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Mord an der Leine

Mord an der Leine

Titel: Mord an der Leine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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»Da würden mich Einzelheiten interessieren«, sagte er, nahm den
Hörer vom Ohr und starrte ihn an. »Aufgelegt.«
    »Hat sich der Anrufer gemeldet?«, fragte Frauke.
    »Nicht mit Namen. Dafür aber mit einem italienischen
Akzent. Er hielt mich offenbar für den Ehemann. ›Hör zu, Tuchtenhagen‹, hat er
gesagt. ›Weißt du eigentlich, dass deine Alte mit Manfredi gebumst hat?‹ Als
ich nachfragen wollte, wurde das Gespräch beendet.«
    »Ist Ihnen noch etwas aufgefallen?«
    Putensenf nickte und sah fast ein wenig zufrieden aus.
»Ja. Ein Hintergrundgeräusch. Der Anruf kam von einer öffentlichen Telefonzelle
am Kröpcke.«
    »Wie kommen Sie darauf? Gibt es dort ein
Glockenspiel?«
    »Das nicht, aber vor dem Café treten oft zwei
Straßenmusikanten auf. Die Südamerikaner spielen Schifferklavier und ein
kleines mobiles Schlagzeug. Auch ist ihr Repertoire an weinseligen Melodien
ganz typisch. Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Anruf von dort kam. Direkt
am Platz finden sich vor dem U-Bahn-Niedergang an der Georgstraße vier offene
Telefonsäulen. Da bekommen Sie alles mit, was rund um Sie geschieht.«
    »Das bietet sich förmlich als Motiv an – um auf den
Anruf zurückzukommen«, mischte sich von Wedell ein. »Manfredi hat ein
Verhältnis mit seiner Sekretärin. Es kommt zum Streit. Aus welchem Grund auch immer.
Vielleicht ist Manfredi handgreiflich geworden. Manuela Tuchtenhagen greift zum
Fleischklopfer, der als Zierde auf dem Schreibtisch ihres Chefs liegt, und …
Bum. Dann flüchtet sie in Panik und ruft ihren Mann an. Der eilt in die
eheliche Wohnung, klaubt ein paar notwendige Sachen zusammen und fährt in das
Versteck seiner Frau.«
    »Das ist eine denkbare Variante«, stimmte Putensenf
zu. »Es gibt aber noch eine andere Theorie.«
    Frauke musterte ihn neugierig.
    »Wenn Thomas Tuchtenhagen schon früher von dem Verhältnis
seiner Frau erfahren hat, dann könnte er ebenso gut als Täter infrage kommen.«
    »Gemeinschaftlich mit seiner Frau?«, fragte von
Wedell.
    Putensenf schüttelte den Kopf. »Nein. Dann wäre sie
nicht panikartig geflüchtet, wie uns die Zeugen aus dem Zeitungsladen bestätigt
haben. Zumindest nicht allein. Und da wir es nicht mit Profikillern zu tun
haben, die sich aus taktischen Gründen gleich nach der Tat trennen, wären in
diesem Fall beide gesehen worden.«
    »Aber wenn Tuchtenhagen Manfredi bereits gestern Abend
erschlagen hat?«
    »Ich möchte der Obduktion nicht vorgreifen«, schaltete
sich Frauke ein. »Aber der Tote sah nicht so aus, als hätte er schon die ganze
Nacht dort gelegen. Der Gesamtzustand deutet auf einen Todeszeitpunkt von
dreißig Minuten bis einer Stunde vor der Entdeckung hin.«
    Immerhin widersprach Putensenf nicht. »Ich werde
Richter informieren«, sagte er und wählte auf dem Handy die Kurzwahl. »Der ist
nicht im Büro«, sagte er nach einer Weile. »Ich probiere es auf dem Handy.«
Kurz darauf hatte er eine Verbindung. »Wo bist du, Bernd?«, fragte er. »Ich
kann dich schlecht verstehen. Das ist so laut.« Er hörte kurz zu. »Wir haben
auch Hunger. Also, hier hat sich Folgendes ergeben.« Dann berichtete er von den
Ereignissen, bevor Richter länger antwortete.
    »Ist gut«, verabschiedete sich Putensenf und griente.
»Bernd war gerade in der Passerelle und wollte etwas essen. Er meint, die
beiden Tuchtenhagens sind nun unsere Hauptverdächtigen, und wir sollten den
Fahndungsdruck erhöhen. Bernd wird mit Ehlers sprechen und die Überwachung der
Mobiltelefone beantragen.«
    » Des Mobiltelefons. Den Apparat der Frau haben
wir mit ihrer Handtasche an ihrem Arbeitsplatz sichergestellt«, korrigierte ihn
Frauke.
    »Es soll Leute geben, die mehr als ein Handy haben«,
maulte Putensenf.
    »Das wäre ein Punkt, den wir prüfen müssten. Die
Nachbarin hat gesagt, Thomas Tuchtenhagen verlässt das Haus morgens in der
Regel eine halbe Stunde vor seiner Frau. Herr von Wedell, das wäre doch eine
Aufgabe für Sie. Stellen Sie fest, wie lange der Mann üblicherweise zur Arbeit
braucht. Und dann fragen Sie in seiner Firma nach, ob er heute zur üblichen
Zeit dort eingetroffen ist. Es wäre außerdem hilfreich, wenn wir einen Zeugen
finden würden, der ihn heute Morgen irgendwo gesehen hat.«
    Der junge Kommissar nickte beflissen.
    »Gut. Dann sollten wir noch den Zustand in den oberen
Räumen fotografieren und dokumentieren. Sicherheitshalber sollten wir noch
Fingerabdrücke zu Vergleichszwecken aufnehmen und etwas, aus dem wir im
Bedarfsfall eine DNA

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