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Mord an der Leine

Mord an der Leine

Titel: Mord an der Leine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Rede stellen wollte? Dabei ist es zum Streit gekommen,
und …«
    »Bum«, sagte Putensenf laut und ließ dabei seine
geschlossene Faust auf die Tischplatte fallen.
    »Das ist die Spur, die wir verfolgen«, versuchte
Richter die Diskussion zu kanalisieren und überging Fraukes Wortmeldung, die
sie dezent durch ein leichtes Heben der Hand angedeutet hatte.
    »Die Kollegin Dobermann wollte etwas sagen«,
unterbrach Ehlers.
    »Der Anruf bei Tuchtenhagen, den Herr Putensenf
entgegengenommen hat und in dem der Unbekannte mitteilte, dass die Frau ein
Verhältnis mit Manfredi hat, erfolgte aber erst nach dem Mord. Wenn Thomas
Tuchtenhagen der Mörder ist, muss er einen anderen Grund gehabt haben.«
    Richter lehnte sich zurück und ließ ein fast höhnisch
klingendes Lachen hören. Er hatte Frauke bei einem nicht logischen Einwand
erwischt. Sie selbst hatte es auch bemerkt und ärgerte sich über sich selbst.
    »Der Ehemann kann es doch schon früher aus einer
anderen Quelle erfahren haben.« Dann drehte sich Richter zu von Wedell. »Sie
sind noch jung in unserer Branche. Darum nehme ich es Ihnen nicht übel,
wenn Sie voreilige Schlüsse ziehen. Und nun sollten wir uns um die wichtigen
Dinge kümmern. Als vordringlich sehe ich die Fahndung nach dem Ehepaar
Tuchtenhagen. Frau Dobermann sollte sich der Sache annehmen. Irgendwelche
Einwände?«
    Wegen des vorhergehenden Patzers konnte Frauke nicht
aufbegehren. Das gehörte zu den Spielregeln. Sie wusste ebenso wie Richter,
dass der gesamte Fahndungserfolg im Augenblick davon abhing, dass sie den
beiden auf die Spur kamen. Richter konnte sie dafür verantwortlich machen. Auf
der anderen Seite wusste der Teamleiter, dass ihr als neuer Mitarbeiterin die
Kommunikationswege und Verfahrensweisen in Hannover unbekannt waren. Außerdem
verfügte sie weder über einen eigenen Arbeitsplatz noch über die erforderlichen
Einrichtungen und Papiere für eine effiziente Polizeiarbeit. Das war Mobbing in
Reinkultur. Und sie war im Augenblick machtlos.
    »Wo sind die Akten der früheren Ermittlung, Herr
Richter?«, fragte der Kriminaloberrat. »Ich habe gehört, dass die Unterlagen
gestern angefordert wurden und immer noch nicht vorliegen.«
    »Ich kümmere mich darum«, antwortete Richter und warf
Frauke einen giftigen Blick zu.
    Ehlers klopfte als Zeichen für das Ende der
Besprechung einmal kurz auf den Tisch. Schweigend schoben die Polizisten ihre
Stühle zurück, standen auf und verließen den Raum.
    »Frau Dobermann«, wurde Frauke auf dem Flur von Lars
von Wedell angesprochen. »Das war unfair von Richter.«
    Frauke antwortete nicht.
    »Ich meine, wie Richter Sie vorführen wollte.«
    »Das ist ein Naturgesetz. Wenn ein fremdes Tier die
Lichtung betritt, röhrt der Platzhirsch laut und vernehmlich.«
    »Sie sind aber kein Hirsch«, wandte von Wedell ein.
»Schade, dass Sie gestern keine Zeit hatten, mit uns in die Pizzeria zu gehen.
Da war gestern Abend ordentlich Betrieb, sodass meine Freundin und ich an einem
fremden Tisch Platz nehmen mussten. Dort saß einer, der sich mit seiner
Begleitung über den verschwundenen Ehemann unterhielt. Teilweise sprachen sie
deutsch, zum Teil italienisch. Der Gast sprach davon, dass er bei
Schröder-Fleisch arbeiten würde. Da ist das natürlich Tagesgespräch. Ich habe
mich neugierig gestellt, und er hat eifrig erzählt. Er behauptete, Tuchtenhagen
zu kennen. Der ist dort für die Qualitätskontrolle zuständig. Und für die
Hygiene. Dabei hat er sich alles andere als beliebt gemacht. Und Manuela
Tuchtenhagen will er auch schon begegnet sein. Die war ein- oder zweimal in der
Wurstfabrik und hat dort Fleischpakete abgeholt. Direkt in den Kofferraum.«
    »Mensch. Das ist doch ein wichtiger Hinweis. Das
hätten Sie eben in der Besprechung sagen müssen«, sagte Frauke in leicht
tadelnder Tonlage.
    »Nachdem Richter mich so abgebürstet hat?«
    »Haben Sie Name und Anschrift Ihres
Gesprächspartners?«
    Von Wedell schüttelte den Kopf. »Ich wollte mich nicht
als Polizist zu erkennen geben. Ich habe aber Judith, die Wirtin, gefragt. Sie
hat mir versichert, sie würde Simone kennen. Er würde dort oft verkehren.«
    »Simone? Eben sprachen Sie von einem Mann.«
    Von Wedell lächelte und zeigte dabei zwei Reihen
weißer Zähne. »Simone ist ein Mann. Er ist auch Italiener.«
    »Mir begegnen im Augenblick zu viele Südeuropäer.
Schließlich vermutet Jakob Putensenf anhand des Dialekts, dass der unbekannte
Anrufer in Tuchtenhagens Haus auch Italiener

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