Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)
mal etwas Pikantes!« stachelte ich ihn an. Hähä, Gloria! Ich hab hier das Mega-Interview!
»Der eine Weltreisende, der mit dem Wollhandschuh, verbietet, daß in der Mittagszeit jemand über seiner Kabine rumläuft. Ja Herrschaftszeiten, da ist das Schachbrett über seiner Suite, da laufen halt die Leute rum und rücken die Schachfiguren, und das macht Geräusche, aber das will der Toofmann nicht dulden.«
»Der Doofmann ...?«
»Toofmann. Er heißt Toofmann. Herr und Frau Toofmann. Steinreiche Leute. Mir blieb nichts anderes übrig, als das Schachbrett in der Mittagszeit abzusperren. Damit der Toofmann seinen Mittagsschlaf halten kann. Da war aber der Teufel los bei den anderen siebenhundertachtundneunzig Passagieren! Bullshit!
»Ja, aber ...« Mir blieb der Mund offenstehen. Warum erfuhr Gloria diese köstlichen Geschichten nicht! »Und wie haben die anderen Passagiere reagiert?«
Ich platzte vor Neugier. Das hier war viel besser als alle Skandälchen in Geilenkirchen der letzten zwanzig Jahre!
Der Hauptgang wurde serviert.
»Da hätten wir jetzt das feine Filet vom Hasenrücken mit glasierten Maronen, angelehnt an australisches Preiselbeerrotkraut, umlagert von hausgemachten Haselnußspätzle nach Ureinwohnerart«, sagte der errötende Steward mit feuchten Händen, während seine Mannen die glänzenden Bottiche von unseren Tellern rissen.
»Sind Sie sicher, daß es nicht gesottenes Känguruh im vorgeheizten Beutel an Eukalyptusblättern ist?« wisperte ich in die andachtsvolle Stille hinein. Fred Hahn warf mir einen winzig kleinen Blick zu. Einen winzig kleinen. Mit ‘nem diabolischen Lächeln drin. Ja. Sein Flaschengeist und meiner, die waren aus einem Gas.
Aber der Käpt’n hatte keinen Sinn für meinen Humor.
»Sehen Sie mal, ganz aktueller Fall. Die zwei Weiber da neben dem Hahn. Nur weil die mittags Streit im Swimmingpool hatten, mußte der Hahn sie heute zum Käpt’ns-Dinner einladen. So geht das jeden Abend. Der Hahn kriegt immer nur den Schrott.«
»Mit Ausnahmen, Käpt’n«, sagte ich und prostete ihm zu.
Der Käpt’n winkte nach dem Lakaien mit dem Cognac. »Nachschenken!
Der Vorgang mit den Teichhühnern war mir ja schon bekannt, und ich wollte ihn nicht noch einmal hören. Aber »der Hahn« interessierte mich natürlich brennend.
»Der Kreuzfahrtdirektor hat auch eine nicht immer dankbare Aufgabe«, heuchelte ich weiter Mitleid.
»Der Mann ist selber Schrott.«
»Bitte?«
»Völlig untauglich«, wetterte Schulz. »Ein Schwätzer, ein Schürzenheld, ein Alkoholiker.«
»WAAS?!« Mir blieb das gesottene Känguruh im Halse stecken.
»Der macht nur jeden Abend seine Show auf der Bühne. Hört sich selber gerne reden. Hauptsache, er steht im Mittelpunkt. Um seine Künstler kümmert er sich überhaupt nicht.«
»Stop mal, stop“, unterbrach ich. »So kann man das aber nicht sagen!« Ich fand, daß er sich – zumindest zeitweilig – echt nett um mich gekümmert hatte.
»Na gut, es mag Ausnahmen geben. Seine Ballettmädels vögelt er regelmäßig. Und seine Assistentinnen und seine Sekretärin und seine Chormädels. Da kümmert er sich mit großer Sorgfalt drum. Das muß man ihm lassen.«
Arschloch, Arschloch, Arschloch, dachte ich. Ich kippe dir dein Känguruh-Ragout in dein teigiges Gesicht.
»Und seine Hobbyfilmerei ist ihm wichtig. Aber diese Filmchen sind völlig untauglich. Alberner Schwachsinn ist das. Das kann man keinem zumuten.«
Ich schwieg. Wie konnte er als Kapitän so über seine Leute sprechen! Wenn du wüßtest, du fettes, altes, fieses Oberstreifenhorn, dachte ich, daß ich letztens nachts längst den Film von »dem völlig untauglichen Mann« gesehen habe.
»Der Mann ist mir ein Dorn im Auge«, fuhr der Kapitän ungefragt weiter fort. »Eitel, unfähig, egozentrisch. Und mit jedem dieser Frauenzimmer hat er ein uneheliches Kind.« Er bohrte sich ungeniert in den Zähnen herum.
Gloria, dachte ich, laß dein Band mitlaufen, Mädel! So spricht der Kapitän eines Fünfsterneschiffes öffentlich über seine Leute!
Und gleichzeitig wollte mir das Herz brechen.
»Und wie spricht Herr Hahn Ihrer Meinung nach über Sie?«
»Er kann mich auf den Tod nicht ausstehen. Wir grüßen uns nicht, wenn wir uns auf dem Gang begegnen. Schlimm genug, über Jahre mit so einem Idioten auf engstem Raume eingesperrt zu sein.«
»Und Sie wollen zusammen ein Fünfsterneschiff leiten?« fragte ich entgeistert. »Sie haben die Verantwortung für über tausend Menschen!«
»Soll
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