Mord an der Leine
zu verschenken«, fragte Harry Kellermann.
»Wir werden nach dem Mann suchen. Versprochen«, sagte
Putensenf und drückte dem Hotelier so kräftig die Hand, dass der
zusammenzuckte.
»Es scheint, als hätten sich die Tuchtenhagens hier
verabredet, da sie davon ausgehen müssen, dass ihre Wohnung überwacht wird«,
überlegte Putensenf laut, als sie wieder im Auto saßen.
»Der Mann hat auf Anweisung seiner Frau ein paar
persönliche Gegenstände zusammengerafft und mit ins Hotel geschleppt. Aus
irgendeinem Grund ist Manuela Tuchtenhagen aber nicht erschienen«, stimmte
Frauke zu.
»Wenn er bar bezahlt hätte und mit seinen beiden
Koffern wieder verschwunden wäre, hätten wir nicht gewusst, wo sich
Tuchtenhagen aufgehalten hat«, sagte Putensenf.
»Uns fehlt im Augenblick die Antwort auf die Frage,
warum er anscheinend überhastet aufgebrochen ist und die Sachen seiner Frau
zurückgelassen hat. Weiß er oder geht er davon aus, dass sie die Dinge nicht
mehr benötigt?«
»Wie soll Manuela Tuchtenhagen zur notwendigen
Grundausstattung gekommen sein? Nach unserem Erkenntnisstand ist sie ohne Geld
und Papiere unterwegs. Irgendwo ist sie untergeschlüpft und wird versorgt.«
»Selbst wenn ihr Ehemann davon erfahren hat, lässt man
die Sachen nicht liegen. Außerdem gibt es keinen Grund, die Rechnung nicht zu
begleichen. Nein, Herr Putensenf. Da steckt etwas anderes dahinter.«
»Sie sind doch sonst immer so überschlau. Nun verraten
Sie mir die Lösung.«
»Haben Sie schon einmal etwas von den weiblichen
Geheimnissen gehört?«, erwiderte Frauke.
Richter hatte sich den Bericht der beiden Beamten
angehört, als die vom Hotel ins LKA zurückgekehrt waren.
Frauke musste sich überwinden, den Hauptkommissar
nicht zu bitten, mit dem nervösen Tippen seines Kugelschreibers auf die
Schreibtischplatte aufzuhören.
Frauke hatte es Jakob Putensenf überlassen, vom
Einsatz zu erzählen, während sie abwechselnd Richter und die von Kinderhand
gemalten Bilder, die mit Tesafilm an der Wand befestigt waren, betrachtete. Der
Teamleiter musste unter einer enormen Anspannung stehen, denn er war ihrem
Blick sofort ausgewichen. Frauke fragte sich, ob Kriminaloberrat Ehlers ein
paar kritische Worte hatte verlauten lassen. Tatsächlich hatte sie Grund zur
Klage und konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass insbesondere Richter
abblockte. Umso überraschter war sie, als der Teamleiter sie nach dem Ende von
Putensenfs Bericht ansprach.
»Das ist ein merkwürdiges Verhalten, das Tuchtenhagen
an den Tag legt. Wie denken Sie darüber?«
»Ich kann es mir nicht erklären. Man könnte sich eine
Theorie zusammenreimen, wenn der Mann seiner Frau beim Untertauchen hilft.
Losgelöst von rechtlichen Tatbeständen wäre das eine nachvollziehbare Reaktion.
Offensichtlich war das auch so beabsichtigt, aber die Eheleute müssen sich
verpasst haben. Wir wissen nicht, was Manuela Tuchtenhagen daran gehindert hat,
ins Hotel Kellermann zu kommen. Ebenso rätselhaft ist es, dass ihr Mann
fluchtartig verschwunden ist und den Koffer seiner Frau zurückgelassen hat.«
Richter entspannte sich ein wenig. Er schien zufrieden
zu sein, dass Frauke keine Lösung herbeizaubern konnte und genauso ratlos
schien wie er selbst.
»Ich habe die Genehmigung zum Abhören von
Tuchtenhagens Handy und dem Festnetzanschluss bekommen. Die Technik ist am
Ball. Außerdem erhalten wir Unterstützung vom Mobilen Einsatzkommando. Das MEK wird für zunächst zwei Tage eine
Rund-um-die-Uhr-Überwachung des Wohnhauses vornehmen, falls einer der beiden
dort auftauchen sollte. Außerdem haben wir die Genehmigung, Tuchtenhagens Konto
zu überwachen. Sobald er mit seiner EC -
oder einer seiner beiden Kreditkarten bezahlt, werden wir informiert.«
»Mehr können wir im Augenblick nicht unternehmen«,
pflichtete Frauke ihm bei, während Putensenf voller Erstaunen über das
plötzliche Einvernehmen abwechselnd Frauke und Richter ansah.
»Nathan ist dabei und eruiert, ob Tuchtenhagen
Verwandte rund um Hannover hat«, sagte Richter. »Übrigens … Frau Westerwelle
hat mit der Staatsanwaltschaft in Oldenburg gesprochen. Jetzt sucht man dort
die Akten.«
»Kann ich Sie unterstützen und die beschlagnahmten
Geschäftsunterlagen aus Manfredis Büro mit sichten?«, fragte Frauke.
»Soweit ich sehen konnte, gab es dort nichts
Bemerkenswertes. Da ein Großteil der Dokumente und Briefe auf Italienisch
abgefasst war, habe ich alle Papiere zur Übersetzung gegeben, nachdem Sie
versichert
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