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Mord an der Leine

Mord an der Leine

Titel: Mord an der Leine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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das mitnehmen?«, fragte Putensenf.
    »Na klar. Wir haben eine Fotokopie davon gemacht«,
sagte der Hotelier.
    Putensenf wandte sich an Frau Kellermann. »Sie sind
sich absolut sicher, dass der Gast keinen Besuch in seinem Zimmer empfangen
hat?«
    »Das sagte ich schon«, empörte sich der Mann. »Was
glauben Sie? Wir sind ein seriöses Hotel.«
    »Ich würde das gern von Ihrer Frau hören.«
    »Mein Mann hat recht«, bestätigte Frau Kellermann.
    »Wir würden gern wissen, ob in der letzten Nacht eine
einzelne Dame bei Ihnen ein Zimmer gebucht und bar bezahlt hat«, mischte sich
Frauke ein.
    Eine leichte Zornesröte überzog Harry Kellermanns
Gesicht. »Wieso fragen Sie das dauernd?«
    »Wir unterstellen Ihnen nichts. Es ist für uns nur
wichtig, zu wissen, ob sich Ihr Gast mit einer Frau getroffen hat. Wir gehen
davon aus, dass es seine Ehefrau ist.«
    Kellermann atmete tief aus. »Nun verstehe ich
überhaupt nichts mehr«, stöhnte er.
    Seine Frau nahm die Brille ab und drehte sie am Bügel.
»Wir hatten zwei weibliche Logiergäste. Frau Neuhof wohnt schon seit eineinhalb
Jahren bei uns. Immer von Montag bis Freitag. Sie wohnt in Münster und arbeitet
hier. Irgendwo bei einer Versicherung. Die zweite Dame ist heute abgereist. Sie
hat drei Nächte hier gewohnt und eine alte Schulfreundin besucht. Die war schon
über siebzig. Ich glaube nicht, dass sie sich mit Herrn Tuchtenhagen getroffen
hat. Ob er allerdings mit einem anderen unserer Gäste gesprochen hat, kann ich
nicht sagen.«
    Das war eher unwahrscheinlich, überlegte Frauke. Und
die beiden Frauen schieden auch aus. »Hat er allein gefrühstückt?«
    »Das ist es ja«, kam Kellermann seiner Frau zuvor.
»Der ist ohne Frühstück weg. Dabei gibt es daran nichts zu mäkeln. Da hat sich
noch nie jemand beschwert über …«
    »Lass, Harry. Das hat keiner behauptet.« Frau
Kellermann legte ihrem Gatten sanft die Hand auf den Unterarm.
    »Wir würden jetzt gern das Zimmer sehen«, bat
Putensenf.
    »Kommen Sie«, sagte die Frau und ging die Treppe
voran. Die weiß gestrichenen Wände waren mit Drucken alter Hannoveraner
Ansichten verziert. Die frühen Herrenhäuser Gärten schienen es dem
Hotelierehepaar besonders angetan zu haben. Auf einzelnen Treppenstufen und
auch im Gang lockerten sauber gepflegte Topfpflanzen die Hotelatmosphäre auf.
Frau Kellermann blieb vor der Tür mit der Aufschrift »14« stehen, fingerte aus
einem Bund den passenden Schlüssel heraus und öffnete.
    Der kleine Raum war schlicht und sauber. Ein Schrank,
ein schmaler Schreibtisch mit Stuhl und ein Doppelbett waren neben der Kofferbank
die ganze Einrichtung.
    »Sie haben nur Doppelzimmer und vermieten es auch als
Einzelzimmer?«, fragte Frauke.
    »Nein. Die Mehrzahl unserer Räume sind Einzelzimmer.
Aber der Gast hat ausdrücklich nach einem Doppelzimmer gefragt.«
    »Und es nicht benutzt«, stellte Frauke fest. Das Bett
auf der Fensterseite war zurückgeschlagen und sah benutzt aus, während auf dem
zweiten ein offener Koffer lag.
    »Wir haben da hineingesehen«, entschuldigte sich die
Frau. »Und Ihre Kollegen auch. Wir wollten ja wissen, was los ist.«
    »Ist schon gut«, beruhigte sie Putensenf.
    Frauke warf einen Blick ins Badezimmer. Es war benutzt
worden. Aber Tuchtenhagen hatte nichts zurückgelassen. Auch die Schränke waren
leer.
    »Hat der Mann telefoniert?«, fragte Putensenf.
    »Wir haben in den Zimmern kein Telefon mehr«, sagte
Frau Kellermann. »Es lohnt nicht. Heute hat jeder sein eigenes Handy. Und die
hohen Kosten für die Anlage rechnen sich nicht. Dafür hat er aber ferngesehen.«
    Frauke warf einen Blick in den Papierkorb. Dort fanden
sich eine leere Mineralwasserflasche und die Verpackungen zweier Minisalamis.
    »Wann können wir das Zimmer wieder nutzen?«, fragte
Frau Kellermann.
    »Wir nehmen die Sachen mit. Auch den Inhalt des
Papierkorbs. Dann ist der Raum wieder frei«, erklärte Frauke und fuhr fort, als
Putensenf sie fragend ansah: »Die Spurensicherung benötigen wir nicht. Für uns
steht einwandfrei fest, wer hier übernachtet hat.«
    Frauke hatte noch einen Blick zum Fenster
hinausgeworfen.
    Es war zwar nicht gänzlich unmöglich, von der
Rückseite aus hineinzugelangen, aber so viel Artistik traute sie Manuela
Tuchtenhagen nicht zu. Für Frauke stand fest, dass Thomas Tuchtenhagen die
Nacht allein zugebracht hatte.
    Sie verließen das Zimmer und kehrten zur Rezeption
zurück.
    »Wer bezahlt uns jetzt die Rechnung? Wir kleinen
Hotelbesitzer haben nichts

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