Mord an der Leine
-Vergleichsanalyse
ableiten können. Das wäre so weit alles, was wir hier verrichten können. Die
Fingerabdrücke prüfen wir dann gegen die, die die Spurensicherung hoffentlich
auf der Mordwaffe feststellen konnte.«
»Ich kümmere mich um die Fotos und die DNA -Spuren. Du machst die
Fingerabdrücke, Lars«, sagte Putensenf, und Frauke wunderte sich insgeheim,
dass er ihr nicht widersprochen hatte.
Es war erstaunlich still im Raum. Frauke genoss die
Ruhe und ließ ihren Blick über die Wände wandern. Ein paar Poster, die von den
Besonderheiten des Polizeiberufs schwärmten, ein altes Plakat für eine
Polizeisportshow und ein mit Tesafilm an die Wand gehefteter Zettel, der
mahnte, das Kaffeegeschirr selbst abzuräumen, waren der traurige Schmuck, der
diesen Besprechungsraum zierte.
Als Erster kam Putensenf. Er warf Frauke einen kurzen
Blick zu und setzte sich kommentarlos zwei Plätze weiter, legte seinen
Spiralblock und einen Kugelschreiber mit abgebrochener Halterung geräuschvoll
auf die Tischplatte und begann, sich hinter vorgehaltener Hand die Zähne von
Speiseresten zu befreien.
Nathan Madsack betrat den Raum im typischen
Watschelgang korpulenter Menschen. »Mahlzeit«, grüßte er und ließ sich mit
einem Ächzen gegenüber Frauke nieder.
Uschi Westerwelle stürmte fast herein, platzierte sich
neben Frauke und fragte in die Runde: »Dauert es lange? Ich habe noch eine
Menge auf dem Schreibtisch.«
»Wie gut, dass wir nichts zu tun haben«, knurrte
Putensenf, während Madsack in seine Sakkotasche griff und eine Handvoll
Fruchtbonbons hervorzauberte.
Er bot sie in der Runde an. Als alle dankend abgelehnt
hatten, schälte er sich selbst zwei Stück aus dem Papier.
»Warst du mit Bernd zu Tisch?«, fragte Putensenf und
sah Madsack an.
»Heute nicht. Bernd wollte noch etwas besorgen und hat
in der Pause das Haus verlassen. Ich habe in der Kantine gegessen.«
»Was gab es?« Als wollte er seine Frage besonders
unterstreichen, knurrte Putensenfs Magen laut und vernehmlich.
»Ich habe Currywurst und Pommes gegessen.«
»Mit Ketchup und Mayo?«, mischte sich Frau Westerwelle
ein.
»Blöde Frage. Doppelte Portion Mayo«, antwortete
Putensenf für Madsack.
Alle drehten sich um, als Lars von Wedell in den Raum
gestürmt kam.
»Wenn du so hereinpreschst, hast du etwas Wichtiges«,
sagte Madsack und schien froh, dass sie das Thema Essen verlassen konnten.
»Das hat gut geklappt«, berichtete der junge
Kommissar, noch bevor er sich neben Madsack setzte.
»Verrätst du uns auch, was?«
Frauke registrierte mit einem Hauch Genugtuung, dass
Putensenf offenbar gegenüber jedermann sein mürrisches Verhalten zeigte.
»Die Auskunft des Telefonproviders. Thomas
Tuchtenhagen hat einen Duplexanschluss. Das heißt zwei Nummern. Eine Chipkarte
hat er in seinem tragbaren Handy, die zweite fest im Auto als Autotelefon
installiert. Gleich, welche Nummer man wählt, meldet sich stets die zuletzt im
Netz angemeldete Karte. Er kann sich also nicht selbst anrufen.«
»Das heißt, in der praktischen Anwendung läuft er nur
mit einem Gerät herum. Folglich kann seine Frau nicht mit einem Zweithandy
unterwegs sein«, warf Frauke ein.
»Richtig. Und Frau Tuchtenhagen hat nur das eine
Mobiltelefon, das sie in der Handtasche am Tatort vergessen hat.«
»Also muss sie von irgendwoher telefoniert haben, da
sie auch kein Bargeld hatte«, meldete sich Richter von der Tür, der unbemerkt
eingetreten war.
»Du kannst heute kaum noch mit Bargeld telefonieren«,
gab Putensenf zu bedenken. »Dazu benötigst du in der Regel eine Telefonkarte.«
»Die haben wir weder in der Handtasche noch im
Portemonnaie gefunden«, sagte Richter und nahm am Kopfende Platz.
»Das würde auch keinen Sinn machen«, schaltete sich
Frauke ein. »Kaum jemand, der ein Handy hat, führt zusätzlich eine Telefonkarte
mit sich herum.«
Richter klopfte mit seinem Kugelschreiber auf die Tischplatte.
»Nicht alle durcheinander. Wir sind uns einig, dass sie von irgendwoher ihren
Mann angerufen hat. Nach diesem Anschluss müssen wir suchen. Vielleicht hält
sie sich dort noch auf.«
Von Wedell hob vorsichtig seine Hand und erinnerte
dabei an einen Pennäler, der sich zu Wort melden will. Madsack zeigte mit der
Spitze des Kugelschreibers auf ihn.
»Da bin ich auch am Ball. Das dauert aber ein wenig
länger. So schnell hat der Telefonprovider die Daten nicht zur Hand.«
»Sie beziehen sich auf die beiden Mobilfunknummern des
Ehemannes?«, fragte Frauke.
»Ja.
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