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Mord an der Leine

Mord an der Leine

Titel: Mord an der Leine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Frau hat nichts damit zu tun.«
    »Das würden wir gern selbst von ihr hören. Ich
verstehe, dass sie erschrocken war, als sie ihren Chef gefunden hat.«
    »Gar nichts begreifen Sie«, erklärte Tuchtenhagen.
Seine Stimme klang plötzlich gehetzt.
    »Sagen Sie uns, wo wir mit Ihnen und Ihrer Frau
sprechen können.«
    Es blieb ein paar Sekunden still in der Leitung.
    »Ich weiß nicht, wo meine Frau ist«, sagte
Tuchtenhagen.
    »Was soll das heißen?«
    Doch der Mann hatte das Gespräch beendet.
    Frauke starrte eine Weile auf den Telefonhörer, den
sie immer noch in der Hand hielt. Dann legte sie ihn auf den Apparat zurück und
berichtete Madsack von ihrem Gespräch mit dem Ehemann.
    »Das müssen wir mit dem Kollegen Richter besprechen«,
sagte Madsack und hievte sich in die Höhe. »Kommen Sie mit?«
    Frauke winkte ab. »Der soll seine strategischen
Entscheidungen allein treffen.« Sie nutzte die Abwesenheit des
schwergewichtigen Hauptkommissars und suchte im Internet nach Adressen von
möblierten Wohnungen. Ihr Aufenthalt im Hotel sollte nur von kurzer Dauer sein.
    Nach einer halben Stunde kam Madsack mit Putensenf im
Schlepptau zurück. »Wir haben die weitere Vorgehensweise diskutiert«, erklärte
er. »Richter meint, wir müssen dringend nach der Frau suchen. Er hat sie zur
Fahndung ausgeschrieben.«
    »Es gibt keine Anhaltspunkte, dass sie die Täterin
ist«, sagte Frauke.
    »Aber hinreichend Verdachtsmomente. Warum ist sie
flüchtig? Auch ihr Ehemann sucht sie.«
    »Das behauptet Tuchtenhagen«, wandte Frauke ein. »Den
Wahrheitsgehalt können wir nicht prüfen. Es ist auch denkbar, dass er seine
Frau vor unseren Fragen schützen möchte.«
    »Dann stimmen Sie doch unseren Überlegungen zu«, sagte
Madsack.
    »Ist meine Ansicht für irgendjemanden von Interesse?«,
fragte Frauke.
    Madsack und Putensenf tauschten einen schnellen Blick.
»Für mich schon«, bestätigte der korpulente Hauptkommissar. »Wie würden Sie
vorgehen?«
    »Wir sollten noch einmal die Wohnung aufsuchen.
Möglicherweise treffen wir die Eheleute dort an.«
    »Da stimmen wir mit Ihnen überein. Richter bemüht sich
um einen Durchsuchungsbeschluss.«
    Frauke schüttelte leicht den Kopf.
    »Sind Sie damit nicht einverstanden?«, fragte Madsack
besorgt.
    »Doch«, antwortete sie schnell. Der Reflex der
Kopfbewegung resultierte aus ihrer Überraschung, dass man sie zwar nicht zur
Lagebesprechung hinzugebeten hatte, sich aber dort offensichtlich Gedanken
gemacht hatte, wie sie vorgehen würde.
    Putensenf räusperte sich. »Wir sollten keine Zeit
verlieren. Deshalb würde ich gern mit Ihnen zur Wohnung der Eheleute fahren.
Von Wedell wird folgen, wenn wir den Durchsuchungsbeschluss haben.«
    Frauke war überrascht. Vor einer knappen Stunde hatte
Putensenf noch bekundet, nie wieder mit ihr zusammenarbeiten zu wollen. Jetzt
trottete er wortlos vor ihr zum Parkplatz, nachdem sie sich mit einem »Bis
später« von Madsack verabschiedet hatte. Obwohl sie Übung darin besaß, das
Verhalten von Menschen und deren Reaktionen einzuschätzen, verstand sie die
Hannoveraner nicht. Zumindest nicht die, denen sie auf dieser Dienststelle
bisher begegnet war.
    Putensenf sprach während der ganzen Fahrt keinen Ton.
Lediglich als Frauke, die den Weg bereits kannte, ihm Hinweise geben wollte,
knurrte er ungehalten: »Weiß ich.«
    Die Straße lag noch genauso verlassen da wie bei ihrem
ersten Besuch. Der Nieselregen hatte aufgehört, aber die dichte Wolkendecke
hing immer noch über der Stadt und tauchte alles in ein unfreundliches Grau.
    Frauke war nicht überrascht, als sich auf das Klingeln
nichts im Haus rührte. Sie wollte um den Block herumgehen und versuchen, von
der Gartenseite einen Blick ins Innere zu werfen, als aus dem Nebenhaus eine
Frau heraustrat, hinter der sich ein Kind an der Hand versteckte.
    »Wollen Sie zu Tuchtenhagens?«, fragte sie.
    »Ja. Wissen Sie, wo wir die antreffen können?«
    »Eigentlich arbeiten sie um diese Zeit. Beide. Wollen
Sie etwas abgeben? Das könnte ich entgegennehmen.«
    »Wir möchten mit Frau oder Herrn Tuchtenhagen
sprechen«, sagte Frauke.
    »Wie gesagt. Die kommen erst abends wieder. Nach
Feierabend. Obwohl …« Die Frau hielt inne.
    »Das wäre nett, wenn Sie uns einen Tipp geben
könnten.« Frauke war die wenigen Schritte zum Nachbarhaus gegangen und stand
der jungen Frau gegenüber.
    »Das ist komisch. Thomas – also Herr Tuchtenhagen –
war vorhin kurz hier. Ich habe nicht mit ihm gesprochen, aber

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