Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)
Agenda abgehakt hatte, begannen die Probleme.
Ich habe selten eine Frau gesehen, die so genügsam war wie Tilda. Sie war bereit, bei allem und jedem Abstriche zu machen. Trotzdem – oder vielleicht deshalb – gingen ihre Beziehungen mit schöner Regelmäßigkeit schief. Hatte sie sich erst einmal ordentlich in den Kerl verguckt, schaffte er es nicht mehr, sie zu befriedigen. Ein seltsames Phänomen, denn gerade in dieser Phase sollte Frau doch alles durch die rosarote Brille sehen können. Tilda hingegen plante bereits den nächsten Schritt, trug dieses modische Accessoire nur noch zur Tarnung, um dann innerlich in den Prüfmodus zu gehen. Sie fand an jeder Handlung des Objektes ihrer Begehrlichkeiten die berühmte Haarnadel im Heuhaufen, und am Ende war sie von sich so enttäuscht, dass nur noch der Schlussstrich übrig blieb.
Dass die Herren, die sich Tilda ausgesucht hatten, dabei einen nicht ganz unwesentlichen Teil dazu beitrugen, sei nicht verschwiegen. Denn sobald sie sich dieser Klassefrau einigermaßen sicher waren, ließen sie ihren wahren Egos freien Lauf. Sie mutierten zu sozial inkompetenten Wesen, die man nicht einmal mehr auf einer Party vorführen konnte, ohne sich in Grund und Boden schämen zu müssen. Sie vernachlässigten Tilda auf das sträflichste. Etwas, das ich bis heute nicht nachvollziehen konnte.
Tilda begleitete mich durch meine Scheidung. Sie war die einzige Person in meiner näheren Umgebung, die auf Anhieb verstand, dass ich litt. Und dass dieses Leiden für meine Familie nicht gesund war. Sie war es auch, die in der Endphase der Trennung viele ausführliche Gespräche mit meinem Noch-Gatten führte. Etwas, was eigentlich ich ihm schuldig war, aber nicht konnte. Ich konnte ihm nicht begreiflich machen, was ich durchmachte. Tilda konnte es. Sie machte meinem Ehemann und mir Mut, diesen Schritt zu gehen. Etwas, wofür ich ihr dankbar bin. Und wofür ich meinem Ex-Mann dankbar bin. Denn obwohl er immer wieder betonte, dass er es nicht verstand, war er bereit, mir mein Leben zurückzugeben. (Dass ich anfangs sagte, ich hätte ihm seines zurückgegeben, liegt in der Art und Weise der Betrachtung.)
So gingen Tilda und ich also hin, richteten mir eine kleine Wohnung ein, vervollständigten unsere Weinvorräte und Kleenex-Packungen, um gemeinsam einen neuen Start zu wagen. Ich als Neu-Single, sie als Verfechterin der These, dass Liebe und guter Sex sich nicht ausschließen mussten. Dass sich da zwei Dinge verbinden wollten, die dem Urknall bei der Erstehung der Welt ziemlich nahekamen, verstand sich von selbst. Ich war noch zu sehr Ehefrau, als dass ich mich in Abenteuer stürzen konnte. Tilda war zu sehr Jägerin der verlorenen sexuellen Einheit, als dass sie wirklich vorurteilsfrei an diese Sache herangehen konnte. Ich wollte sie dabei unterstützen, ehrlich und ernsthaft dabei behilflich sein, dass sie sich nicht wieder auf den – für sie – falschen Pfad begab. Vielleicht konnte ich dabei auch wieder lernen, was es hieß, auf der Pirsch zu sein.
Wie es weitergeht, erfahren Sie in:
Greta Haberland
Nicht schon wieder Kamasutra!
Eine mehr oder weniger romantische Komödie
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