschen und Schönmachen. Verschwitzt und erschöpft, wie ich war, verließ ich planlos das Schiff.
    Wenn ich um einen Menschen auf dieser Welt kämpfen wollte, dann war er es. Hartwin Danz.
    Hongkong ist riesig. Man findet eher eine Stecknadel im Heuhaufen als einen bestimmten Menschen in Hongkong.
    Das war mir bewußt.
    Ich bestieg erneut die Fähre, die mich zum Banken-und-Hotel-Viertel Kowloon hinüberbrachte.
    Ich finde dich, ging es mir durch den Kopf.
    Vor einem Jahr, da hatte Fred mit mir in Auckland dieses Spielchen gespielt. Mal sehen, wie lange die Tussi braucht für eine kleine Stadt-Rallye.
    Wie anders war es doch jetzt! Hartwin spielte nicht mit mir. Aber er hatte Angst, daß ich mit ihm spielte!! Und ich war die einzige, die wußte, daß es nicht so war.
    Ich hatte keine Angst. Und nicht den geringsten Zweifel. Ich würde Hartwin Danz finden. In Hongkong.
    Wir gehörten zusammen. Rüdiger hatte den Stein ins Rollen gebracht. Die Würfel waren gefallen.
    Die Fähre legte an. Die Chinesen strömten zu Hunderten zu dem großen Taxi-und-Bus-Platz und reihten sich in eine endlose Schlange ein.
    Wohin nun, Burkharda? Wohin?
    Ich sah mich um.
    Wolkenkratzer, so weit das Auge

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