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Mord an der Leine

Mord an der Leine

Titel: Mord an der Leine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Sie vor zwei Jahren durchgeführt
haben?«
    »Die habe ich angefordert«, knurrte Richter und ließ
seinen Finger zeilenweise über das nächste Schriftstück in der Akte gleiten,
ohne Frauke weitere Beachtung zu schenken.
    Sie verließ den Raum und suchte das Büro des
Kriminaloberrats auf. Doch Ehlers war in einer Dienstbesprechung.
    »Das wird erfahrungsgemäß länger dauern«, erklärte ihr
Uschi Westerwelle aus dem Geschäftszimmer.
    Frauke stand eine Weile unschlüssig auf dem Flur. Die
offene Ablehnung, die man ihr entgegenbrachte, machte sie erschrocken. Sie war
sich nicht sicher, ob man sie ablehnte, weil sie in dieser von Männern dominierten
Welt eine Frau war, oder ob sie gemobbt wurde, weil man befürchtete, sie würde
Anspruch auf eine Führungsposition erheben. Schließlich war sie Erste
Hauptkommissarin und hätte damit formell die Teamleitung übertragen bekommen
müssen. Natürlich konnte Ehlers sie nicht am ersten Tag im neuen Umfeld mit der
Leitung eines aktuellen Mordfalles betrauen. Sie war weder mit den internen
Abläufen noch den informellen Nachrichtenwegen im Landeskriminalamt Hannover
vertraut, kannte nicht die zuständigen Mitarbeiter und hatte bisher nicht
einmal einen eigenen Schreibtisch. Und dass sie ihre Erfahrungen aus der
Flensburger Mordkommission einfließen ließ, schien bei ihren neuen Kollegen
auch auf wenig Gegenliebe zu stoßen. Schließlich gab sie sich einen Ruck und
ging zu Nathan Madsack.
    Der korpulente Hauptkommissar thronte hinter seinem
Schreibtisch und griff zu einer Serviette, die neben einem Teller auf seinem
Schreibtisch lag. Er kaute den Bissen des solide belegten Mettbrötchens zu
Ende, tupfte sich die Lippen ab und sagte: »Entschuldigung. Aber ich bin nicht
zum Frühstücken gekommen.«
    »Ich fühle mich ein wenig verloren«, sagte Frauke und
ärgerte sich, dass in ihrer Stimme ein Hauch von Resignation mitschwebte. »Ich
habe noch keinen Arbeitsplatz. Darf ich so lange bei Ihnen um Asyl bitten?«
    Madsack sprang auf, was bei ihm eher ein mühsames
In-die-Höhe-Hieven war. »Selbstverständlich«, sagte er. »Sie dürfen sich wie zu
Hause fühlen.« Er sah sie aus seinen Schweinsäuglein an und versuchte ein
freundliches Lächeln. »Möchten Sie an meinem Platz arbeiten? Ich ziehe auf die
Besucherseite des Schreibtischs um.«
    »Danke«, sagte Frauke. »Mir reicht es, wenn ich mich
an der Schreibtischecke niederlassen darf und ein paar Notizen machen kann. Und
vielleicht darf ich Ihr Telefon und den Computer mitbenutzen.«
    »Aber gern. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«
    Sie schenkte ihm ein dankbares Lächeln. »Im Augenblick
nicht.«
    Madsack nahm wieder Platz. »Sie fühlen sich nicht wohl
bei uns?«
    Frauke unterließ es, ihm zu antworten. Sie wollte ihn
nicht an ihrem aufkeimenden Ärger teilhaben lassen, dass Richter sie gern ins
Abseits stellen und zur Untätigkeit verurteilen wollte.
    »Es ist eine Frage der Gewöhnung«, versuchte Madsack
sie zu trösten. »Ihre vorwärtsdrängende Art prallt auf die eher besonnene
Arbeitsweise, die Bernd Richter in unserem Team etabliert hat.« Er sah Frauke
nachdenklich an. Dann lächelte er. »Komisch. Wenn man Vorurteile hat, sollte
man eher vermuten, dass Sie als Nordlicht den bedächtigen Part spielen. Aber in
diesem Fall ist es anders.«
    Dann griff er zu seinem Brötchen und nahm den nächsten
herzhaften Bissen. Er war noch beim Kauen, als Lars von Wedell ins Zimmer kam.
    »Ich will zu Herrn Richter. Ich habe den Mädchennamen
von Frau Tuchtenhagen. Und eine Aufstellung aller weiteren Träger dieses Namens
in Hannover.«
    »Wie viele?«, fragte Madsack.
    »Eine Menge.«
    »Und wie heißt die Dame mit Mädchennamen?«
    Die Begeisterung wich aus von Wedells Gesichtszügen.
»Meyer«, sagte er kleinlaut.
    Madsack sah Frauke an. Dann begannen beide lauthals zu
lachen.
    »Das ist nicht sehr ergiebig«, räumte von Wedell ein.
»Aber ich kann schließlich nichts dafür.« Er drehte sich um und verließ das
Büro wieder.
    Frauke zeigte auf das Telefon. Madsack nickte stumm
und reichte ihr den Apparat hinüber. Sie wählte die Handynummer Tuchtenhagens
an.
    »Ja«, meldete sich die Stimme, die sie vom ersten
Telefonat erkannte.
    »Dobermann. Polizei Hannover. Wir haben vorhin schon
einmal miteinander gesprochen.«
    »Ich habe keine Zeit für Sie«, sagte Tuchtenhagen
barsch.
    »Sie und Ihre Frau sollten unbedingt Kontakt mit uns
aufnehmen. Und zwar sofort. Ihre Frau ist Zeugin in einem Mordfall.«
    »Meine

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