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Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Titel: Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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reichte.
    Was würde Hartwin jetzt tun? Wohin würde er gehen? Er kannte in jeder Stadt die schönsten Plätze. Er war ein stiller Genießer.
    Würde er ziellos durch die Straßen irren?
    Inzwischen war es ganz dunkel geworden. Alle Wolkenkratzer erstrahlten in hellem Licht.
    Sie waren gut und gern siebzig, achtzig Stockwerke hoch. Dazwischen sah das eine runde Hochhaus richtig klein aus.
    Das runde. Hotel Furama. Das hatte im 30. Stock ein Drehrestaurant.
    Der Fahrstuhl war in wenigen Sekunden ganz oben.
    Es war wie damals in Auckland. Dieser Druck auf den Ohren! Ich schluckte. Die Kulisse der beleuchteten Wolkenkratzer unter dem Sternenhimmel von Hongkong war umwerfend. Es verschlug mir regelrecht den Atem.
    Das hier war ein Traum. So was träumt man. Daß man in schwindelnder Höhe aus einem Fahrstuhl steigt, jemanden sucht, den man liebt, und umgeben ist von riesigen bedrückenden Fensterfronten, die noch viel höher sind als man selbst, die nach oben hin kein Ende zu haben scheinen.
    Gedämpfte Musik klang mir entgegen.
    Die Leute saßen an kleinen Tischen und nahmen ihren Drink. Es war kurz vor acht.
    »Madam? Can I help you?«
    Ein netter chinesischer Platzanweiser lächelte mich hilfsbereit an.
    »Thanks, I’m looking for somebody.«
    Entschlossen schritt ich auf die gigantische Fensterfront zu. Wenn, dann saß er am Fenster. Wenn, dann saß er hier.
    Ich umrundete langsam die Plattform.
    Immer wieder schoß mir die Erinnerung an Auckland durch den Kopf. Damals war ich ein willenloses Hündchen, das hechelnd hinter seinem Herrchen herlief, nur um Aufmerksamkeit zu bekommen.
    Jetzt war ich eine erwachsene Frau.
    Die hundertprozentig dessen sicher war, was sie wollte.
    Darum war ich auch nicht im mindesten aufgeregt.
    Lauter schwarze Köpfe, schwarze glänzende Köpfe, in Gruppen beieinander.
    Und da vorne ein blonder. Hartwin hatte keine Uniform an. Sondern einen dunkelgrauen Rollkragenpullover und ein graues Jackett. Er hätte es nicht sein müssen. Es gibt viele blonde Europäer und Amerikaner in Hongkong. Er saß mit dem Rücken zu mir. Aber ich war mir sicher.
    Ich trat hinter ihn und legte ihm die Hände auf die Schultern.
    »Servus«, sagte ich. »Wie geht’s?!«
    Und dann saßen wir da. Bei einem eiskalten Tiger-Bier.
    Er schaute so ernst und bedrückt, wie ich ihn noch nie gesehen hatte.
    »Du hast ein Tonband über mich gehört.«
    »Ja.« Ich schämte mich schrecklich.
    »Wer hat dir Auskünfte über mich gegeben, Burkharda? WER?«
    »Deine Freunde aus Santa Barbara.«
    »Die Landmanns? Uschi und Wolfgang?«
    Die bedrückend schöne Alptraumkulisse der mächtigen, riesigen Hochhäuser zog im Schneckentempo an uns vorbei. Die Sterne funkelten ganz schwach über all den Neonlichtern.
    Es war symbolisch. Wir drehten uns im Kreise. Und blieben doch auf der Stelle. Und alle anderen waren noch viel höher und größer und mächtiger als wir.
    Wir konnten weder den Himmel noch die Erde sehen.
    Ich konnte nur seine Augen sehen. In einem Gesicht, das voller Zweifel war.
    Ich ergriff seine beiden Hände.
    »Deine Frau wollte nicht schlecht über dich sprechen. Also hat sie Rüdiger die Nummer von Leuten gegeben, die dich anscheinend sehr gut kennen.«
    »Ja – Landmanns sind alte Freunde von uns. Aber die geben doch keine ... Auskunft ... über mich?«
    Hartwin war sichtlich in seinen Grundfesten erschüttert.
    »Doch, Hartwin.«
    »Und was haben sie gesagt?«
    Ich schwieg. Das alles wollte ich schon längst vergessen haben. Was ging mich das Geschwätz von diesen Landmanns an? Ich hätte ihm nie davon erzählt.
    »Also meinetwegen.« Ich berichtete Hartwin in knappen Worten, was seine wohlmeinenden Freunde über seinen Charakter, seine finanziellen Verhältnisse und seine Familienvatereigenschaften gesagt hatten.
    Er entzog mir seine Hände. Und schüttelte immerfort fassungslos den Kopf. »Nein, das kann ich nicht glauben, Burkharda! Das ist wie ein schlechter Traum!«
    Und das war es auch.
    »Wir müssen da jetzt durch, Hartwin.«
    »Es ist, als ob mir der Boden unter den Füßen weggezogen wird ...« Ratlos starrte Hartwin auf das nächtliche Hongkong. Einer dieser Wolkenkratzer wechselte immerfort die Farbe. Die Lichterketten krochen an ihm rauf und wieder runter – rot, blau, lila, grün, gelb, pink und wieder rot ... »Ich habe keine Zukunft mehr ...«
    »Doch, Hartwin. Du hast eine Zukunft. Und das weißt du. Ich werde bei dir sein. Wenn du willst!«
    »Aber was bin ich an Land? Was könnte ich dir

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